
© Jens Herkströter
Großbrand vernichtet Requisiten: Historische Spiele im Elsebad in Gefahr
Spendenaufruf
Seit über 20 Jahren gehören die historischen Spiele zum Elsebad dazu. Eine Woche lang tauchen Kinder ab ins Mittelalter. Doch jetzt hat ein Großbrand das Lager mit den Requisiten vernichtet.
Das Flammeninferno verschlang mittelalterliche Gewänder genauso wie steinzeitliche Umhänge. Auch von Helmen, Tongefäßen und Werkzeugen und all den anderen Requisiten, die für die historischen Spiele im Elsebad unverzichtbar sind, ist nichts geblieben.
Die beliebte Institution ist in Gefahr, nachdem fast der gesamte Fundus bei einem Großbrand in der Scheune von Spieleleiter Olaf Fabian-Knöpges in Hattingen vernichtet worden ist. Von dem rund 80 Quadratmeter großen Lager blieb in der Nacht zum 3. Dezember (Freitag) nur ein qualmender Trümmerhaufen.
Feuerwehr löschte fünf Stunden lang mit 80 Einsatzkräften
Vom Bellen des Hofhundes aufgeschreckt, hatte Olaf Fabian-Knöpges die Flammen gegen 2 Uhr bemerkt. Fünf bis sechs Meter hoch loderten sie in den Himmel, berichtet er. Vergeblich sei er in der eisigen Kälte nach draußen gerannt, um zu versuchen, selbst zu löschen.
Doch wegen der großen Hitze sei man nicht näher als drei Meter an das Gebäude herangekommen. Die Sandsteine, aus denen der Sockel gemauert war, seien hinterher rot ausgeglüht gewesen.

Die Fachwerkscheune in Hattingen-Elfringhausen stürzte teilweise ein. Die Feuerwehr riss die Reste ein, um sicher arbeiten zu können. © Jens Herkströter
Die Hattinger Feuerwehr, unterstützt von Kollegen aus Sprockhövel, eilte mit rund 80 Rettungskräften zu dem abseits gelegenen Anwesen im Stadtteil Elfringhausen. Durch schnelles Handeln gelang es, das benachbarte Fachwerk-Wohnhaus des Spieleleiters sowie den angrenzenden Wald vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen.
Die Fassade wurde mit Wasser aus einem Strahlrohr gekühlt. Zur Wasserversorgung wurde eine rund einen Kilometer lange Schlauchleitung zur Zisterne eines Bauernhofs gelegt. Um sicher arbeiten zu können, mussten die restlichen Wände der bereits zum Teil eingestürzten Scheune eingerissen werden. Immer wieder loderten Glutnester auf, die abgelöscht werden mussten. Zum Schluss wurde die Brandstelle mit einer Schicht aus Löschschaum abgedeckt.
Erst nach fünf Stunden war der Einsatz beendet.
Die Reste der Requisiten sind von einer dicken Schuttschicht begraben
„Alles ist unter einer einen Meter dicken Schuttschicht“, berichtet Olaf Fabian-Knöpges, der später nach Resten seiner Requisiten-Schätze suchte. Verzweifelt versuchte der Museumspädagoge, wenigstens nach eisernen Stücken wie Helmen oder Schwertern zu graben. Doch Gestank und Dämpfe aus den Trümmern zwangen ihn schnell dazu, dieses Vorhaben aufzugeben.

Als Schmied ist Olaf Fabian-Knöpges (l.) nicht nur beim historischen Spiel im Elsebad, sondern auch beim Weihnachtsmarkt „Bürger für Bürger" bekannt. © Reinhard Schmitz (A)
„Viele dieser Dinge, die über 30 Jahre zu unserem Fundus zusammengetragen wurden, waren Unikate und sind unwiederbringlich verloren“, schreibt Brigitte Stirnberg vom Elsebad-Förderverein, der einen Spendenaufruf gestartet hat: „Der Fundus umfasste historische Gewänder, Schmuckstücke, Dekorationsartikel und Alltagsgegenstände wie Blasebälge, Werkzeuge von Feilen für feinste Arbeiten bis hin zu Vorschlaghämmern.“
Darüber hinaus verbrannten viele Hilfsmittel zur Instandhaltung und zur Schaffung von neuen historisch stimmigen Gegenständen.
Es werden allein rund 100 neue Kostüme für die Kinder benötigt
Ersatz wird dringend benötigt, damit in der ersten Woche der Herbstferien 2022 wieder ein historisches Spiel im Spieledorf Argeste auf dem Gelände des Elsebads stattfinden kann. „Dazu sind 100 Kostüme nötig für die Kinder und auch für Erwachsene“, sagt Olaf Fabian-Knöpges.
Er hofft beispielsweise auf Stoffspenden, um dann Workshops für Freiwillige anbieten zu können, die daraus neue Tuniken oder Umhänge nähen. Auch alte Ledertaschen, Pelzmäntel, Hauben und Mützen, Spielzeugwaffen oder Werkzeuge sind hoch willkommen.

Die kompletten Kostüme und die weiteren Requisiten für die beliebten historischen Spiele im Elsebad sind ein Raub der Flammen geworden. © Manuela Schwerte (A)
Die Handwerkerwoche, die immer zu Ostern ins Elsebad lockt, scheint indessen ungefährdet. „Die würden wir sicherlich hinkriegen mit den Werkzeugen, die wir noch haben“, erklärt Olaf Fabian-Knöpges. Die Idee ist, in Anlehnung an römische Traditionen einen Corona-Triumphbogen zu bauen – wenn die Pandemie endlich besiegt ist.
Elsebad ruft zu Spenden auf
- Um das historische Spiel zu unterstützen, kann man Mitglied im Förderverein „Argeste im Elsebad e. V.“ werden.
- Geldspenden sind möglich auf das Vereinskonto des Fördervereins „Argeste im Elsebad e. V.“ bei der Stadtsparkasse Schwerte, IBAN: DE25441524900000090878, BIC: WELADED1SWT.
- Auch Sachspenden sind willkommen: Kleidung und Kostüme nach historischen Vorbildern für Kinder und Erwachsene, alte Ledertaschen, Pelzmäntel, Hauben und Mützen, Werkzeuge, Zinn, Kupfer, Bronze, Eisen, Blasebälge, Spielzeugwaffen und Schilde aus Holz, dekorative Waffen und Kleidung – generell alles, was nicht aus der heutigen Epoche erscheint. Sachspenden können samstags von 10 bis 13 Uhr direkt im Elsebad, Am Winkelstück 113 abgegeben werden.
- Wer gerne näht und historische Schnittmuster ausprobiert, kann Reststoffe vom vergangenen historischen Spiel im Elsebad abholen, um Kostüme für Kinder und Erwachsene zu nähen.
- Weitere Informationen zum Historischen Spiel und dem Engagement unseres Vereins gibt es im Internet unter: www.argeste.com
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
