Während die Viren-Saison zum Ende des Jahres in vollem Gange ist, fehlt es in den Apotheken in Schwerte wegen Lieferengpässen flächendeckend an Medikamenten. Eine Besserung scheint für das kommende Jahr nicht in Sicht zu sein. Sarah Doll, Inhaberin der Rathaus-Apotheke, muss aktuell so manche Patienten wieder wegschicken.
Flächendeckende Engpässe
„Die Situation ist schlecht, sehr schlecht“, so die Apothekerin und Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). „Es mangelt gerade eigentlich an Medikamenten in allen Bereichen.“ Von Schmerzmitteln über Antibiotika und Insulin bis zu Mitteln für neurologische Erkrankungen fehle es an allem.
Der Mangel betreffe damit nicht nur Nischenprodukte, sondern auch viele gängige Medikamente. Auf der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) stehen aktuell insgesamt 504 rezeptpflichtige Arzneimittel, die von Lieferengpässen betroffen sind. Engpässe von rezeptfreien Medikamenten sind nicht gelistet.
Probleme mit Kinder-Antibiotika
Auch für die akuten Erkrankungen in der Erkältungswelle sei es laut Sarah Doll in ihrer Apotheke teilweise schwierig: „Gerade bei Kinder-Antibiotika fehlt es momentan an einigem. Bei den Mitteln für Erwachsene ist es auch schwierig.“
Mittlerweile müsse sie manche Patienten, die bestimmte Medikamente benötigen, wieder wegschicken. „Ich muss dann sagen, dass sie es noch mal in anderen Apotheken versuchen müssen. Vielleicht haben die mit Glück ja noch kleine Restbestände.“ Die Lage gelte allerdings flächendeckend für alle Apotheken.
Keine Besserung in Sicht
Den Apotheken selbst seien die Hände gebunden, da sie sich an Festpreise halten. Daher liege es vor allem in den Händen der Politik, für Abhilfe zu sorgen. „Es wird eher schlimmer für uns werden, weil die Politik derzeit keine Lösungen anbietet. Das, was kommt, ist kurzfristig keine Hilfe.“ Die Gründe für die derzeitige Situation seien zwar vielfältig, aber Besserung könne nur durch politische Entscheidungen herbeigeführt werden.
„Die Unternehmen verkaufen ihre Produkte derzeit lieber ins Ausland“, so Doll. Grundlegend unterstütze sie die Pläne, dass die Produktion von Medikamenten zukünftig wieder nach Europa verlagert werden soll. Die Aussicht auf eine schnelle Besserung gebe das aber nicht: „Die Verlagerung macht sich ja frühestens in zehn Jahren bemerkbar. Die Patienten brauchen jetzt ihre Medikamente.“ Ein Ende der Engpass-Krise in der nahen Zukunft sei aus ihrer Sicht nicht gegeben.
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