
© Reinhard Schmitz
Haarstudio im Bergmannshaus: Auf der Heide gibt es eine neue Friseurin
Handwerk in Schwerte
Es gibt eine Kneipe und eine Schule, aber keine Geschäfte an der Heidestraße. Stimmt nicht ganz. In einem Wohnhaus ist ein Friseursalon eingerichtet. Die Meisterin frisierte vorher in der Stadt.
Grau gestrichener Sockel, darüber eine weiß getünchte Fassade mit Fenstern, deren Laibungen ebenfalls grau hervorgehoben sind. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Haus an der Heidestraße 48 kaum von den Nachbargebäuden, die zur einzigen Bergmannssiedlung der Stadt gehören.
Doch wer die fünf Stufen am Seiteneingang vom Alten Dortmunder Weg nimmt, steht plötzlich in einem modernen Friseursalon.
Friseurmeisterin Petra Scholz fühlt sich wohl am neuen Standort
Es ist das neue Reich von Petra Scholz, die ihr Haarstudio an der Kuhstraße nach 33 Jahren geschlossen hatte, um beruflich etwas kürzer zu treten – ohne ständige Verantwortung für ein großes Geschäft und die Mitarbeiterinnen. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt die 57-Jährige nach den ersten sechs Wochen am neuen Standort, wo sie sich die Räumlichkeiten in der ersten Etage mit ihrer Kollegin Katja Steinmetz teilt: „Die Zusammenarbeit passt gut.“

Helle, moderne Räume hat sich Friseurmeisterin Petra Scholz in dem Haus an der Heidestraße 48 eingerichtet, nachdem sie nach 33 Jahren ihren Salon an der Kuhstraße aufgegeben hat, um beruflich kürzer zu treten. © Reinhard Schmitz
Freundlich und lichtdurchflutet ist die Arbeitsatmosphäre. Bei schönem Wetter können Kunden sogar den angrenzenden, kleinen Garten zum Warten nutzen. Aber viel Zeit brauchen sie dort eigentlich nicht zu verbringen. Denn Petra Scholz schneidet und frisiert nur auf Termin.
Für die Absprache hat sie ihre gewohnte Rufnummer aus der Innenstadt (Tel. 02304/15266) behalten können. Dienstags bis freitags ist die Friseurmeisterin jeweils von 9 bis 18 Uhr für ihre Kunden da. Samstags und montags ist ihr Haarstudio geschlossen.
Fast alle Stammkunden aus der Kuhstraße sind mitgekommen
Einmal bei Petra Scholz, immer bei Petra Scholz – das wird deutlich. „Ein großer Teil meiner Kunden macht sich die Mühe, hier hochzukommen“, berichtet sie. Die Stammbesucher blieben treu: „In der ersten Wochen haben viele sogar Sekt oder Blumen mitgebracht.“ Von diesen Zeichen der Wertschätzung war die Friseurmeisterin überwältigt. „Da ist mir erst bewusst geworden: Die kommen für mich, weil sie zufrieden sind“, sagt sie.
Diese Erfahrung muss den Abschied von der Kuhstraße leichter gemacht haben, wo sich Petra Scholz im Jahr 1988 selbstständig gemacht hat. Damals war sie gerade 24 Jahre alt und hatte erst zwei Jahre zuvor die Meisterprüfung erfolgreich abgelegt. Jetzt brauchte die Unneranerin mehr freie Zeit, um sich um ihre Eltern zu kümmern.
Früher stapften hier Bergleute los zu ihrer Zeche in Sölde
Wer heute frisch gestylt aus dem Haus an der Heidestraße 48 geht, setzt sich meist in sein Auto, um einfach nach Hause zu fahren. Ganz anders als die Kohlekumpel vor 100 Jahren, die aus der Siedlung zu einem Fußmarsch zu ihrem Arbeitsplatz auf der Zeche Margaretha in Dortmund-Sölde aufbrachen. Und dort wartete auf sie erst noch eine lange, anstrengende Schicht untertage.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
