„Im Vergleich zu Städten wie Hagen oder Dortmund stehen wir in Schwerte noch gut da“, erklärt Ute Frank, Leiterin der diakonischen Kindergärten in Schwerte. Da wo es in anderen Städten Schwierigkeiten gebe, Erzieherstellen nachzubesetzen, hätten die Kindergärten der Schwerter Diakonie genügend Auszubildende, die nachrücken.
Größere Probleme, ihren Personalschlüssel aufrechtzuerhalten, sehen da schon die städtischen Kindergärten. „Besonders schwierig ist es, befristete Stellen nachzubesetzen“, berichtet Kirsten Jung, Abteilungsleiterin für den Bereich Kinder- und Jugendförderung der Stadt Schwerte.
Situation in Schwerte stabil
Trotzdem: Im Vergleich zu anderen Regionen stehen die Kindertagesstätten in Schwerte noch gut da. Eine Übersicht zu den Kindergärten der Diakonie in Niedersachsen aus dem Jahr 2022 hat beispielsweise ergeben, dass dort 75 Prozent der Kindergärten nicht alle Planstellen besetzen konnten. Dies führte dazu, dass einige Gruppen zusammengelegt oder geschlossen werden mussten.
Sowohl die Diakonie, als auch die Stadt als Träger geben an, dass aktuell alle Planstellen in den Kindertageseinrichtungen besetzt seien und es demnach nicht zu Ausfällen in der Betreuung der Kinder komme. Ausnahme sei laut Kirsten Jung eine Situation wie die Corona-Pandemie.
„Anders sieht es leider aus, wenn ein größerer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitgleich abwesend ist“, erklärt sie. „Dies kann vorkommen, wenn zu geplanten Abwesenheiten, wie zum Beispiel Urlaub und Fortbildungen ungeplante Abwesenheiten, wie Corona-Ausbrüche hinzukommen. Das kann zur Reduzierung der Betreuungszeiten und in Ausnahmefällen sogar zur Schließung einzelner Gruppen führen.“
Praxisintegrierte Ausbildung
Ein Aspekt, der in Schwerte dazu geführt haben könnte, dass sich die Lage besser darstellt als in anderen deutschen Regionen, ist die praxisintegrierte Ausbildung (PIA), die sowohl die Stadt als auch die Diakonie anwenden. „Bis vor drei Jahren war die Erzieherausbildung noch hauptsächlich eine schulische. Das heißt, die Auszubildenden haben erst im dritten Ausbildungsjahr, dem Anerkennungsjahr, Geld verdient“, berichtet Ute Frank. „Bis dahin waren die Anwärter beispielsweise auf BAföG angewiesen.“
Bei der PIA gehen die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher im ersten Ausbildungsjahr drei Tage die Woche in die Schule und zwei Tage in ihre Ausbildungsbetriebe. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr sind es zwei Schultage und drei Praxistage. „In der gesamten Zeit verdienen sie bereits Geld. Teilweise über 1.000 Euro“, erklärt Ute Frank.

Der Beruf der Erzieherinnen und Erzieher sei heutzutage auch vielschichtiger, als er öffentlich häufig dargestellt werde: „Integrative Einrichtungen, Familienzentren machen deutlich, dass die Erzieherausbildung alleine nicht reicht, um diese vielfältigen und stetig wachsenden Themen bedienen zu können“, sagt Kirsten Jung. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zähle, dass die Erzieherinnen und Erzieher mehr Möglichkeiten erhalten, an Fort- und Aufbauausbildungsgängen teilzunehmen.
Falsches öffentliches Bild
Die Anforderungen an die Berufsgruppe seien also deutlich komplexer als allgemein angenommen werde. Hinzu komme, dass in der Öffentlichkeit ein falsches Bild von dem Job verbreitet werde. „Es gibt diese Idee, dass Erzieherinnen und Erzieher schlecht bezahlt werden“, sagt Ute Frank. „Das ist falsch. Eine Fachkraft mit 15 Jahren Berufserfahrung verdient in vielen Fällen mehr, als ein Sozialarbeiter oder eine Sozialpädagogische Kraft.“
Auch die Corona-Pandemie habe dem Image des Berufs geschadet. „Es gab ja immer wieder Nachrichten, wie schlimm der Lehrer- und Erzieherberuf von der Pandemie betroffen seien, Darstellungen, von denen sich Mitarbeiter der Diakonie sogar öffentlich distanziert haben.“ In Wahrheit hätten viele einfach Spaß an ihrem Beruf.
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