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Die Impfquote im Kreis Unna ist eine Rechnung mit drei Unbekannten
Covid-19
Die Impfquote zeigt seit Wochen den Fortschritt beim Feldzug gegen Covid-19 an. Bundes- und landesweit lassen sich Zahlen ermitteln. Wie viele Menschen im Kreis Unna schon Spritzen erhalten haben, ist unbekannt.
Herdenimmunität und Impfquote sind praktisch Geschwister: Je mehr Menschen einer Gesellschaft immun gegen Viren sind, um so stärker sind auch noch nicht Geimpfte geschützt und umso langsamer kann sich der Erreger weiter ausbreiten.
Kein Wunder, dass daher bald täglich auf die Entwicklung der Impfquoten in Bund und Land geschaut wird: Für den schon komplett erfassten 17. Juni meldet das Robert-Koch-Institut eine Impfrate der vollständig geimpften Personen von 29,6 Prozent. Mindestens eine Impfdosis haben 50,1 Prozent der Menschen.
Im Impfquoten-Monitoring des RKI werden auch die entsprechenden Daten sämtlicher 16 Bundesländer tagesaktuell veröffentlicht. 31,1 Prozent der Rheinländer und Westfalen sind demnach bis einschließlich 17. Juni vollständig geimpft. Die Quoten der Länder haben eine relativ große Spannbreite und liegen zwischen 27,4 Prozent in Hessen und 35,5 Prozent im Saarland.
Impfquoten in Kreisen „kennt aktuell niemand“
Die Impfquote in den Landkreisen hingegen „kennt aktuell niemand“, sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des RKI, im Gespräch mit dieser Redaktion. Das liegt zum einen daran, dass es von Impfzentren über Krankenhäuser und Hausärzten bis hin zu Privat- und Betriebsärzten mehrere Institutionen gibt, die in die Impfkampagne eingebunden sind.
Ihre Impfungen melden die Ärzte und Kliniken zum anderen an unterschiedliche Gesundheitseinrichtungen und diese Zahlen lassen sich selbst beim Robert-Koch-Institut, wo am Ende sämtliche Impfvorgänge gemeldet werden, nicht für die einzelnen Kreisgebiete addieren.
So erfasst die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wie ihre Schwesterorganisationen in den anderen Ländern allein die Impfungen in den Impfzentren sowie jene durch Kassen-Hausärzte und mobile Teams, die zum Beispiel in Senioreneinrichtungen vor Ort impfen.
118.535 vollständig Geimpfte – ohne Kliniken, Betriebs- und Privatärzte
Legt man allein die Zahlen der KVWL zugrunde, waren bis zum 18. Juni in den Arztpraxen 41.380 Menschen vollständig geimpft worden; im Impfzentrum in der Kreissporthalle Unna 57.633 Menschen und durch mobile Impfteams 19.522 Menschen. Das sind 118.535 vollständig Geimpfte bei rund 395.000 Einwohnern, was einer Quote von ziemlich genau 30 Prozent entspricht.
Die Impfquote dürfte aber tatsächlich um einiges höher liegen. Doch lässt sich vom RKI die Zahl der von den Betriebsärzten und Privatärzten sowie in den Hospitälern Geimpften, die ihren Wohnsitz im Kreis Unna haben, noch nicht beziffern.
Betriebsärzte etwa nutzten drei Kanäle, um ihre Impfungen zu melden: Sie stellen sie entweder dem digitalen Impfdatenmonitoring des RKI direkt zur Verfügung, melden sie an das Portal der Kassenärztlichen Vereinigungen oder geben sie über die Impfzentren weiter, in denen sie häufig Betriebsangehörige impfen.
Keine Rückschlüsse aus Postleitzahl des Betriebsarztes möglich
Auch wenn am Ende alle Impfzahlen bei Deutschlands oberster Gesundheitsbehörde landen, sind sie dennoch unvollständig.
„Wir bekommen nicht die Postleitzahlen der Patienten, sondern nur die des Arztes“, erläutert Susanne Glasmacher. Aus der Adresse des Impfenden lassen sich aber keine verlässlichen Rückschlüsse auf die Adresse des Geimpften ziehen.
Erst sobald sämtliche Quartalsabrechnungen von allen Ärzten gemacht werden, nähere man sich allmählich den Quoten auf Kreisebene an. „Perspektivisch wird es die Daten geben“, kündigt Glasmacher an.
Solange bleibt die Impfquote auch im Kreis Unna eine Rechnung mit drei Unbekannten: Krankenhäuser, Betriebsärzte und Privatärzte.
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
