Hartmut Heimann aus Schwerte ist gestorben „Er ging anders in die Welt als andere Menschen“

Grünen-Urgestein Hartmut Heimann ist im Alter von 75 Jahren gestorben
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Hartmut Heimann, der sich viele Jahre als Mitbegründer und Mitglied der Grünen-Fraktion in der Schwerter Lokalpolitik engagiert hat, ist am 19. Mai 2024 im Alter von 75 Jahren gestorben. Das hat sein Sohn Maximilian Ziel (33) unserer Redaktion jetzt mitgeteilt.

Der 33-Jährige ist selbst Mitglied der Grünen und arbeitet in Schwerte in vielen Ausschüssen mit – die politischen Visionen seines Vaters haben auch ihn geprägt. „Es gibt die Legende, dass mein Vater jede Sitzung des Kulturausschusses mit einem kleinen Gedicht eröffnet hat“, erzählt Maximilian Ziel. Heimanns politischer Weggefährte Olaf Heppe (65) sagt dazu: „Das wird schon stimmen. Hartmut Heimann hatte ja eine gewisse künstlerische Ader – und er war sehr extrovertiert. Das passt zu ihm.“

In der ersten Wahlperiode (1984-1989), in der die Grünen-Fraktion Teil der Schwerter Lokalpolitik wurde, hatten Heppe und Heimann sich näher kennengelernt. „Doch Hartmut war schon vorher aktiv. Er gehörte mit zu den Gründungsmitgliedern, als sich die Grünen-Fraktion in Schwerte gründete.“

Chaotisch, aber liebenswert

Olaf Heppe erinnert sich an einen sehr aktiven Menschen, der bei vielen Aktionen ganz vorn dabei war. „In seiner Garage zu Hause lagerten immer die Plakatständer für die Wahlen. Wenn es etwas zu tun gab, war er dabei.“ Dabei sei Hartmut Heimann mitunter etwas chaotisch, aber immer engagiert und liebenswert gewesen. „So habe ich ihn in Erinnerung.“

Heimanns Thema, so der politische Weggefährte, sei der Einsatz für die Umwelt gewesen. Aber auch der soziale Bereich und kulturelle Aspekte hätten ihn stets beschäftigt. Heimann hatte sich auch für den Verein „Kunterbunt“ eingesetzt, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehörte.

Als sich im August 1988 eine Gruppe Schwerter Jugendlicher durch eine vorübergehende Besetzung gegen den Abriss der alten Bürgermeistervilla am Rathaus einsetzte, waren Hartmut Heimann und der damalige Bürgermeister und heutige Regierungspräsident Heinrich Böckelühr an der Seite der Jugendlichen.

Der Verein „Kunterbunt“, der sich in Anlehnung an die dann später doch abgerissene „Villa Kunterbunt“ so nannte, und der inzwischen als Säule der Jugend- und Kulturarbeit in Schwerte gilt, unterhält im Keller der Friedrich-Kayser-Schule im ehemaligen Lehrschwimmbecken bis heute eigene Räumlichkeiten: das „Rattenloch“.

Hartmut Heimann
Hartmut Heimann ist im Alter von 75 Jahren gestorben. © privat

Langes Haar

Olaf Heppe erinnert sich auch an die Zusammenarbeit mit Hartmut Heimann in diversen Ausschüssen und Sitzungen. „Manchmal war es schwer, ihn umzustimmen. Doch er war nie egoistisch und sah auch ein, wenn er einmal Unrecht hatte.“ Der Politiker sei den Menschen zugewandt gewesen – und habe trotz verschiedener Meinungen immer einen Weg zum gegenseitigen Verständnis gesucht. „Wichtig war, dass er stets helfen wollte, wenn irgendwo ein Problem auftauchte.“

Hartmut Heimann habe, so Olaf Heppe, eher der „Sponti“-Generation angehört. Das habe er auch mit seinem Aussehen gezeigt. „Früher, als Jugendlicher, hatte ich zwar auch lange Haare. Aber Hartmut trug die Haare immer lang. Er ist sich immer treu geblieben.“

Jemand spielt E-Gitarre.
Im „Rattenloch“ des Vereins „Kunterbunt“ treten seit Jahren viele Bands auf. Hartmut Heimann liebte vor allem die „schräge“ Musik. © Bernd Paulitschke

„Schräge Musik“

Ein weiterer Weggefährte von Hartmut Heimann war Wolfram ter Jung (68), der sich ebenfalls viele Jahre als Diplompädagoge und Videoproduzent für den Verein „Kunterbunt“ engagiert hat. Der 68-Jährige erzählt, er habe Heimann „gefühlt vor tausend Jahren“ in der Musikschule kennengelernt.

„Hartmut war einfach Hartmut. Er ging anders in die Welt als andere Menschen.“ Noch heute erinnert sich ter Jung gut an die „Musik-Sessions“, die bei Hartmut Heimann zu Hause stattfanden. „Freitags trafen sich dann verschiedene Musiker, die die ganze Nacht schräge Musik gemacht haben. Im Raum standen zwei verstimmte Klaviere, und dann fing jeder an, etwas zu spielen. Oft kamen Leute dazu, die man gar nicht kannte.“

Das sei damals sehr experimentelle Musik gewesen, die „einfach aus dem Gefühl heraus“ entstanden sei. Hartmut Heimann habe dabei meist gesungen. Ein bisschen Gitarre habe er auch gespielt. „Die richtigen Schwingungen finden“, habe er zu diesen Abenden immer gesagt.

Zwischen den beiden haben die Schwingungen offenbar gut gestimmt. Der Kontakt ist nie abgebrochen, erzählt Wolfram ter Jung. Noch bis vor Kurzem habe er Hartmut Heimann regelmäßig besucht. „Wir haben dann ein Bierchen getrunken, philosophiert oder Schach gespielt.“

Maximilian Ziel (Grüne Schwerte)
Maximilian Ziel (33) ist wie sein Vater Hartmut Heimann als Mitglied der Grünen in der Schwerter Lokalpolitik aktiv. © Die Grünen

Abschiedsfeier

Für den Mann, der stets unkonventionell und experimentell war, wird es auch einen besonderen Abschied geben – allerdings nicht bei der Bestattung. „Mein Vater soll im engsten Familienkreis bestattet werden“, hatte Maximilian Ziel vor kurzem erklärt.

Für den 15. Juni (Samstag) ist abseits davon im „Rattenloch“ um 19 Uhr ein Abschiedsfest geplant. Der Verein „Kunterbunt“ kündigt die Feier auf seiner Homepage bereits an – mit offener Bühne, Jam Session und einer Videovorführung.

„Jeder darf kommen, das wäre sicher in Hartmuts Sinn gewesen“, sagt Vorsitzender Florian Fischer. Der Abend soll „Tribute to Hartmut“ heißen. „Auf der Bühne werden ein paar Instrumente stehen, und wir präsentieren legendäre Anekdoten.“ In diesem Rahmen werden diejenigen, die sich von Hartmut Heimann verabschieden möchten, sicherlich die „richtigen Schwingungen“ finden.

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