Am Montagabend (8.5.) saß Rolf Dören gemütlich in seiner Wohnung in der Schwerter Innenstadt, als er auf einmal ein lautes Knallen hörte. Als er aus dem Fenster schaute, sah er schließlich auf der anderen Seite der Innenstadt das Abschluss-Feuerwerk der Maikirmes. Was für den Schwerter blieb, war ein bedrückendes Gefühl.
Tag der Befreiung
„Das Knallen hat mich erst einmal an die Gräueltaten in Bachmut erinnert, wo der Krieg zum Gedenktag der Kapitulation der Wehrmacht noch einmal intensiviert wurde“, berichtet Dören. Der 8. Mai, an dem auch der Abschluss der diesjährigen Maikirmes gefeiert wurde, gilt als Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Jahr 1945.
In Russland steht der 9. Mai (Datumsunterschied durch Zeitzonen bedingt) zudem für den Tag des Sieges über NS-Deutschland. Der russische Präsident Wladimir Putin intensivierte die russischen Kriegshandlungen im Vorfeld des Feiertags, um die ukrainische Stadt Bachmut bis zum Tag des Sieges vollständig einzunehmen.
„Für mich war das in dieser Situation sehr erdrückend, weil ich an die Menschen denken musste, die aus dem Krieg zu uns geflüchtet sind“, erklärt Rolf Dören. „Vielleicht ist ein Feuerwerk genau an diesem Tag ein bisschen heftig.“ Selber musste Rolf Dören die Leiden eines Krieges nicht am eigenen Leib erfahren, erinnert sich aber noch an die Erzählungen seiner Eltern. „Mein Vater ist fast 100 Jahre alt und hat den Zweiten Weltkrieg noch erlebt. In meinem damaligen Zivildienst habe ich auch viel von Betroffenen und den Folgen des Krieges erfahren.“
Andere Möglichkeiten
Es gehe Dören in keiner Weise darum, Menschen Feuerwerke gänzlich zu verbieten. Er wolle, dass die Leute sich amüsieren können, wundert sich aber, dass niemand den Gedenk- und einstigen DDR-Feiertag „auf dem Schirm“ hatte. „Wahrscheinlich hat niemand bei der Stadt an die Symbolik dieses Tages, auch in Bezug auf den aktuellen Ukraine-Krieg, gedacht“, so Dören. „Vielleicht könnte die Stadt in Zukunft auf dieses so wichtige Datum für unsere Demokratie hinweisen.“
Dass der 8. Mai in den kommenden Jahren erneut auf einen Montag fällt, an dem der Kirmes-Abschluss gefeiert wird, ist ohnehin ausgeschlossen. Mit Blick auf die Situation der aus dem Krieg geflohenen Menschen in Schwerte könnte sich Rolf Dören für das Feuerwerk aber anderer Möglichkeiten vorstellen.
„Vielleicht könnte man einen Abschluss ohne das laute Knallen konzipieren, da Feuerwerk sowieso in der Kritik steht.“ Als möglichen Ersatz stellt der Schwerter beispielsweise Lichtinstallationen oder eine „Laser-Show“ in Aussicht.
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