Die Flugeigenschaften seiner Coronadrohne hat Jannis Elm für seine Examensarbeit als Wirtschaftsingenieur auf Herz und Nieren getestet.

© Monika Elm

Coronadrohne „made in Schwerte“: Mehr als eine Waffe gegen die Pandemie

rnWie ein Flugzeug

Die Kameradrohne, die er vor Jahren zum Schutz von Rehkitzen vor den Mähdreschern der Bauern entwickelte, hat sich durchgesetzt. Jetzt hat Jannis Elm eine Coronadrohne konstruiert.

Schwerte

, 05.09.2021, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Und dann brach die Flutkatastrophe über das Ahrtal herein. Ursprünglich hatte Jannis Elm an einer Transportdrohne getüftelt, die dringend benötigte Medikamente wie beispielsweise Corona-Impfstoff zu schwer zugänglichen Orten bringen sollte. „Eine schnelle und sichere Versorgung ist nur aus der Luft möglich“, sagt er.

Doch die verheerenden Berichte vom Überschwemmungsgebiet brachten den Wirtschaftsingenieur auf die Idee, den Einsatzzweck zu erweitern: Das Fluggerät könnte doch auch mit einer Kamera bestückt werden, um den Rettungskräften einen ersten Überblick über eine Katastrophenlage zu verschaffen oder ihnen gar bei der Suche von Vermissten zu helfen.

Examensarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen

Ruckzuck einsetzbar und robust musste dafür die Drohne sein, die der Schwerter für seine Examensarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen (Hagen) konstruierte. Über das weitere Anforderungsprofil informierte er sich bei Praktikern: Beim Technischen Hilfswerk in Iserlohn konnte er sich genauso die aktuelle Ausrüstung anschauen wie beim Roten Kreuz in Schwerte.

„Die haben alle Multikopter mit vier oder sechs Armen“, berichtet er. Also herkömmliche Drohnen, wie man sie mit ihren Hubschrauberantrieben kennt: „Aber keiner setzt Flächenflugzeuge mit normalen Tragflächen ein.“ Ein ausführlicher Vergleich zeigte Jannis Elm aber: Für seinen Einsatzzweck vereinte ein ferngesteuertes Flugzeug die meisten Vorteile auf seiner Seite.

In der Garagenwerkstatt wurden die Tragflächen, Leitwerke und anderen Bauteile für die Coronadrohne gebastelt und lackiert.

In der Garagenwerkstatt wurden die Tragflächen, Leitwerke und anderen Bauteile für die Coronadrohne gebastelt und lackiert. © Monika Elm

Also machte sich der Schwerter in seiner Garagenwerkstatt am Stadtrand ans Werk. Dem Ergebnis sieht man deutlich an, dass er vor seinem Studium bei der Lufthansa in Hamburg den Flugzeugbau als Fluggerätemechaniker von der Pike auf gelernt und sich schon seit seiner Jugend dem Flugzeugmodellbau verschrieben hat.

„Mit 16 Jahren hat die Begeisterung für Flugzeuge angefangen“, erzählt er. Eine Ausstellung am Dortmunder Flughafen, bei der kleine Modellmaschinen zu bewundern waren, ließ den Funken für das Hobby überspringen. Auch am Ruhrtalgymnasium war er dann später vorn mit dabei, als man im Unterricht Wasserraketen steigen ließ.

Elms Kameradrohne zum Rehkitz-Schutz setzte sich durch

Aus Styropor, Balsaholz und Glasfaser entstand ein 1,70 Meter langer Flieger mit einer Spannweite von 1,80 Metern. „Ich habe ein halbes Jahr daran gearbeitet“, berichtet der Wirtschaftsingenieur. Die elektronischen Bauteile vom Akku bis zum Geschwindigkeitsmesser wurden zunächst in einem kleineren Fertigmodell aus Styropor getestet.

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Dabei stand das automatische Landen und Starten genauso wie die Navigation auf dem Prüfstand: Über einen GPS-Empfänger auf dem Rumpf fliegt die Drohne nacheinander beliebig viele Zielpunkte an, die vorher auf einer Google-Maps-Karte gespeichert worden sind. Für die Steuerung und Überwachung genügt ein normales Notebook. Denn der Drohnenführer muss – so will es die Vorschrift – jederzeit eingreifen können.

Eine Spannweite von 1,80 Metern und eine Rumpflänge von 1,70 Metern hat die Coronadrohne, die Jannis Elm konstruiert hat.

Eine Spannweite von 1,80 Metern und eine Rumpflänge von 1,70 Metern hat die Coronadrohne, die Jannis Elm konstruiert hat. © Monika Elm

Erfolgreich absolvierte das große, schwarze Modell mit dem Rotkreuz-Emblem auf den Tragflächen seine Probeflüge über Feldern und Wiesen der Ruhrstadt. Für deren Bewirtschaftung hatte Jannis Elm schon als junger Student einen Drohneneinsatz erfunden, als bei Mährbeiten am Hanseweg ein Rehkitz von den Messern erfasst und getötet worden war.

Um solche tragischen Unglücke künftig zu verhindern, konstruierte er damals eine Kameradrohne, mit denen Felder vor der Mahd auf Rehkitze abgesucht werden können. Dieses Verfahren ist inzwischen bei vielen Bauern zum Standard geworden.

Man darf deshalb gespannt sein, ob der Coronadrohne eine ähnliche Zukunft bevorsteht. Der Entwickler würde sie gern zusammen mit anderen Flugbegeisterten weiterentwickeln. Vor allem an der automatischen Landung muss noch ein wenig gefeilt werden.

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