Keine Spur von Frauchen oder Herrchen, die ihren Hund offensichtlich hinter den verschlossenen Autoscheiben schmoren ließen. „Keine Luft, kein Wasser. Der Kleine zitterte schon“, berichtet eine Schwerterin von dem bedrohlichen Anblick, der sie am immer noch heißen Dienstagabend (13.6.) auf dem Rewe-Parkplatz am Schwerter Bahnhof aufschreckte: „Man darf doch nicht einen Hund im Auto einsperren bei diesem Wetter.“
Kundin informierte Kassiererin
In der Schlange vor der Rewe-Kasse hatte die Schwerterin mitbekommen, wie eine Kundin die Kassiererin auf die Gefahr für den zurückgelassenen Hund aufmerksam machte. Von dieser Nachricht alarmiert, machte sie sich draußen sofort auf die Suche nach dem beschriebenen Kleinwagen mit einem Dortmunder Kennzeichen. Gut gefüllt mit Einkaufstaschen, habe er den Eindruck erweckt, als ob jemand auf größerer Shoppingtour unterwegs gewesen wäre. So beschreibt sie ihre Gedanken nach dem ersten Blick in den Fahrgastraum.

Neben dem Wagen stand schon eine weitere Tierschützerin, die ebenfalls Ausschau nach dem Besitzer hielt. Aber alle Anstrengung blieb vergeblich, sodass sie schließlich den Notruf der Polizei wählte. „Hund befindet sich im Auto“, lautete die Alarmmeldung an die Wache, wie Polizei-Pressesprecherin Vera Howanietz (Unna) bestätigt.
Eine Streifenwagenbesatzung machte sich auf den Weg zu dem Parkplatz an der Margot-Röttger-Rath-Straße. Eine Befreiungsaktion brauchten die Beamten dann aber nicht mehr einzuleiten. Denn die Halterin des Hundes sei gekommen. Damit war der Einsatz für die Polizei erledigt.
Hunde können nicht schwitzen
„Das Verhalten der Tierschützerin war absolut richtig“, sagt Vera Howanietz: „Ein Auto heizt sich ganz, ganz schnell auf.“ Wer einen Hund in so einer Lage beobachte, solle bei der Polizei anrufen und Bescheid geben, damit gehandelt werden könne.
„Die Leute unterschätzen, wie schnell es im Auto so heiß wird, dass es lebensbedrohlich für einen Hund wird“, warnt auch die Schwerter Tierheimleiterin Catharina Seelig: „Hunde können nicht schwitzen. Deswegen kollabieren sie total schnell bei Hitze.“ Bei den augenblicklichen Temperaturen würde sie einen Hund erst gar nicht im Auto mitnehmen.
Auch am Abend habe die Sonne derzeit noch Kraft. Nur einige Elektro-Pkw seien mit einer besonderen „Hundeeinstellung“ ausgestattet, die es ermögliche, die Klimaanlage auch im Stand weiterlaufen zu lassen.
Bloß nicht draußen anbinden
Die Tierheimleiterin kennt natürlich die Probleme von Haltern, die ihre Vierbeiner nicht alleine zu Hause lassen möchten: „Der bellt mir die Hütte zusammen oder dekoriert sie um.“ Dann müsse man eine andere Lösung finden. Vielleicht könne ein Nachbar kurz aufpassen. Oder das Einkaufen werde auf eine Uhrzeit verlegt, wenn andere Familienmitglieder zu Hause sind.
Auf gar keinen Fall sollte man den Hund mitnehmen und draußen vor dem Geschäft anbinden, betont Catharina Seelig. Nicht nur, weil es dort ebenfalls heiß sein kann, sondern vor allem, weil dort häufig Hunde gestohlen werden – auch wenn der Halter nur für wenige Minuten nicht da sei.
Und es drohe eine weitere Gefahr: „Jugendliche schmeißen Sachen nach dem Hund.“ Diese Form von Tierquälerei nehme leider immer mehr zu. Besser sei es deshalb, zu Zweit zum Einkaufen zu fahren. Dann könne eine Person mit dem Hund in den Schatten gehen, während die andere die Einkaufsliste abarbeitet.
„Haben ihm das Leben gerettet“
Die Frau, die den Hund im Auto am Rewe-Markt ließ, habe bei ihrer Rückkehr nur wenige Sachen in ihrem Einkaufswagen gehabt, berichtet die Schwerter Augenzeugin. Fast eine Stunde habe sie auf diesen Moment gewartet. Es muss eine Zeit des Hoffens und Bangens um ein Tierleben gewesen sein.
„Manche Leute halten ihren Hund wie ein Ding, wie eine Uhr aus Gold“, sagt sie und ist überzeugt: „Wir haben dem Hund das Leben gerettet.“
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