Rechtsstreit nach umstrittenen Baumfällungen in Schwerte Nächster Gerichtstermin steht fest

Umstrittene Fällaktion an der Hagener Straße: Rechtsstreit geht weiter
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Plötzlich waren dort, wo entlang der Hagener Straße in Schwerte-Wandhofen einst 160 Bäume und Sträucher gestanden hatten, nur noch Baumstümpfe zu sehen. Die große Fällaktion im Jahr 2020, von einigen als „brutaler Kahlschlag“ bezeichnet, hatte nicht nur in der Ruhrstadt hohe Wellen geschlagen. Auch über die Stadtgrenzen hinaus hatte der Fall Aufmerksamkeit erregt, sodass sogar ein Fernsehteam des ZDF über den Vorfall berichtete.

Bei der Aktion wurden Eschen, Hainbuchen, Haselsträucher, Weiße Kirschen, Weiden und Ahorn entfernt. Der öffentliche Aufschrei war enorm. Denn der Landesbetrieb Straßen NRW hatte die Pflanzen entfernt, obwohl der betroffene Grünstreifen, der etwa 200 Meter lang und fünf Meter breit ist, nicht dem Land, sondern der Stadt und teilweise den Anwohnern gehört.

Die Stadt Schwerte reichte deshalb Klage ein. Der Schaden wurde auf 112.466 Euro geschätzt. Diese Summe war zustande gekommen, weil 49 der entfernten Bäume einen Stammumfang von über 80 Zentimetern aufwiesen.

So sieht es aktuell an der Hagener Straße aus: Die Natur hat sich den Grünstreifen wieder zurückerobert. Die Sträucher und Büsche wachsen wieder meterhoch.
Im Jahr 2024, vier Jahre nach der Fällaktion, wachsen an der Hagener Straße wieder Sträucher. © Leandra Stampoulis

Verhandlung und Berufung

Am 6. September 2023, knapp drei Jahre nach der umstrittenen Fällaktion, fand die erste Verhandlung am Landgericht Hagen statt. Damals wurde zugunsten der Stadt Schwerte entschieden, wobei das Gericht den Landesbetrieb Straßen NRW dazu verurteilte, rund 67.000 Euro an die Stadt zu zahlen.

Doch im Oktober 2023 hat Straßen NRW Berufung eingelegt, weshalb nun eine weitere Verhandlungsrunde bevorsteht. „Am 30. Oktober 2024 kommt es vor dem Oberlandesgericht Hamm zu einer Verhandlung“, erklärt Ingo Rous, Pressesprecher der Stadt Schwerte, auf Anfrage. Es bleibt also abzuwarten, wie der Fall weiter verläuft.

Der Landesbetrieb selbst hatte sein Vorgehen kurz nach den Baumfällungen im Jahr 2020 im Übrigen als Fehler eingestuft. Man habe nicht gewusst, dass der betroffene Seitenstreifen nicht zur Hagener Straße gehöre, für die der Landesbetrieb zuständig sei. Ein Gutachter hatte schließlich die Ausgleichssumme festgelegt.

Sträucher wachsen wieder

Im Sommer 2021 hatte Straßen NRW zudem seine Versicherung eingeschaltet, die daraufhin einen eigenen Gutachter beauftragte. Dieser Gutachter hatte behauptet, dass es sich nicht um eine Rodung gehandelt habe, sondern die Bäume lediglich auf Stock gesetzt worden seien.

Inzwischen, vier Jahre nach den umstrittenen Baumfällungen an der Hagener Straße, sieht es vor Ort schon wieder ganz anders aus. Die Büsche und Sträucher wachsen wieder meterhoch. Von der Straße aus lässt sich die Rückwand der dahinterliegenden Garagen nicht mehr erahnen.

Wie die beiden Parteien sich am Mittwoch (30. Oktober) einigen werden, bleibt abzuwarten. Wir werden berichten.

Bernd Degwer aus Schwerte-Wandhofen spricht mit einem Kamerateam des ZDF.
Auch das ZDF interessierte sich damals für die Fällaktion. Nachbar Bernd Degwer berichtete im Interview von der plötzlichen Fällaktion an der Hagener Straße. Mit im Bild (v.l.) ist das Kamerateam: Markus Bonkowski und Christian Emmerke. (Archivfoto) © Heiko Mühlbauer