Der ständige Dauerregen der vergangenen Wochen, überflutete Wiesen und die allgemeine feuchtkalte Witterung haben auch Auswirkungen auf die Schwerter Tierwelt. Selbst Wasservögel haben mit ungewöhnlichen Problemen zu kämpfen. Besonders betroffen sind aber vor allem Insekten.
„Die Königinnen verstecken sich gern im Boden, haben ihre Schlupflöcher zum Beispiel in alten Mäusebauten“, weiß Karl Habedank von der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz (AGON) in Schwerte. Er kennt sich besonders gut mit Hornissen, Wespen und Wildbienen aus. Durch die Überflutungen würden viele Königinnen schlicht ertrinken.
Doch selbst an Stellen, die vom Hochwasser nicht direkt erreicht werden, haben die Insekten Probleme beim Überwintern. Karl Habedank kennt den Grund: „Frost ist für die Tiere kein Problem. Sie können in ihrem Körper Glykole bilden und sich so vor der Kälte schützen.“ Doch bei der ständigen feuchtkalten Witterung, wie sie in den vergangenen Monaten vorherrschte, könne es passieren, dass die Königinnen von Schimmelpilzen befallen werden. „Das ist dann meist der Tod.“
Insektenhotels helfen
Der Regen ist also nicht nur ein Problem, weil er die Wasserpegel steigen lässt. Es fehlt vielerorts an trockenen Unterschlupfen. „In den vergangenen Jahrzehnten wurden, auch in den Wäldern, viele alte Bäume entfernt. Auch wegen der Sicherheit. Solche Bäume bieten den Tieren aber gute Unterschlupfmöglichkeiten. Sie überwintern zum Beispiel gern in Löchern und Höhlen, die Spechte in die Bäume gehackt haben.“ Inzwischen habe glücklicherweise ein Umdenken eingesetzt, und manch alter Baum dürfe stehen- oder liegenbleiben.
Im eigenen Garten oder auf der Terrasse kann man den Insekten selbst helfen, indem man Insektenhotels und andere Schlupfmöglichkeiten in trockenen, überdachten und windgeschützten Bereichen aufhängt. „Hier ist es allerdings wichtig, es auch richtig zu machen“, erklärt Habedank. Anleitungen für den Bau von Insektenhotels findet man beispielsweise auf der Homepage des Naturschutzbundes (NABU) unter dem Stichwort „Anleitung Insekten-Nisthilfen“. Doch auch die AGON Schwerte gibt Tipps. Jeden Dienstag trifft man sich um 9 Uhr in der Werkstatt Villigst, Schröders Gasse, im Keller unter der Turnhalle.
Karl Habedank befürchtet, dass aufgrund des Hochwassers und der nassen Witterung viel weniger Hornissen-, Wespen- und Bienenvölker gegründet werden. Das sei auch für die Vogelwelt fatal, denen die Insekten als Futterquelle dienen.

Entenhals ist zu kurz
Kurioserweise haben sogar Wasservögel Probleme mit der Hochwasserlage der vergangenen Wochen – wenn die auch nicht so dramatisch sind wie die der Insekten. Ursula Ackermann (84) von der AGON sagt dazu: „Es gibt kein Riesenproblem, aber viele Arten wie zum Beispiel Gründel- und Stockenten haben dann Schwierigkeiten, im tiefen Wasser mit starker Strömung nach Futter zu suchen.“ Sie würden dann in weniger überflutete Gebiete ausweichen. Schwäne hätten es mit ihren langen Hälsen da leichter.
Schlimm wäre es, wenn zum Beispiel in den Röllingwiesen bereits die Brutzeit begonnen hätte – „dann würden die Nester und Gelege weggeschwemmt“. Dass es nun kälter und trockener wird, sei übrigens eines der größten Probleme. „Wenn es jetzt friert, sind möglicherweise größere Flächen auf den beliebten Wiesen der Wasservögel mit Eis bedeckt.“ Das erschwere den Tieren wieder die Nahrungssuche.
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