
© Reinhard Schmitz
Gastronomen fürchten zweiten Lockdown: „Das würden viele nicht überleben“
Infektionen im Kreis Unna
Noch ist größtenteils unklar, welche Konsequenzen dem Kreis Unna als Risikogebiet drohen. Schwerter Einzelhändler zeigen sich noch gelassen. Doch Gastronomen fürchten den zweiten Lockdown.
Das schlechte Wetter macht den Gastronomen einen Strich durch die Rechnung – zusätzlich zu all dem, was ihnen durch die Corona-Krise schon aufgelastet ist. Die Zeit der Außengastronomie, des unbekümmerten Kaffeetrinkens unter freiem Himmel, die Zeit von zusätzlichen Sitzmöglichkeiten und viel frischer Luft, neigt sich im Oktober dem Ende zu. Für die Gastronomen heißt das: Viele Kunden bleiben weg.
„Gefühlt können wir gerade wenig richtig machen“, sagt Sivita Karakus vom Café Herrlich am Markt. „Jetzt, wo es kalt wird, kommen viele Leute nicht, weil sie sich während der Pandemie noch nicht reintrauen. Das ist ihnen dann zu eng.“ Das Corona-Schutzkonzept empfiehlt außerdem, alle Räume gut zu durchlüften. „Wenn ich die Fenster auf habe, beschweren sich die Gäste aber, dass es zu kalt ist.“
Ein Teufelskreis, dem sich die Schwerter Gastronomen seit erlaubter Wiedereröffnung im Mai ausgesetzt sehen. „Aber alles ist besser, als den Laden wieder komplett zu schließen“, meint Karakus.
Kreis Unna ist Hotspot: „Lockdown werden viele nicht überleben“
Dabei ist die Wahrscheinlichkeit gerade größer als in den vergangenen Monaten. Am Donnerstag hat der Kreis Unna den Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten und gilt seitdem als Hotspot. Damit sollen auch Konsequenzen drohen.
Bislang bedeutet das aber noch nicht, dass auch Geschäfte, Restaurants, Kneipen und Cafés wieder schließen müssen. Trotzdem werden die Schwerter Gastronomen unruhig. „Mit der Angst vor einem zweiten Lockdown leben wir sowieso die ganze Zeit“, so Karakus.
Natürlich hoffe man, dass es nicht so kommt, sagt sie stellvertretend für ihre Kollegen in Schwerte. „Bestimmt werden Einschränkungen kommen. Vielleicht gibt es bald eine Sperrstunde. Oder sogar ein Alkoholverbot.“ Doch ein kompletter Lockdown, der wäre fatal. Denn eins ist auch klar: „Wenn wir noch einmal das gleiche durchmachen müssen – das werden viele Betriebe nicht überleben.“
Chef der Werbegemeinschaft: „Von Angst kann man nicht sprechen“
Deutlich gelassener sehe man die Situation im Einzelhandel, sagt Peter Rienhöfer als Chef der Schwerter Werbegemeinschaft. „Ich habe noch keine Bedenken der Einzelhändler gehört“, sagt er am Freitag. Von Angst könne man nicht sprechen. „Wir sind stark der Meinung, dass die Kunden sensibilisiert sind und dass die Hygienemaßnahmen in den einzelnen Läden stimmen. Ein zusätzlicher Lockdown ist nicht erforderlich.“
Ebenso wie in der Gastronomie merke man aber auch hier, dass die Kunden vorsichtiger geworden sind, weiß der Chef der Werbegemeinschaft: „Es ist natürlich so, dass die Frequenz im Handel geringer ist als vor Corona. Die Kunden kommen gezielter, es haben Veränderungen stattgefunden. Aber mit denen leben wir schon seit Monaten.“
Aus tiefster Liebe zum Ruhrgebiet bin ich gerne immer und überall auf der Suche nach Geschichten – für Kultur, Kindergärten und Schulen, Umwelt, Politik und alles, was Menschen sonst noch beschäftigt.
