Stromunfall am Bahnhof Schwerte Jugendliche wollten Video drehen - Mädchen (13) schwerstverletzt

Stromunfall am Bahnhof in Schwerte: Mädchen (13) ist schwerstverletzt
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Update (2.7., 8.50 Uhr): Am Tag nach dem Stromunfall am Bahnhof in Schwerte konkretisiert die Bundespolizei in einer Pressemitteilung die Informationen über das Geschehen und dessen Hintergründe. Zudem gibt es eine Korrektur: So sei das Mädchen, das schwerste Verletzungen erlitten hat, 13 und nicht 12 Jahre alt. Ergänzend gibt die Bundespolizei an, dass das Mädchen die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.

„Kurz nach 16 Uhr wurden die Bundespolizei, die Feuerwehr und die Kreispolizeibehörde Unna über einen tragischen Unfall mit einem verletzten Kind informiert“, heißt es in der Pressemitteilung. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn, der auf die Geschehnisse aufmerksam geworden sei, habe zuvor die Rettungskette eingeleitet.

Nach bisherigen Ermittlungen sei das Mädchen auf einen Güterzug geklettert. Auf dem Waggon sei es vermutlich zu einem Stromschlag gekommen. Dabei habe sich ein Lichtbogen gebildet, wodurch die 13-Jährige mehrere Meter durch die Luft und schließlich zu Boden geschleudert worden sei.

Einer der Begleiter (15) habe Erste Hilfe geleistet. Das Mädchen habe sich schwerste Verletzungen zugezogen und sei mittels Rettungshubschrauber ins Uniklinikum Dortmund gebracht worden, so die Bundespolizei. „Der Zustand des Mädchens ist weiterhin sehr kritisch (Stand 8 Uhr am 2.7., Anm. d. Red.)“, sagt Pressesprecherin Anne Rohde.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte eine Gruppe Jugendlicher (13-16 Jahre alt, alle mit ukrainischer Staatsangehörigkeit), zu der das verletzte Mädchen gehörte, den Güterbahnhof aufgesucht, um dort Videoaufnahmen zu tätigen. Die Jugendlichen hätten stark unter Schock gestanden und seien von der Feuerwehr psychologisch betreut worden, so die Bundespolizei.

Der Streckenabschnitt war für den Personen- und Güterverkehr knapp eineinhalb Stunden lang gesperrt. Es waren zahlreiche Kräfte der Feuerwehr, der Polizei und der Bundespolizei im Einsatz.

Ursprüngliche Meldung (1.7.)

Zahlreiche Sirenen waren am späten Montagnachmittag (1.7.) in Schwerte zu hören – unterwegs in Richtung Bahnhof. Auch ein Rettungshubschrauber war am Güterbahnhof gelandet.

Polizei und Feuerwehr waren mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort; die Polizei hatte den Bereich rund um den Einsatzort großräumig abgeriegelt. Auch Pressevertreter wurden nicht in die Nähe des Unfallortes gelassen. Das Gelände, in dessen unmittelbarer Umgebung es zu dem Unfall gekommen ist, ist ein Motorcross-Bereich, der vom Westendamm abzweigt.

Ein Hubschrauber fliegt vom Bahnhof Schwerte ab.
Der Hubschrauber verlässt den Einsatzort. © Martina Niehaus

Ein Polizeiwagen steht am Güterbahnhof in Schwerte.
Die Polizei hat den Bereich um den Güterbahnhof weiträumig abgeriegelt. © Martina Niehaus

„Unglücksfall mit Kind“

Ersten Informationen zufolge sollte es zu einem Stromunfall gekommen sein, bei dem sich ein Kind im Alter von circa 12 Jahren schwere Verbrennungen zugezogen haben sollte. Bernd Pentrop, Pressesprecher der Kreispolizei Unna, nannte es auf Anfrage zunächst einen „Unglücksfall mit einem Kind“.

Später bestätigte dann Bundespolizei-Pressesprecherin Anne Rohde, dass es sich um ein 12-jähriges Mädchen handelte. „Es handelt sich um einen Stromunfall. Offenbar ist das Mädchen auf einen der Güterwaggons geklettert und hat die Oberleitung berührt.“

Gruppe Jugendlicher

Dabei hat sich das Mädchen durch einen schweren Stromschlag womöglich lebensgefährlich verletzt. Notfallseelsorger waren vor Ort. Eine Gruppe Jugendlicher stand bei den Einsatzwagen. Anne Rohde bestätigte später, dass die Jugendlichen zusammen mit dem Mädchen am Unfallort waren.

Um 17 Uhr hob der Hubschrauber ab; das Mädchen wurde ins Uniklinikum Dortmund gebracht, so Rohde. Innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre hatten sich mehrere Stromunfälle am Schwerter Bahnhof bzw. am Güterbahnhof ereignet. Dabei war im April 2023 ein 13-jähriger Junge so schwer verletzt worden, dass er wenig später starb. Im Februar 2024 war ein 18-Jähriger auf einen Waggon geklettert und hatte einen tödlichen Stromschlag erlitten.

Ein Hubschrauber hebt ab.
Um 17 Uhr hob der Hubschrauber ab und brachte das schwerverletzte Mädchen ins Krankenhaus. © Martina Niehaus
Der Güterbahnhof in Schwerte: Polizei und Krankenwagen sind vor Ort.
In diesem Bereich des Güterbahnhofs war das Mädchen auf einen Waggon geklettert. Das Kind erlitt schwere Verletzungen. © Martina Niehaus

„Unfassbar schlimm“

Auch die Feuerwehr Schwerte war mit vielen Fahrzeugen im Einsatz; Einsatzleiter war Feuerwehr-Chef Wilhelm Müller. „Die Hauptamtliche Wache, der Einsatzführungsdienst, und die Einheit Schwerte-Mitte waren draußen“, sagte er. Zwei Rettungswagen, ein Notarzt und der Hubschrauber waren vor Ort – insgesamt kümmerten sich 28 Feuerwehrleute um die Jugendlichen.

Von den sechs Jugendlichen, die das Mädchen begleitet hatten, wurde äußerlich niemand verletzt. Zwei von ihnen wurden aber im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, weil sie einen Schock erlitten hatten, erklärte Müller. Die anderen wurden von mehreren Eltern abgeholt und nach Hause gebracht.

Die Feuerwehr Schwerte steht am Bahnhof in Schwerte.
Die Feuerwehr Schwerte war mit 28 Einsatzkräften vor Ort. © Feuerwehr Schwerte Müller

Noch vor wenigen Wochen hatten die Bundespolizei, die Stadt Schwerte und die Feuerwehr zu einem Präventionstermin am Bahnhof eingeladen. Man wollte in die Schulen gehen, um Kinder und Jugendliche besser über die Gefahren durch Oberleitungen an Bahnhöfen aufzuklären.

„Das ist wirklich unfassbar schlimm“, sagte Anne Rohde. Leider könne man den Bereich um den Güterbahnhof nicht auf ganzer Strecke durch einen Zaun sichern, weil die Gleise für Mitarbeiter und auch Polizei zugänglich sein müssten. Rohde: „Ich bezweifle außerdem, dass so ein Zaun für Jugendliche ein großes Hindernis darstellen würde.“

Auf unserer Homepage finden Sie außerdem Eindrücke von der Einsatzstelle im Video.

Auch die Bundespolizei war im Einsatz.
Auch die Bundespolizei war im Einsatz. © Feuerwehr Schwerte Müller