
© Horst Stemmer
Hunde in Lebensgefahr: Jäger und Tierärzte warnen vor Ausbreitung der Staupe
Tierschutz in Schwerte
Für Hunde endet sie meist tödlich: Die Staupe ist zurück im Kreis Unna. Einen Schwerter Tierarzt überrascht das nicht. Er rät Hundehaltern zu Vorsorge-Maßnahmen.
Füchse leben nicht mehr nur im Wald. Auch mitten in der Stadt, beispielsweise auf dem Evangelischen Friedhof. Nicht selten sieht man sie über die angrenzende Sonnenstraße laufen, wo auch Hundebesitzer ihre Vierbeinern Gassi führen.
Deshalb schreckte sie die Nachricht auf, dass bei einem Fuchs im Kreis Unna die lebensgefährliche Viruserkrankung Staupe festgestellt worden ist. Ein Waschbär steht ebenfalls unter dem Verdacht, sich angesteckt zu haben. Beide Fälle meldet die Kreisjägerschaft zwar noch vom anderen Ende des Kreises, aus der Gemeinde Bönen. Aber sie warnt: „Füchse und Waschbären können viele Kilometer weit wandern, daher ist eine Verbreitung im ganzen Kreisgebiet wahrscheinlich.“
Eine Ansteckung ist auch ohne direkten Kontakt möglich
Die Wiederkehr der Staupe kann den Schwerter Tierarzt Dr. Stefan Wolf nicht überraschen. „Das ist nicht ungewöhnlich für uns Tierärzte“, sagt er: „Das deutete sich an.“ Es komme immer wieder vor, dass die Krankheit lokal in Fuchsbeständen grassiere. Manchmal werde sie auch mit Hunden eingeschleppt, die Tierschutz-Organisationen gut meinend aus Osteuropa einführen – wo aber die Krankheit noch eine wesentliche größere Rolle spiele.
Verbreitet werde sie durch Sekrete aus Augen, Nase und Mundhöhle. Es reicht schon, wenn ein erkrankter Fuchs eine noch feuchte Schleimpfütze auf einem Weg hinterlässt, die ein Hund abschleckt.

Der Waschbär hat sich auch schon in Schwerte verbreitet. Auch er überträgt die Staupe. © Hein-Dieter Fuhr
„Er kann durchaus Staupe bekommen ohne direkten Kontakt“, erklärt deshalb Dr. Wolf: „Das ist eine sehr gefährliche Erkrankung. Die Tiere liegen oftmals auf Leben und Tod.“ Früher sei es unter Hunden vor allem eine Art Jugenderkrankung gewesen, die vor allem die Lunge angreift. Jetzt gebe es die Altersstaupe als Nervenerkrankung. Die sogenannte nervöse Staupe rufe beispielsweise ein Zucken hervor, das chronisch werde und nie mehr verschwindet.
Tierarzt Dr. Stefan Wolf rät zur Kontrolle des Impfbuches der Hunde
„Wenn die letzte Impfung länger als zwei bis drei Jahre her ist und der Hund nicht über zehn Jahre alt, dann macht Impfen Sinn“, sagt Dr. Wolf. Er empfiehlt, ins Impfbuch seines Vierbeiners zu schauen. Normalerweise werde der Schutz gegen Staupe einmal im Jahr im Paket mit anderen Vorsorge-Maßnahmen verabreicht.
Auch die Jäger empfehlen, den Impfschutz der Hunde zu kontrollieren und wenn nötig aufzufrischen. „Schon durch das Schnüffeln im Wald können Hunde die tödliche Krankheit (...) bekommen“, berichtet Rolf Brüggemann, Hegeringsleiter in Bönen, wo der erste Fall entdeckt worden war.
Staatliches Veterinäramt untersuchte den toten Fuchs
Vor zwei Wochen war einem Jäger in der früheren Bergbaugemeinde ein Fuchs aufgefallen, der absolut keine Scheu vor Menschen zeigte. Er kam ganz nahe heran und wirkte apathisch. Zuerst wurde Tollwut vermutet.
Doch als das staatliche Veterinäramt in Arnsberg das Tier untersuchte, stellte sich heraus: Es hatte Staupe. Ähnliches wird von einem Waschbären vermutet, der stark sabbernd in einem Sandkasten saß und nicht bemerkte, wie sich ein Jäger näherte. Hier steht das Ergebnis der Labortests noch aus.
Es gibt nur eine Chance, die Virus-Ausbreitung zu stoppen
„Wenn Sie ein Wildtier entdecken, das seine natürliche Scheu verloren hat und sich nicht normal verhält, kontaktieren Sie bitte die örtlichen Jäger“, appelliert Rolf Brüggemann. Nur so könne die Ausbreitung des Virus gestoppt werden. Den kranken Tieren sei nicht mehr zu helfen. Sie könnten nur noch erschossen werden, damit sie keine Artgenossen mehr anstecken.
Verdächtiges Wild beim Schwerter Hegeringsleiter Dietrich Junge melden
Ansprechpartner in Schwerte ist Hegeringsleiter Dietrich Junge, erreichbar unter Tel. (02304) 70615. Es sei „schon lange her“, dass die Staupe zuletzt in Schwerte aufgetreten sei, sagt er. Zwei Füchse, die er am Freitag beobachtete, waren glücklicherweise noch kerngesund.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
