Geldautomaten-Sprengungen nehmen zu So sicher sind die Geräte im Kreis Unna

Von Claudia Lohmann
Geldautomaten-Sprengungen: Wie sicher sind die Automaten im Kreis?
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Dass Geldautomaten der Sparkasse UnnaKamen frei zugänglich waren, ist schon länger her. Die Automaten stehen mittlerweile ausschließlich in Foyers der Filialen – und die bleiben nachts zwischen 0 und 5 Uhr geschlossen, wie Sparkassensprecher Andreas Schlüter erklärt.

Das Thema Sicherheit bei Geldautomaten ist angesichts einer gestiegenen Anzahl von Automaten-Sprengungen wieder in den Fokus gerückt. Bund und Länder wollen, dass Geldautomatenbetreiber für mehr Sicherheit sorgen. Es steht sogar die Überlegung im Raum, das gesetzlich vorzuschreiben.

Freilich war Sicherheit bei der Sparkasse UnnaKamen schon immer ein sehr wichtiges Thema. Auf die Probe gestellt wurde sie bislang aber nicht. „Es gab bislang keine Sprengung“, erklärt Schlüter für die 38 Geräte im Geschäftsgebiet der Sparkasse UnnaKamen. Das können nicht alle Sparkassen im Kreis Unna von sich behaupten: Im Oktober 2021 wurde in Bergkamen-Rünthe ein Geldautomat in der Filiale der Sparkasse Bergkamen-Bönen an der Rünther Straße gesprengt.

Einsatz von Farbsystemen

Zu den Sicherheitsvorkehrungen der Sparkassenautomaten sagt Schlüter aus offensichtlichen Gründen nichts. Und auch die Dortmunder Volksbank, zu der der überwiegende Teil der Volksbanken im Kreis Unna gehört, hält sich hier aus Sicherheitsgründen mit Informationen zurück. „Wir sichern unsere Automaten mit einer Vielzahl von Maßnahmen ab. Je nach Gerätetyp, Gefährdungslage und den örtlichen Gegebenheiten werden dabei unterschiedliche Maßnahmen kombiniert“, erklärt die Sprecherin Graziella Strothmüller. „Eines der aus unserer Sicht wichtigstes Sicherheitsfeatures ist der Einsatz von Farbsystemen. Bei einer Sprengung werden die Banknoten eingefärbt und damit unbrauchbar.“

Grundsätzlich gebe es aktuell zwei Optionen der Sicherung: „Zum einen die Verhinderung einer Sprengung durch mechanische Maßnahmen. Zum anderen dadurch, dass das Geld bei einer Sprengung unbrauchbar gemacht wird – beispielsweise durch Farbe. Zusätzlich entwickeln die Gerätehersteller immer neue und angepasste Sicherungsmechanismen“, so Strothmüller.

Ältere Geräte, die nicht immer mit sämtlichen verfügbaren Sicherheitsmaßnahmen nachgerüstet werden können, seien in den Marktbereichen der Dortmunder Volksbank nicht mehr in Betrieb.

Geldautomaten Sprengung Bergkamen
Wird ein Geldautomat gesprengt, kann das Menschenleben gefährden. Wie groß die Ausmaße einer solchen Explosion sind, zeigen Archivbilder aus Bergkamen. © Stefan Milk (Archiv)

Volksbank begrüßt Vorschlag

Die konkrete Überlegung einer Verpflichtung für Banken, ihre Geldautomaten mit dem Farb-System abzusichern, begrüßt die Dortmunder Volksbank: „Bereits im Jahr 2021 haben wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und setzen solche Systeme seither flächendeckend ein.“

Doch es gibt nicht nur Beifall. „Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz und wird der grundsätzlichen Aufgabenverteilung in unserem staatlichen Gemeinwesen nicht gerecht“, zitiert das „Handelsblatt“ die Deutsche Kreditwirtschaft. Es sei schwer nachzuvollziehen, dass die alleinige Verantwortung für die Verhinderung von Sprengungen bei Banken und Sparkassen liegen soll.

Wie Medien zu entnehmen ist, kritisierte auch der Präsident des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz, Thomas Hirsch, die Idee einer Verpflichtung für Geldinstitute: Er fordert stattdessen eine gemeinschaftliche Lösung. „Alleine mit einem Gesetzestext wird man das Problem nicht lösen können“, soll Hirsch dem SWR gesagt haben.

Geld aus dem Supermarkt

Ein anderer Weg, den Diebstahl von Bargeld und dem gefährlichen Sprengen von Geldautomaten entgegenzuwirken, könnte freilich auch sein, Geldautomaten abzubauen. Und diesen Weg gegen die Banken schon ganz automatisch, denn die Zahl der Menschen, die vor allem mit Karte bezahlen und immer seltener Bargeld abheben, nimmt zu. „Der Trend zur Kartenzahlung ist erkennbar“, erklärt Schlüter von der Sparkasse UnnaKamen. Das zeigt auch eine Studie aus dem Jahr 2019: Wie das Kölner Handelsforschungsinstituts EHI herausfand, hat im Jahr 2018 die Kartenzahlung die Barzahlung erstmals knapp überholt. Mit Corona setzte der Trend sich noch weiter fort, weiß Schlüter.

Dass es damit auch immer weniger Geldautomaten gibt, zeigen Zahlen der Volksbank: Vor zehn Jahren, im Jahr 2013, gab es in Deutschland 60.081 Geldautomaten der Volksbank. Im vergangenen Jahr waren es mit 52.609 fast 10.000 weniger, wobei es zwischendurch auch Schwankungen gab.

Während die Zahl der SB-Automaten zwar rückläufig ist, hätten sich die Orte, an denen Bargeld abgehoben kann, tendenziell erhöht, erklärt Graziella Strothmüller von der Volksbank. „Grund dafür ist, dass der lokale Handel sowie auch Discounter mittlerweile Bargeld beim Bezahlvorgang anbieten.“ Heißt: Ein Ende der Geldautomaten müsste nicht das Ende vom Bargeld bedeuten.

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