War es im Kreißsaal des Evangelischen Krankenhauses oder in der Wohnung am Markt? Wo genau er vor 70 Jahren das Licht der Welt erblickte, weiß Michael Arens nicht. Es ist auch vollkommen egal. Was viel mehr zählt, ist das einmalige Geburtsdatum. 5.5.55 hat der Standesbeamte im Schwerter Rathaus mit Dienstsiegel und amtlicher Gebührenmarke in die mittlerweile leicht angegilbte Urkunde eingetragen. Der Jubilar kennt sogar die genau Uhrzeit: „Um 5 vor 5, hat meine Mutter mir immer gesagt.“ Worte, die immer noch in seinem Ohr klingen.
Jetzt kam Enkelkind Nr. 5
Denn die magische Fünf sollte fortan das Leben des Schwerters bestimmen: „Die Zahl ist mir irgendwie nachgehangen.“ Die Beispiele fallen nur so aus seinem Mund. Den Blaumann holte er in seiner beruflichen Laufbahn bei der Firma Stappert Spezialstahl immer aus dem Spind Nummer fünf. Seine gemütliche Wohnung mit Garten fand er natürlich in der Friedensstraße 5. Und erst kürzlich konnte er sich über das fünfte Enkelkind freuen.

Aus der Reihe sprang dabei lediglich die Zahl seiner acht Geschwister. Doch damals tobten in der Häusern rund um den Markt herum überall viele Kinder, die die noch nicht mit dem City-Centrum zubetonierte Gegend zu ihrem Abenteuerrevier machten. Es gab kaum einen Moment, wo man nicht in irgendeiner Ecke den Lederball auf dem Pflaster ticken hörte. „Da haben wir den Verein ,BVB Markt 66´ gegründet“, erinnert sich Michael Ahrens: „Da war ich elf Jahre alt.“ Heimlich pappte er die Panini-Bilder seiner Idole aus der Bundesliga mit Kerzentalg an die Holzbretter der Kartoffelkiste im Keller, der den Jungs eigentlich verboten war.
Straßenkicker vom Markt
Gemeinsam mit seinen Freunden kickte Michael Ahrens gegen Straßenmannschaften, die sich in anderen Vierteln wie an der Liethstraße oder Auf dem Heithof gebildet hatten. Der talentierte Nachwuchs blieb den Spähern der Vereine nicht verborgen. Anton Bierholz, der langjährige Präsident des TuS Wandhofen, habe die jungen Kicker mitgenommen auf den Sportplatz seines Vereins: „Er besorgte Schuhe.“ Ein Traum für die Jungs, die sich zuvor nur in alten Straßentretern die Bälle zuspielen konnten.

Als Mittelstürmer verstärkte Michael Ahrens später die Mannschaft vom VfB Westhofen und vom SSV 06 am Grüntaler Teich: „Auf schwarzer Asche mit dicken Steinen drin.“ Seine Erfahrung gab er später als Jugendtrainer beim ETuS in Schwerte-Ost weiter.
Als absoluter Höhepunkt unvergessen bleibt jedoch das Abschiedsspiel für den viel zu jung gestorbenen Gerd Tiemann in Westhofen, zu dessen Ehren eine Auswahl der besten Schwerter Fußballer gegen den heimischen VfB antrat. Mit dabei: Fußball-Weltmeister und Bundesliga-Ikone Wolfgang Overath, der mit zwei weiteren Stars des 1. FC Köln angereist war. Mit seinem Einsatz rechnete Michael Ahrens offenbar zunächst gar nicht. „Ich saß mit Rüdiger Ganske auf der Bank und habe mir ein Zigarettchen gegönnt“, erzählt er: „Doch dann wurden wir eingewechselt vom Trainer Thomas Joachim. Wir haben schnell die Kippen ausgemacht und liefen auf den Platz.“

Was die Trainer noch weniger gern sahen als Rauchen: Nebenbei kickte Ahrens in Thekenmannschaften mit, die sich in der Feuerteichschänke in der Fußgängerzone oder in der längst zu einer Wohnung umgebauten Runden Ecke an der Karl-Gerharts-Straße zusammengefunden hatten. Die Teams hätten zum großen Teil aus Vereinsspielern bestanden: „Das waren schon Granaten.“ Die Regalbretter an den Wänden im Feuerteich seien pickepacke voll gewesen mit Pokalen. „Das waren schon schöne Zeiten“, schwärmt der Schwerter.
Kiste Bier für die Holzpfosten
Auch als Rentner kann Michael Ahrens nicht vom Ballsport lassen. Sein größtes Hobby ist der Club Holzpfosten Schwerte, dessen Futsal-Mannschaft sein Sohn Joel Ahrens einst trainierte. Der kommt wie seine beiden Brüder, die fünf Enkelkinder und Ehefrau Martina zur großen Geburtstagsfeier, die am Montag (5.5.) im Familienkreis steigt. „Das Geschenk weiß ich schon“, verrät der Jubilar: „Eine Reise nach Amsterdam.“ Eigentlich müsste die ja fünf Tage dauern.