„Seit unserer Veranstaltung im letzten Jahr hat sich die Stimmung in der Wirtschaft noch einmal deutlich eingetrübt“: Philipp Halbach, Geschäftsführer von Diagramm Halbach in Schwerte und IHK-Vollversammlungsmitglied, wollte wohl gleich auf den Punkt kommen, als er am Mittwoch (18.10.) rund 60 Gäste im Schwerter Freischütz begrüßte. Das Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) stand an. An Themen mangelte es an diesem Abend nicht.
Eine gebremste Binnennachfrage aufgrund hoher Inflation, gestiegene Personalkosten und der Fachkräftemangel machten den Unternehmen zu schaffen, so Halbach. „Die Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher sind durch die Bank negativ, die Vorboten einer Rezession unverkennbar.“
Und neben dem Kriegsschauplatz Ukraine habe sich mit den Ereignissen im Nahen Osten ein weiterer Krisenherd mit einem noch nicht absehbaren Eskalationspotenzial zurückgemeldet. Philipp Halbach sprach von einer „Stapelkrise“.

Diese Bedingungen träfen die Unternehmen nun in einer ohnehin schwierigen Zeit irgendwo zwischen den Herausforderungen der Digitalisierung und der Erwartungshaltung an mehr Nachhaltigkeit.
„Finanziell schwere Zeiten“
Diese wirtschaftliche Entwicklung wirke sich unmittelbar auf die Kommunen aus. Zugleich hätten sie teils mit denselben Problemen zu kämpfen wie die Betriebe vor Ort, etwa in Sachen Fachkräftemangel und bei den gestiegenen Personalkosten. Von 4 Millionen Euro mehr sprach Schwertes Bürgermeister Dimitrios Axourgos hier – „ohne dass wir etwas ändern können und ohne neue Stellen“.
Zeitgleich gebe es aktuell Diskussionen „innerhalb der kommunalen Familie im Kreis Unna“, so Axourgos: So fordern zehn Kommunen, die sich mit der Kreisumlage belastet sehen, vom Kreis Unna konkrete Sparmaßnahmen.
Beide Punkte würden den Haushalt um 8 Millionen Euro belasten. „Ich bin eigentlich ein positiv gestimmter Mensch, aber aktuell habe ich viele Sorgenfalten, denn wir sehen finanziell schweren Zeiten entgegen“, erklärte Dimitrios Axourgos. Die Folgen von Corona spüre man immer noch, und von gestiegenen Baukosten habe man da noch gar nicht gesprochen.
Schwarze Zahlen so nicht möglich
Zwar habe Schwerte dank umsichtiger Finanzplanung in den vergangenen Jahren eine Rücklage in Höhe von rund 20 Millionen Euro aufbauen können. „Doch ich fürchte, dass das Geld nicht lange reicht. Ich wäre gerne gekommen und hätte gesagt, dass aus den 20 Millionen 25 oder 30 werden, aber das wird nicht zu schaffen sein.“

Die einfachste Lösung wäre nun, die Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen, sich das Geld bei den Bürgerinnen und Bürgern und bei den Betrieben wiederzuholen. Doch das ergebe keinen Sinn, so Axourgos. Weder kurzfristig noch auf Dauer. „Es wird für die Kommunen nicht möglich sein, finanziell schwarze Zahlen zu schreiben, wenn Bund und Land die Kommunen nicht unterstützen.“
Fachkräftemangel auch bei der Stadt
Ein weiteres Thema an diesem Abend war der Fachkräftemangel: Denn die Stadt Schwerte habe mitunter mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Unternehmen. Bei den Ingenieuren sei der Markt wie leer gefegt, auch Gärtner finde man aktuell nicht. Größere Städte wie Dortmund würden zwei Entgeltgruppen besser bezahlen, das sei verwaltungstechnisch so festgelegt. Darüber hinaus habe man den Kreis Unna als Mitbewerber.
Innerhalb der Verwaltung habe sich nun eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Frage beschäftigt, mit welchen Faktoren man als Arbeitgeber über das Gehalt hinaus punkten könne. „Bei dem Punkt“, so Axourgos, „bin ich zuversichtlicher als bei den Finanzen.“
Digitalisierung und Smart City
Das Thema Digitalisierung, das ebenfalls angerissen wurde, sei unumgänglich. „Im Vergleich stehen wir hier gut da“, sagte Dimitrios Axourgos. Die Stadt biete mittlerweile 188 Dienstleistungen online an. Die elektronische Akte habe man in Schwerte fast vollständig eingeführt, so gebe es nur noch drei Ämter, die nicht elektronisch arbeiten. „Wenn ich überlege, wie hoch die Aktenberge 2018 noch waren – das geht mit einer E-Akte nun deutlich schneller.“
Darüber hinaus habe Schwerte vom Kreis Unna den Auftrag erhalten, die „Smart City“ voranzubringen – ein Projekt mit dem Ziel, Konzepte zu entwickeln, um beteiligte Städte und Kommunen grüner, effizienter und fortschrittlicher zu gestalten.
IHK gegen Industriestrompreis
Als am Mittwochabend im Publikum die Frage aufkam, was getan wird, um Land und Bund stärker zu fordern, meldete sich IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zu Wort. „Wir als IHK haben uns massiv dafür eingesetzt, dass es keinen Industriestrompreis gibt. Denn der käme insbesondere bei den kleineren und mittleren Unternehmen nicht an und würde eine Wettbewerbsverzerrung bedeuten.“

Zugleich wies der IHK-Chef darauf hin, dass es beim Strompreis eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Preissenkung gebe, die der Staat noch nicht ausschöpfe – etwa über Steuern. „Wir machen auf allen Ebenen Druck – und gehen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und den Bundestagsabgeordneten in unserem Bezirk regelmäßig auf die Nerven“, so Schreiber. „Das versichere ich Ihnen.“
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