Die K20n in Schwerte soll weitergeführt werden. Das ist schon seit Jahren Gesprächsthema in der Stadt, denn nicht alle sind für den Weiterbau. Bürgerinnen und Bürger hatten zu Beginn der Planungen zahlreiche Unterschriften gesammelt, weil sie dagegen sind, dass wieder einmal ein Stück Natur einer neuen Straße weichen muss – oder dass Anwohnerinnen und Anwohner unter zukünftiger Lärmbelästigung leiden müssen.
Doch im Juni 2020 hat die Mehrheit im Rat der Stadt Schwerte dafür gestimmt, die Planung der Kreisstraße fachlich zu unterstützen und kooperativ zu begleiten. Aktuell laufen Prüfverfahren – darunter das sogenannte „Linienbestimmungsverfahren“. Dessen Ziel ist es, den grundsätzlichen Streckenverlauf und die Streckencharakteristik der künftigen K20n festzulegen. Außerdem soll so auch die Netzverknüpfung von Straßen geklärt werden.

Bürgerinitiative kämpft weiter
„Erst das Linienbestimmungsverfahren wird nach Abwägung aller Einflüsse und Belastungen die Variante (des Streckenverlaufs, Anm. d. Red.) festlegen“, heißt es dazu vom Kreis Unna. „Hierfür sind umfangreiche Gutachten mit Langzeitstudien erforderlich. Allein die Umweltverträglichkeit beinhaltet eine Betrachtung aller vier Jahreszeiten.“
Obwohl der Weiterbau der Straße im Grunde beschlossen ist, gibt es noch immer die Bürgerinitiative (BI) „Naturerhalt statt Asphalt - Keine Weiterführung der K20n“. Zahlreiche Schwerterinnen und Schwerter engagieren sich gegen den Straßenbau – und werden offensichtlich nicht damit aufhören, denn der Wille ist groß: „Wir kämpfen weiter. Gerade auch für die Natur, die Tierwelt und den Klimaschutz“, erklärt BI-Sprecherin Silvia Kötter-Brökelschen aus Schwerte.
Und derzeit kommt auch von offizieller Seite wieder Bewegung in die Debatte rund um die K20n – allerdings anders, als die Bürgerinitiative es sich erhofft hatte. Denn im Kreistag in Unna wurde ein Prüfantrag zur K20n abgelehnt, der von den Grünen, der Fraktion Die Linke/UWG sowie den Wählergemeinschaften GFL und WfU gestellt worden war.
„In dem Antrag ging es darum, zu prüfen, ob der Luftreinhalteplan (LRP, Anm. d. Red.) von 2014 noch eine Grundlage für den Bau der K20n bietet“, sagt Silvia Kötter-Brökelschen. Bis 2021 habe es eine Messstation an der Hörder Straße gegeben, die die letzten erhöhten Emissionswerte in den Jahren 2018 und 2019 gemessen habe: „Wenn es doch dort seit so vielen Jahren keine erhöhten Werte mehr gibt, ist eines der Hauptargumente zum Bau der Straße hinfällig. Daher hatten wir gehofft, dass dem Prüfantrag zugestimmt wird“, erklärt die Sprecherin der Bürgerinitiative.
Der Antrag hätte außerdem vorgesehen, zu prüfen, inwiefern die Planungen für die K20n ausgesetzt werden müssen, solange der Ausbau der B236 erfolgt. Denn erst nach Abschluss der dortigen Baumaßnahmen kann laut Antrag der Verkehrsfluss neu betrachtet werden.
Luftreinhalteplan von 2014
„Zu bedenken wäre auch: Wenn der Luftreinhalteplan nicht mehr greifen würde, weil er veraltet ist – würde dann überhaupt die Förderung greifen? Wie viel mehr Kosten würden auf die Stadt Schwerte und den Kreis Unna zukommen?“, fragt sich die Schwerterin.
Der Kreis Unna antwortet darauf wie folgt: „Gespräche mit dem Land für die Gewährung von Fördergeldern werden erst nach dem Linienbestimmungsverfahren geführt. Der Kreis Unna sieht keine Bedenken für die Genehmigung. Über konkrete Kosten kann man in der frühen Planungsphase noch keine Auskunft geben. Der Förderanteil wird bei voraussichtlich 75 Prozent liegen. Die K20n kann nur mit einer Förderzusage vom Kreis gebaut werden.“
Letzte Messung 2021
Auch die Bezirksregierung in Arnsberg bezieht Stellung zum Luftreinhalteplan und unterstreicht, dass dieser hinsichtlich der festgelegten Maßnahmen die jeweils zuständigen Behörden an den Plan binde, solange dieser bestehe. „Die Maßnahme im LRP mit Bezug zur K20n enthält einen Prüfauftrag und ist hinsichtlich der Umsetzung ergebnisoffen ausgestaltet. Die Belange der Luftreinhalteplanung sind hierbei ein Abwägungsgrund. Die Umsetzungsentscheidung liegt letztlich beim Kreis Unna“, heißt es in einer Antwort der Pressestelle.
Außerdem weist man in Arnsberg darauf hin, dass die NO2-Belastung (Stickstoffdioxid, Anm. d. Red.) letztmalig für das Kalenderjahr 2021 durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz getestet worden sei. „Für 2021 wurden 32 Mikrogramm pro Kubikmeter ermittelt, für das Jahr 2020 33 Mikrogramm pro Kubikmeter, was auf ein relativ konstantes Niveau schließen lässt. Der Grenzwert liegt aktuell bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.“ Das würde bestätigen, dass derzeit keine akute Überschreitung des Wertes an der Hörder Straße vorliegt.
„Wir würden uns einfach wünschen, dass noch einmal geprüft werden könnte, bevor derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden auf der Grundlage von Zahlen und Plänen, die nicht aktuell sind“, sagt Silvia Kötter-Brökelschen. Die Bürgerinitiative wolle weiter aktiv bleiben, weiter nachhören und vor allem weiter für die Natur und gegen die Weiterführung der K20n kämpfen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 16. November 2024 erschienen. Wir veröffentlichen ihn an dieser Stelle erneut.