Schwerter Landwirt Axel Lohmann blickt auf 2023 zurück „Es war eine Zitterpartie“

Landwirt Axel Lohmann blickt auf 2023 zurück: „Es war eine Zitterpartie“
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Ob die Aussaat im Frühling, die Entwicklung der Pflanzen im Sommer oder die Ernte im Herbst – die Regenfälle des vergangenen Jahres und die daraus resultierende extreme Nässe stellten die Landwirtinnen und Landwirte 2023 ganzjährig vor große Herausforderungen. Nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands haben die Niederschläge des letzten Jahres die Arbeiten auf dem Feld stark beeinträchtigt.

Das bestätigt auch der Schwerter Landwirt Axel Lohmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Schwerte. Er blickt verhalten auf das Jahr zurück: „Wir haben letztes Jahr etwa 350 Liter mehr Niederschlag erhalten, als im Durchschnitt. Es war ein anspruchsvolles, historisch nasses Jahr mit Höhen und Tiefen.“

„Nässe und Kälte ein Problem“

„Durch das nasse Frühjahr haben sich viele Pflanzenkulturen nur langsam entwickeln können“, erklärt Axel Lohmann. Da der Boden auf den Feldern durch die Nässe nicht befahrbar gewesen sei, hätten sich die Arbeiten auf dem Acker um Wochen verschoben. Die Konsequenz: Wichtige Nährstoffe konnten nicht zum richtigen Zeitpunkt ausgebracht werden. Die Pflanzen konnten sich somit nicht richtig entwickeln.

Neben der Nässe sei auch die Kälte ein Problem gewesen: „Die Böden waren noch so nass und kalt. Wir hatten große Probleme, Kartoffeln und Mais zeitig in die Erde zu bringen“, erinnert sich Axel Lohmann. Gute Erträge habe es dafür beim Raps und der Gerste gegeben.

Das Bild zeigt ein wassergesättigtes Feld.
Hohe Niederschlagsmengen machten die Felder in 2023 in der Region vielfach nicht befahrbar. © wlv/Drees-Hagen

Folgen für Backwaren

Im Juli sei die gesamte Ernte wortwörtlich ins Wasser gefallen, berichtet Lohmann. „Das war eine echte Zitterpartie.“ Aufgrund des Regens habe sich die Ernte um vier Wochen verschoben. „Und als wir dann endlich beginnen konnten, mussten wir die Arbeiten oft unterbrechen, da es zwischendurch immer wieder stark geregnet hatte.“

Durch das nasse Wetter schwankte nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Erträge. Die vier Wochen Dauerregen hätten dazu geführt, dass die Backeigenschaften von Weizen und Roggen häufig so beeinträchtigt worden seien,

dass das Getreide nicht mehr zum Backen, sondern nur noch als Tierfutter habe

genutzt werden können, fasst der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband die Situation zusammen. Der Schwerter Landwirt erklärt dazu: „Die Erträge hängen unglaublich stark vom Standort ab. Teilweise wurde das Getreide auf den Boden gedrückt. Davon konnte, wenn überhaupt, nur wenig geerntet werden.“

Ein guter Sommer sei es indes für den Mais und die Grünlandflächen in Schwerte gewesen. „Dadurch konnten die Futtervorräte für die Tiere wieder aufgebaut werden“, erzählt Axel Lohmann.

Der dauerhafte Regen hat auch vor dem Herbst nicht Halt gemacht. Kartoffeln und Rüben seien sehr spät geerntet worden. So gibt es bis heute (Stand 4. Januar) Flächen, die noch nicht geerntet werden konnten. Das betreffe vor allem Kartoffeln und Rüben.

„Wir kommen einfach nicht auf die Felder. Der Boden ist zu nass“, klagt Axel Lohmann. „Bei manchen Kollegen steht der gefüllte Sack mit Saatgut noch auf dem Hof.“ Die Aussaat sei ein reines Glücksspiel gewesen. Einige Böden konnten bearbeitet werden, andere wiederum nicht.

Prognose ist ungewiss

Wann genau die Schwerter Landwirte wieder auf ihre Felder fahren können, kann Lohmann nicht genau sagen. „Das wird erst passieren, wenn die Felder wieder befahrbar sind.“ Außerdem müsse vorher die Nährstoffversorgung berechnet werden, damit die Pflanzen nur so viel Düngemittel und Nährstoffe erhalten, wie sie tatsächlich benötigen.

Für das aktuelle Jahr wurden im Herbst 2023 bereits Raps und Zwischenfrüchte, wie Buchweizen, gesät. Zwischen Februar und Mai sollen dann die zahlreichen Sommerkulturen, wie Mais, Kartoffeln oder Ackerbohnen, gepflanzt werden.

Die Folgen vom aktuellen Hochwasser und dem Dauerregen seien noch nicht absehbar, prognostiziert Lohmann. Aktuell fließe das Wasser oberirdisch ab und der Boden sei gesättigt. „Problematisch wird es, wenn die Pflanzenkulturen mehrere Tage unter Wasser stehen.“

Der Schwerter Landwirt macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: Auf den Grünlandflächen wird Müll angeschwemmt. Dieser Müll verunreinige das Futter. „Wenn es trocken wird, dürfen wir erstmal unsere Flächen absuchen und sie von dem angeschwemmten Müll befreien“, ärgert er sich.

„Jedes Jahr ist anders“

Aus den Erfahrungen der letzten Jahre baut Axel Lohmann Getreidesorten mit unterschiedlichen Erntezeitpunkten und unterschiedlichen Resistenzen gegen Pilzkrankheiten an. Um Wasser und Winderosionen vorzubeugen, wird seit Jahren auf schonende Bodenbearbeitung gesetzt.

Konkrete Konsequenzen ließen sich aus dem vergangenen Jahr aber nicht ziehen, so der Landwirt. „Es ist jedes Jahr anders. Jeder Landwirt versucht für seinen Standort die passenden Sorten zu finden, mal klappt es, mal nicht“, erklärt Axel Lohmann.

Für das nächste Jahr wünscht er sich eine gesunde Verteilung von Regen und Sonne und hofft, dass er pünktlich zum Vegetationsbeginn, also dann, wenn das Pflanzenwachstum beginnt, mit der Arbeit loslegen kann.

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