© Marcel Drawe
Geimpftes Kind durfte nicht in Euroshop: „Das ist doch Diskriminierung“
Corona in Unna
In der Ferienzeit gelten für Schüler andere Corona-Regeln. Weil die Schultestung wegfällt, brauchen sie für Vieles einen tagesaktuellen Test. Ausnahme sind immunisierte Schüler. In Unna stifteten die Regeln Verwirrung.
Ob Einzelhandel oder Gastronomie: Für Kinder und Erwachsene gelten unterschiedliche Corona-Zugangsbeschränkungen. Denn Kinder und Jugendliche werden in der Schule regelmäßig getestet und müssen noch nicht geimpft sein, um etwa ein Geschäft zu betreten. Komplizierter wird es dann in den Ferien, wenn Schüler nicht getestet werden. Die Regeln, die für diesen Zeitraum greifen, legen Geschäfte in Unna offenbar unterschiedlich aus, wie eine Mutter und ihr zwölfjähriger Sohn leidlich erfahren mussten.
Einen Tag vor Silvester wollten Miguel und Melina Mroncz in Unna einkaufen. Der zwölf Jahre alte Miguel stöbert gerne mal durch den Euroshop. Irgendwas Brauchbares ist immer dabei. Und für einen Schüler dort auch erschwinglich. Aber an diesem Tag war an der Türschwelle des Ladens an der Bahnhofstraße Schluss.
Pandemie auf dem Rücken der Kinder
Die Begründung der Verkäuferin im Dienst: Schülerinnen und Schüler müssten dort während der Ferien einen Test vorzeigen, um den Laden zu betreten. Die Tatsache, dass Miguel vollständig geimpft ist, sei egal. „Das ist doch Diskriminierung unserer Kinder“, ärgert sich die Mutter. Auf dem Rücken der Jüngsten sei während der Pandemie schon so viel ausgetragen worden. Warum sollten für ihren Sohn strengere Regeln gelten, als für sie?
Weil seine Schwester zur Risikogruppe gehört, hat sich der zwölfjährige Miguel schnell für eine Impfung entschlossen. Inzwischen ist er sogar schon geboostert. Um Fälschungen vorzubeugen, haben wir Stempel und Chargen-Nummern auf diesem Bild unkenntlich gemacht. © Marcel Drawe
Auch ein Anruf bei der Zentrale von Euroshop brachte für die Mutter aus Unna das gleiche Ergebnis. Am Telefon habe sie ebenfalls darüber Auskunft erhalten, dass alle Schüler in den Ferien getestet sein müssen. Und nach Rücksprache mit anderen Eltern erfuhr Melina Mroncz, dass sie kein Einzelfall ist. Offenbar wurden einige Eltern mit ihren geimpften Kindern auch an anderen Geschäften in der City abgewiesen.
Es soll sich um ein Missverständnis gehandelt haben
Zu Unrecht, wie sich nun klärt. Rainer Karthaus, Leiter des Euroshops in Unna, rudert zurück: Es habe sich um ein Missverständnis gehandelt. Mit der Mitarbeiterin, die Familie Mroncz an der Tür abwies, habe er inzwischen gesprochen. Sie hätte die Regeln falsch verstanden. Selbstverständlich müssten geimpfte oder genesene Kinder in den Ferien nicht zusätzlich getestet sein.
Für die Familie, die im Shop jederzeit wieder willkommen sei, war es trotzdem ein niederschmetterndes Erlebnis. Gerade weil die Kinder von Melina Mroncz im sehr jungen Alter beide geimpft werden wollten. Der zwölfjährige Miguel habe sich impfen lassen, weil seine Schwester zur Risikogruppe gehört und schon an Corona erkrankt war. Seit Sonntag ist er sogar schon geboostert.
Die Regeln für Kinder und Jugendliche auf einen Blick
- Die Winterferien dauern in NRW noch bis zum 8. Januar. Für diesem Zeitraum sollten Eltern von ungeimpften Kindern ans Testen denken.
- Ein tagesaktueller Schnelltest wird überall dort notwendig, wo Erwachsene nur mit 2G Zutritt haben.
- Denn laut Corona-Schutzverordnung sind immunisierten Personen zwei Gruppen gleichgestellt, sofern sie einen negativen Testnachweis mit sich führen, oder eben durch die Schultestung als getestet gelten:
- 1. Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 15 Jahren sowie
2. Personen, die über ein ärztliches Attest verfügen, demzufolge sie derzeit oder bis zu einem Zeitpunkt, der höchstens sechs Wochen zurückliegt, aus gesundheitlichen Gründen nicht gegen Covid-19 geimpft werden können.
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
