In seinem Wellenbad speisten Uwe Seeler und Ivan Rebroff Gastro-Urgestein Frithjof Voll ist tot

Gastro-Urgestein Frithjof Voll tot: 37 Jahre führte er das Wellenbad
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Seine gehobene Küche im gediegenen Ambiente lockte reihenweise Promis ins Ruhrtal. Fußball-Nationalspieler wie Uwe Seeler und Wolfgang Overath trugen sich genauso ins Gästebuch ein wie Hitparaden-Star Ivan Rebroff, Schauspielerin Nadja Tiller und Ex-NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Weithin bekannt machte Frithjof Voll das Hotel-Restaurant Gutshof Wellenbad, das er 37 Jahre lang leitete. Wie jetzt bekannt wurde, ist das Schwerter Gastronomie-Urgestein am 12. November im Alter von 82 Jahren gestorben.

„Arbeit bei Tag und Nacht“

„Er war der geborene Unterhalter“, sagt Lars-P. Weinhold, der das Wellenbad Anfang 2007 von Frithjof Voll übernahm. In den gut sechs Monaten, in denen die beiden anschließend noch zusammen arbeiteten, erfuhr er nicht nur viel über die Lebensgeschichte seines Vorgängers, der „ein ungeheuer fleißiger und pflichtbewusster Mensch“ gewesen sei: „Arbeit Tag und Nacht war der Normalzustand für ihn.“ Er habe auch „unendlich viel von ihm und vor allem über unser Wellenbad gelernt“.

Frithjof Voll ist auf einem alten Foto mit Uwe Seeler und Wolfgang Overath im Gutshof Wellenbad in Schwerte zu sehen.
Prominente Gäste konnte Frithjof Voll (2.v.r.) häufig im Wellenbad begrüßen. Mit einer Service-Mitarbeiterin prostet er hier den Fußballstars Uwe Seeler (l.) und Wolfgang Overath (r.) zu. © Archiv Lars-P. Weinhold

Harte Arbeit war Frithjof Voll, der mitten im Zweiten Weltkrieg am 17. Juni 1941 geboren wurde, von Kindesbeinen an gewohnt. Schon als junger Bursche ackerte er bei einem Bauern. Mit 16 Jahren begann die Lehre als Page im feinen Hotel Prinz Luitpoldbad im bayerischen Hindelang. Es folgten Stationen in Düsseldorf, zuletzt im Haus Litzbrück in Angermund, bei denen sich das Faible für die gehobene Gastronomie immer mehr verfestigte.

Ein altes Foto zeigt Frithjof Voll in jungen Jahren auf einem Trecker.
Schon in jungen Jahren arbeitete Frithjof Voll bei einem Bauern. Das Foto auf dem Eicher Diesel zeigte er gern. © Archiv Lars-P. Weinhold

Nach Schwerte lockte den Gastronomen sein Bruder Dieter Voll, der nach sieben Jahren als Wirt die Traditionsgaststätte Alt Schwerte an der Hüsingstraße verlassen musste. Gemeinsam mit Frithjof Voll übernahm er 1970 das Wellenbad an der Geisecker Ruhrbrücke, das die Dortmunder Stadtwerke zu einem „Repräsentationshaus“ für ihr Unternehmen und die Dortmunder Stiftsbrauerei entwickeln wollten. Genügend Rasenfläche für eine Gartenwirtschaft war vorhanden, ein späterer Ausbau zum Hotel bereits in der Planung.

Ab 1979 auch Hotelbetrieb

Die Zusammenarbeit der beiden Brüder währte nur kurz, aber Frithjof Voll blieb in Geisecke. „Dort hat er seinen Platz gefunden“, sagt Lars-P. Weinhold: „Fortan war das Hotel Gutshof Wellenbad als Adresse für Feinschmecker der gehobenen Küche nicht mehr wegzudenken.“ Die Hotelzimmer im rustikalen Ambiente handbemalter österreichischer Möbel waren 1979 dazugekommen. Clou eines Appartements war ein großes Himmelbett.

Ein altes Foto zeigt Frithjof Voll während seiner Lehre als Page im Hotel Prinz Luitpoldbad in Hindelang.
Mit 16 Jahren begann Frithjof Voll seine Ausbildung als Page im feinen Hotel Prinz Luitpoldbad in Hindelang in Bayern. © Archiv Lars-P. Weinhold

Im Alter von 65 Jahren übergab Frithjof Voll sein Lebenswerk dann an Lars-P. Weinhold. „Sein Verdienst, über 37 Jahre lang die Fahne hochgehalten zu haben, ist in heutiger Zeit vermutlich nicht wiederholbar“, sagt der Nachfolger. Die beiden Männer hätten bis zum Schluss freundschaftlichen Kontakt gehalten. Noch am 3. September sei Frithjof Voll zum letzten Mal am Wellenbad gewesen: „Zur Verabschiedung nahm ich ihn in die Arme und sagte: Mach‘s gut, Friedje“. So hätten diejenigen, die es durften, den Gestorbenen genannt.

Ein recht aktuelles Foto zeigt Frithjof Voll mit seinem Nachfolger Lars-P. Weinhold.
Zuletzt besuchte Frithjof Voll (r.) seinen Nachfolger Lars-P. Weinhold (l.) noch am 3. September im Gutshof Wellenbad. © Archiv Lars-P. Weinhold

Geschichte des Hotel-Restaurants Gutshof Wellenbad endet

Vier Wochen später endete der Restaurantbetrieb im Wellenbad. Wegen Arbeitskräftemangels verkaufte Lars-P. Weinhold das Objekt zum 30. September 2023, nachdem er es zuletzt nur noch von mittwochs bis samstags am Abend geöffnet hatte.

Seitdem dient es einer Privatschule als Unterrichtsgebäude. Mit dieser Umwandlung endete eine 160-jährige Tradition an der Geisecker Ruhrbrücke. Die gab es noch nicht, als der Bauer Diederich Nölle aus Rheinen im Jahre 1860 die Konzession erhielt, am damaligen Fährhäuschen Getränke auszuschenken. Wer ein Schnäppschen kippte, brauchte keinen Fährgroschen zu zahlen.

1891 wurde eine Hängebrücke gebaut, 1929 eine steinerne Brücke gemauert. 1877 kamen Badehäuschen im Fluss dazu, der hier noch einige Stromschnellen hatte. Der Badespaß endete aber schon in den 1930er-Jahren im Zuge des Ausbaus der Wassergewinnungsanlagen.

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