Hegering Schwerte warnt vor Wildunfällen „Im Notfall bremsen, hupen, geradeaus lenken“

Hegering warnt vor Wildunfällen: „Im Notfall bremsen und hupen“
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Stärkere Wildwechsel im April und Mai – davor warnt zurzeit der Tierschutzbund. Auch der Hegering Schwerte bestätigt: Momentan ist viel los auf den Straßen in Schwerte und Umgebung. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen also vorsichtig sein. Rund 30.000 Unfälle mit Schalenwild (Reh-, Rot-, Schwarz- und Damwild) ereignen sich in NRW pro Jahr.

„Autofahrer sollten in den frühen Morgenstunden und am Abend besonders vorausschauend fahren – insbesondere auf Straßen in Feld- und Waldgebieten. In diesem Zeitraum sind viele Wildtiere unterwegs, die Nahrung suchen. Oft folgen einem am Straßenrand auftauchenden Tier weitere. Auch junge Rehböcke überqueren im April und Mai besonders häufig Straßen, um ein geeignetes Revier zu finden“, sagt James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund.

Anna-Marie Knäpper (43) ist Geschäftsführerin des Hegerings Schwerte. Sie erklärt: „Die Ricken setzen jetzt bald ihre Kitze ab, und die einjährigen Böcke werden von ihren Müttern kurz zuvor zurückgelassen – ‚abgeschlagen‘, wie es in der Fachsprache heißt. Denn Rehe sind Einzelgänger. Diese unerfahrenen Tiere sind dann unterwegs, um ihr eigenes Revier abzustecken.“

Ein überfahrenes Reh liegt am Straßenrand.
In Nordrhein-Westfalen ereignen sich jährlich rund 30.000 Wildunfälle. © Manuela Schwerte

Langsam fahren

Neben der Reviersuche spiele im Frühjahr auch die Nahrungssuche eine Rolle, da der Stoffwechsel der Tiere praktisch aus dem „Winterschlaf“ erwache. „Sie müssen wegen des Fellwechsels und des Gehörn-Wachstums viel fressen. Auf der Suche nach Nahrung ziehen sie herum.“ Besonders stressig sei es, wenn zu viele Tiere in einem zu kleinen Revier um das Futter konkurrierten.

Wildschweine, Hasen und Waschbären sowie Füchse seien gerade ebenfalls unterwegs – und das häufig in den Abend- und Morgenstunden. „Gerade an Übergängen von Feld und Wald würde ich momentan immer vorsichtig und etwas langsamer als erlaubt fahren“, rät Anna-Marie Knäpper.

James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund empfiehlt, in Risikogebieten nicht schneller als 50 oder 60 Stundenkilometer zu fahren. „Dann haben die Tiere noch eine Chance, zu fliehen.“

Wildunfall: Was ist zu tun?

Kommt man in die Situation, dass sich plötzlich Wild auf der Fahrbahn befindet, rät die Hegering-Geschäftsführerin:

  • nur bremsen – nicht ausweichen, um keine Zusammenstöße mit anderen Fahrzeugen oder Bäumen zu riskieren
  • hupen
  • nachts das Fernlicht ausmachen, damit das Wild seinen Weg findet und nicht geblendet stehenbleibt
  • das Lenkrad gut festhalten

Kommt es doch zu einem Zusammenstoß, empfehlen die Experten folgendes Verhalten:

  • Unfallstelle sichern, ohne sich in Gefahr zu bringen
  • Wenn nötig, bei anderen Personen Erste Hilfe leisten
  • Die Polizei rufen
  • Das verletzte Tier nicht anfassen

Anna-Marie Knäpper erklärt, warum man sich verletztem Rehwild nicht nähern sollte – auch wenn einem das Tier leid tut. „Die Tiere geraten in totale Panik, wenn Menschen sich ihnen nähern. Vor allem, wenn sie Schmerzen haben – und sie haben Kraft. Durch Tritte oder das Gehörn könnte man verletzt werden.“

Ein Anruf bei der Polizei sei die beste und schnellste Lösung. „Die können schnell den zuständigen Jagdpächter erreichen“, sagt Anna-Marie Knäpper. Der könne dann das verletzte Tier erlösen – oder weggelaufene Tiere finden.

Wichtig zu wissen: Nach dem Tierschutzgesetz ist man verpflichtet, Wildunfälle anzuzeigen. Wer die Polizei informiert, erhält anschließend eine Bescheinigung für die Versicherung. „Die zahlt sonst nicht.“ Selbst, wenn ein verletztes Tier weggelaufen ist, erhält man dieses Dokument. Verunglücktes Wild darf man außerdem nie mitnehmen – das würde den Tatbestand der Wilderei erfüllen.

Wer außerdem etwas für den Tierschutz tun möchte, kann sich beim Tierfund-Kataster registrieren lassen. Von zu Hause über den Desktop oder von unterwegs über eine kostenlose App kann man Wildunfälle und Tierfunde melden. Die Meldungen liefern Wissenschaftlern wertvolle Infos zu Unfallschwerpunkten oder Ursachen (zum Beispiel Zäunungen oder Schienen).