Vor 60 Jahren erhielt Schwerte sein erstes Gartencenter Alles begann mit einem Rosenfeld

Vor 60 Jahren erhielt Schwerte das erste Gartencenter: Augsburg feiert
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Je nach Saison Tomaten- oder Salatpflänzchen, Akelei-Stauden, Stiefmütterchen und das eine oder andere Samentütchen, vielleicht noch ein Rosenstrauch, wenn er auf dem Tisch stand: Kaum zu glauben, dass dieses bescheidene Angebot an einem Marktstand – und das auch nur zweimal in der Woche für einen Vormittag – in der alten Stadt Schwerte ausreichen musste zum Bepflanzen der Beete am Haus oder in der Schrebergarten-Kolonie.

Bis der Diplomgärtner Hans Augsburg (1935-2022) vor 60 Jahren die Vision entwickelte, an der Autobahnauffahrt die Wurzeln für das heute so markante Gartencenter zu setzen. Mit grünen Handzetteln lädt es die Kundinnen und Kunden von heute ein, den runden Geburtstag mit einem Festprogramm am Wochenende (5./6.4.) mitzufeiern, für das Jubiläumsangebote und Aktionen angekündigt werden.

Diplomgärtner Hans Augsburg steht in einem Blumenfeld und lächelt in die Kamera.
Der Diplomgärtner Hans Augsburg verwirklichte an der Autobahnauffahrt an der Hörder Straße seine Vision von einem Gartencenter. Der Unternehmensgründer starb am 11. März 2022 im Alter von 86 Jahren. © Kerstin Augsburg (A)

Durch Zufall nach Schwerte

Dass ausgerechnet Schwerte zum Ort der Pioniertat wurde, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken. Auf einer Studienreise durch Amerika hatte Hans Augsburg die Möglichkeiten der Selbstbedienung kennengelernt. Da stand sein Entschluss: Dieses faszinierende Konzept musste man auch in Deutschland in seiner Branche erfolgreich umsetzen können.

Also machte er sich von seinem damaligen Lebensmittelpunkt Westberlin auf in die Bundesrepublik, um einen geeigneten Standort zu finden. Übernachten wollte der junge Diplomgärtner bei einem Freund, der in der Nähe von Schwerte wohnte. Er setzte den Blinker an der kurz vorher eröffneten Autobahnabfahrt an der Hörder Straße – und erblickte dort auf Anhieb das Traum-Grundstück zur Verwirklichung seiner Pläne.

Personen mit Blumensträußen stehen vor dem verglasten Eingang des Gartencenters Augsburg in Schwerte, darunter Bürgermeister Dimitrios Axourgos.
Bei einem seiner Firmenbesuche ließ sich Bürgermeister Dimitrios Axourgos (2. v. l.) 2024 von den Frühlingsblumen im Gartencenter Augsburg begeistern. (Archivbild) © Dimitrios Axourgos (A)

Besser und verkehrsgünstiger konnte die Lage kaum sein. Die bislang nur landwirtschaftlich genutzte Fläche grenzte direkt an den Schnittpunkt der Autobahn A1 mit der B236. Als weiterer Einzugsbereich war der Dortmunder Süden nur wenige Autominuten entfernt. Schon am nächsten Tag machte Hans Augsburg den Eigentümer des Grundstücks ausfindig. Es war ein Bauer, der ihm die gewünschten 2.000 Quadratmeter Land verpachtete.

Eröffnung am 15. Oktober 1965

Wer vorbeifuhr, konnte den Wandel auf der vormals eher tristen Parzelle an der Hörder Straße 119 miterleben. Hans Augsburg legte los. Tatkräftig unterstützt von seiner Ehefrau Inge Augsburg, pflanzte er ein Feld voller Wildrosen, um sie im Sommer zu veredeln. Gleich daneben entstanden Beete für verschiedene Bäume und Sträucher.

Am 15. Oktober 1965 war es dann so weit: Das „Gartencenter Schwerte“ – wie es damals zunächst hieß – öffnete seine Türen zum Verkauf. Noch wurden die Kunden in einer Holzhütte bedient, die auf dem ausgedehnten Freigelände stand. Doch schon bald wurde das erste Gewächshaus aufgebaut.

Garten für Bischof gestaltet

Im Mittelpunkt des Unternehmens stand anfangs der Verkauf von Pflanzen aus eigener Zucht. Als weitere Standbeine wurden der Garten- und Landschaftsbau angeboten. Dabei machte ein besonderes Vorzeigeprojekt von sich reden: Die junge Firma erhielt den anspruchsvollen Auftrag, den ersten Garten an der Katholischen Akademie am nahen Bergerhofweg zu gestalten – dem zentralen Bildungszentrum des Erzbischofs von Paderborn.

Eine grüne Ampel lässt den Verkehr von einem Geschäfts-Parkplatz auf eine Bundesstraße fließen.
Seit dem Ausbau der B236 ist das Gartencenter Augsburg mit dem Auto noch besser zu erreichen, da es eine eigene Linksabbiegespur für den stadtauswärts fließenden Verkehr erhielt. Die Ausfahrt vom Kundenparkplatz sichert seitdem ebenfalls eine Ampel. © Reinhard Schmitz (A)

Das junge Pflänzchen des Gartencenters wuchs und wuchs. Mitte der 1980er-Jahre endete die eigene Produktion, als man die Umstellung zu einem reinen Handelsbetrieb beschloss. Ganz oben stand dabei der Anspruch, für die Kunden stets beste Qualität von Gärtnereien und auf Auktionen zu beschaffen. Immer stärker wurde das Sortiment erweitert, um Wünsche der Kunden zu erfüllen. Neben den Zimmer-, Beet-, Balkon- und Baumschulpflanzen zogen Schnittblumen, floristisches Zubehör, Gartengeräte und -möbel sowie Geschenk- und Dekoartikel ein.

Auf Hubwagen arbeiten Handwerker bei der Modernisierung im Gewächshaus eines Gartencenters.
Komplett umgebaut und modernisiert wurde das Gartencenter Augsburg im Jahre 2014. © Manuela Schwerte (A)

Gesamtfläche verzehnfacht

Die Gesamtfläche des Unternehmens hatte sich auf inzwischen rund 20.000 Quadratmeter verzehnfacht, als Hans Augsburg im Jahre 1993 die Leitung in die Hände seines Sohnes Matthias Augsburg weitergab. Unter dessen Regie entwickelte sich das Gartencenter zu einer kleinen Kette.

1998 wurde eine Filiale in Castrop-Rauxel eröffnet. Später folgten weitere in Hagen-Hohenlimburg, Bochum, Iserlohn, Krefeld und Unna. Gleichzeitig wurde das Stammhaus in Schwerte kräftig umgebaut und modernisiert. 2013 übernahm schließlich die Hellweg-Baumarktgruppe die Gartencenter Augsburg GmbH & Co. KG und führt die sieben Märkte als klassische Gartencenter im Premiumsektor weiter. Der Fokus – so erklärt der Internetauftritt – liege auf Frische, Auswahl und Beratung.

Der Eingang zum Gartencenter Pötschke in Schwerte-Lichtendorf
Nur zweieinhalb Jahre nach dem Gartencenter Augsburg ging in Lichtendorf das Gartencenter Pötschke an den Start und hat seither ebenfalls eine Erfolgsgeschichte geschrieben. © Reinhard Schmitz (A)

Dass die Schwerter Pflanzenfreunde in der glücklichen Lage sind, sogar zwei Gartencenter in ihrer Stadt zu finden, ist der Weitsicht der Familie Pötschke zu verdanken. Hervorgegangen aus einer im November 1957 angemeldeten „Einzelhandelsverkaufsstelle für Sämerei, Blumenzwiebeln und Pflanzen“, die überwiegend auf Wochenmärkten in der Umgebung Samen und Nutzpflanzen an die Hobbygärtner brachte, wurde nur zweieinhalb Jahre nach dem Augsburg-Start auf dem eigenen Gelände am Overberger Weg in Schwerte-Lichtendorf ein erstes Verkaufsgewächshaus eröffnet.

Dieser Tag im März 1968 gilt als eigentliches Geburtsdatum des Gartencenters Pötschke, das ebenfalls eine Erfolgsgeschichte schrieb und sich Zug um Zug vergrößerte. Markenzeichen sind die 2007/2008 gebauten Cabrio-Gewächshäuser, deren Dach bis zu 70 Prozent geöffnet werden kann, und der Schwimmteich mit Café. Heute wird der Betrieb in Lichtendorf in dritter Familiengeneration geführt.