Seine Gasheizung ist von 2019. Dass er mit der Anlage in jüngster Zeit Probleme haben könnte, hätte Jürgen Klin nicht gedacht. Bei der Umstellung auf das sogenannte H-Gas habe die Fremdfirma im Auftrag der Stadtwerke Schwerte aber nicht nur die dafür notwendigen Düsen ausgetauscht, sondern dem Schwerter im Anschluss auch eine Mängelkarte ausgehändigt.
Er sei einer von rund 400 Kunden, die so ein Mängelkärtchen bekommen haben, bestätigen die Stadtwerke. Der überwiegende Teil davon, so teilen es die Stadtwerke als Netzbetreiber mit, war allerdings nur ein Hinweis darauf, dass die Heizung dringend gereinigt und gewartet werden müsste.
Schadensbehebung binnen zwei Wochen
Bei Jürgen Klin ist das anders. Das Abgasrohr müsse überprüft werden, steht auf der Karte: „CO2 schwankt zu stark in der Teillast“, ist als Info handschriftlich vermerkt. „Bitte lassen Sie den Mangel binnen zwei Wochen beheben“, lautet die Forderung, die der zuständige Mitarbeiter angekreuzt hat.
Dass sich das Abgasrohr verschoben haben könnte, hörte Klin am Tag der Gasumstellung nicht zum ersten Mal. Auch der Schornsteinfeger hätte bei der letzten Abgasmessung darauf hingewiesen, ihm zu diesem Zeitpunkt aber mitgeteilt, dass das kein dringliches Problem sei.
Verantwortungsbereich der Stadtwerke?
Der Schwerter sagt, er fühle sich ungerecht behandelt. Auf der einen Seite hätte er vorerst grünes Licht vom Schornsteinfeger bekommen – die Stadtwerke aber machten nun Druck. „Meine Anlage hat fünf Jahre Garantie“, sagt Jürgen Klin. Er habe stets die wichtigen Wartungs- und Kontrolltermine eingehalten, präsentiert die Unterlagen, die das beweisen.
„Dann fummelt jemand an meiner Anlage herum und plötzlich soll alles ganz schnell gehen innerhalb von zwei Wochen“, sagt der Schwerter, der die Frage aufwirft, ob die gestellte Forderung überhaupt im Verantwortungsbereich der Stadtwerke liege – zumal im Vorfeld nicht kommuniziert worden sei, dass solche Mängelkärtchen im Zuge der Umstellung ausgestellt werden.
Das sagen die Stadtwerke
Die Stadtwerke sehen in diesen Kärtchen weder ein Problem geschweige denn ein Vergehen: „Dienstleister und auch Mitarbeiter der Stadtwerke sind angehalten, den Kunden darauf hinzuweisen, wenn Mängel an seiner Heizungsanlage bestehen“, teilt Heiko Mühlbauer, Leiter der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke, auf Anfrage mit.
Schließlich müssten die Mängel dokumentiert und Besitzer auf Gefahren und gegebenenfalls bislang unbekannte Missstände aufmerksam gemacht werden. Mühlbauer: „Die Firmen nehmen keine Fehleranalyse vor. Dafür sowie für die Reparatur ist ein Fachbetrieb durch den Heizungseigentümer zu beauftragen.“
Jürgen Klin muss laut Unternehmenssprecher also eigenverantwortlich handeln, eine Art Bringschuld leistet das kommunale Unternehmen nicht.
Was heißt das für betroffene Kunden?
Stadtwerke-Kunden, denen eine Mängelkarte ausgestellt wurde, müssen davon ausgehen, dass sie auf Wiedervorlage im Briefkasten landet, wenn sie den Mangel nicht beheben lassen. „Wenn nicht unmittelbare Gefahr für Leib oder Leben besteht“ – das ist bei der Heizungsanlage von Jürgen Klin nicht der Fall – „wird der Kunde mit einem gewissen Abstand erneut erinnert“, so Mühlbauer.
Nur bei akuter Gefahr hätte die Anlage aus Sicherheitsgründen sofort gesperrt werden müssen.
Was ist mit den Kosten?
„Und was ist mit der Finanzierung?“, fragt Jürgen Klin. Schließlich könne er nicht ausschließen, dass auch der Dienstleister der Stadtwerke bei der Arbeit an der Anlage einen Fehler gemacht haben könnte. Das müsste er aber erst einmal beweisen.
„Die Stadtwerke übernehmen Kosten für die Umstellung“, sagt Heiko Mühlbauer. „Defekte oder Schäden, die bei der Umstellung festgestellt, nicht aber verursacht werden, werden nicht übernommen. Wir gehen davon aus, dass es auch im vitalen Interesse der Betreiber einer Heizungsanlage ist, wenn sie auf gefährliche Mängel oder Schäden am System hingewiesen werden.“

Dass Jürgen Klin das Thema nicht einfach aussitzen kann, weiß er selbst. Er fragt sich nun aber, ob es weitere Kundinnen und Kunden gibt, denen es ähnlich geht. Mit der Quote von 400 Mängelkarten soll Schwerte übrigens unterhalb des bisherigen Durchschnitts in Deutschland liegen.
Erhoben wurden bei der Aktion insgesamt 11.984 Gasgeräte, 367 davon sollen gar nicht erst anpassbar gewesen sein. Zumindest das war bei Jürgen Klin kein Problem. Sein Gerät ist auf die neue Gasform umgerüstet.
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