Kai Mathias (47) aus Schwerte macht Kettensägen-Kunst Wie eine Eule in nur 30 Minuten entsteht

Eine Eule in nur 30 Minuten: Kai Mathias macht Kettensägen-Kunst
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Die Holzspäne fliegen, es riecht nach Benzin und duftet nach Eichenholz. Kai Mathias (47) aus Schwerte-Westhofen ist in seinem Element. Er trägt einen Gehörschutz und rückt gerade einem großen Holzklotz mit einer seiner Kettensägen zu Leibe. Zuvor hatte der 47-Jährige mit farbiger Kreide ein paar Hilfslinien auf den Klotz gezeichnet. Was das werden sollte, war für den Beobachter zwar nicht nachvollziehbar, aber Kai Mathias war sich sicher: „Ich kann die Eule schon sehen!“

Und tatsächlich, nach nur knapp drei Minuten ist die Form des Nachtvogels erkennbar. Eine knappe halbe Stunde hat der Westhofener ab dann noch Zeit, um der abstrakten Form Details zu verleihen und dem tierischen Vorbild möglichst nahezukommen. Kai Mathias übt nämlich gerade für einen Speedcarving-Wettbewerb. Beim „Speedcarving“ geht es darum, in einer bestimmten Zeit Skulpturen aus Holz nur mit Kettensägen, Fräsen und Schleifmitteln zu erzeugen.

Für seine Übungseule hat Kai Mathias 30 Minuten eingeplant. Und so spult er konzentriert einen Schritt nach dem anderen ab. Nach sieben Minuten legt er den Umriss des linken Flügels an. Nach zehn Minuten arbeitet er grob die Form des Schwanzes aus. Und nach 17 Minuten sind am linken Flügel schon Federn zu sehen.

Kettensägen-Künstler Kai Mathias aus Westhofen bei der Arbeit an einer Eule. Im Vordergrund liegen verschiedene Kettensägen.
Bevor er mit der Arbeit an der Eule begonnen hat, hat sich Kai Mathias verschiedene Kettensägen und andere Werkzeuge bereitgelegt. © Susanne Hoffmann

Schnitt für Schnitt

Nun legt Kai Mathias die Kettensäge – er arbeitet mittlerweile mit einem Carving-Schwert, dessen Ende recht spitz zuläuft – aus der Hand. Die 19. Minute läuft, als der Westhofener auf die Knie geht, Kreide aus der Hosentasche zieht und die Augen vorzeichnet. Er wirft einen kurzen kritischen Blick auf sein Werk, dann greift er wieder zur Kettensäge und arbeitet die Form des sogenannten Gesichtsschleiers grob aus.

Einen Schnabel braucht eine Eule auch – und Ohrfedern. Und Füße. Kai Mathias arbeitet sich Schritt für Schritt oder besser Schnitt für Schnitt vorwärts. Er tauscht die Säge erst gegen einen Fräßkopf, um die Augenhöhle anzulegen, danach nimmt er einen stumpfen Fräser auf einem Gratschleifer zu Hand. Damit erzeugt er schwarze Pupillen. Es riecht nach verbranntem Holz. Und nun blickt einen die Eule direkt an.

Um dem Federkleid mehr Tiefe zur verleihen, nutzt Kai Mathias dunkle Sprühfarbe. „Normalerweise macht man das mit einem Brenner, aber beim Speedcarving geht es so einfach schneller.“ Mit einem Schleifmob geht er über das Holz und schenkt der Eule so ein schönes Gefieder. Danach greift er noch zum Fingerschleifer und feilt an letzten Details. Voilà! Die Eule ist fertig.

Kettensägenkünstler Kai Mathias aus Schwerte-Westhofen arbeitet an einer Eule.
Eine Eule muss auch Augen haben: Kai Mathias legt die Form an. © Susanne Hoffmann

Kritischer Blick

Kai Mathias beäugt sein Werk kritisch. „Irgendwas kann man immer verbessern. Der Kopf ist zu klein.“ Doch der 47-Jährige nimmt es sportlich. Denn für den gelernten Maurer und Stuckateur, der als Handwerker sehr gefragt und deswegen in den Vorwochen selten zum Schnitzen mit der Kettensäge gekommen sei, gehe es beim Sägen vor allem darum, abzuschalten. „Mein Motto ist: Säge an, Welt aus.“

Das Schnitzen mit der Kettensäge ist für ihn längst mehr als ein gelegentlicher Zeitvertreib. Kai Mathias spricht von einem „erweiterten Hobby“. Mit einem Herz, das nebenbei beim Brennholz-Schneiden entstanden ist, sei es losgegangen. Das Herz kam gut an. Und in Kai Mathias war das Interesse am Kettensägen-Schnitzen geweckt worden. Er fuchste sich rein, probierte immer mehr aus und nach und nach wuchs die Zahl an Kettensägen und anderen Werkzeugen.

Damit fertigt er Auftragsarbeiten an, besucht Events, wo er Gleichgesinnte trifft, sägt mit anderen um die Wette, macht Vorführungen und gibt sein Wissen auf Lehrgängen weiter. Wer sich einen Eindruck von den Arbeiten des Westhofeners verschaffen möchte, findet zum Beispiel auf Instagram Eindrücke. Dort ist er als „chainsaw_carving_kai“ unterwegs. Und auf seiner Homepage finden Interessierte noch mehr Informationen.