Friedrich-Kayser-Schule in Schwerte „Nur 45 von 240 Schülern haben Deutsch als Haushaltssprache“

Friedrich-Kayser-Schule: „45 Schüler haben Deutsch als Haushaltssprache“
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Als die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Kayser-Schule in Schwerte am Mittwochmorgen (11.9.) zu ihren Klassenräumen strömen wie jeden Tag, wirkt alles wie immer und doch ist etwas anders. Denn im Eingangsbereich der Grundschule hängt nun eine rechteckige Plakette, die die Friedrich-Kayser-Schule als Startchancen-Schule ausweist.

Diese Plakette hatte Regierungspräsident Heinrich Böckelühr am Dienstagnachmittag (10.9.) Schulleiterin Sabine Jost persönlich überreicht. Als Startchancen-Schule erhält die Friedrich-Kayser-Schule nun Rückenwind in Form monetärer Mittel von Bund und Land, um ihren Schülern bessere Bildungschancen eröffnen zu können.

Ein bunter Zaun trennt die Friedrich-Kayser-Schule und den Stadtpark in Schwerte.
Dieser bunte Zaun trennt den Schulhof der Friedrich-Kayser-Schule vom Stadtpark, in dem sich häufig berauschte Menschen aufhalten. © Björn Althoff

Sprachbarrieren

Diese Unterstützung kann die Friedrich-Kayser-Schule gut gebrauchen. Denn die Herausforderungen dort sind ganz andere als an den übrigen Schwerter Grundschulen. „Unsere Kinder stammen aus 29 Nationen und nur 45 von aktuell 240 Schülern haben Deutsch als Haushaltssprache“, erklärt Schulleiterin Sabine Jost. Viele Kinder würden mit der Einschulung überhaupt erst anfangen, Deutsch zu sprechen.

Dazu komme, dass in vielen Elternhäusern Schule und Bildung kein großer Stellenwert eingeräumt werde. Die Notwendigkeit fürs Lernen sei daher auch den Kindern oft nicht klar. „Wir müssen mit den Erstklässlern erstmal die Basiskompetenzen üben, bevor wir dem Lesen und Schreiben starten können“, beschreibt Sabine Jost die wackelige Basis, auf der viele ihrer Schüler ins Bildungssystem starten.

Blick auf den Schulhof der Friedrich-Kayser-Schule in Schwerte
Die Friedrich-Kayser-Schule in Schwerte besuchen Kinder aus knapp 30 verschiedenen Nationen. © Foto: Manuela Schwerte

Auf zehn Jahre angelegt

Genau da setzt das Startchancen-Projekt an. Es soll Schulen helfen, ihren Kindern besserer Bildungschancen bieten zu können. Die Stärkung der Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen sowie sozialer und emotionaler Kompetenzen stehen im Fokus des Projekts. In NRW stehen laut einer Pressemitteilung der Bezirksregierung Arnsberg dazu in den nächsten zehn Jahren rund 966,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Das Startchancen-Programm steht demnach auf drei Säulen. Säule I umfasst ein Investitionsbudget, um die Infrastruktur der Schule stärken zu können. Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Schul-Infrastruktur aus Mitteln der ersten Säule möglich sind, das regelt eine Richtlinie.

Anhand dieser kann die Schule Ideen entwickeln und diese dann mit der Stadt als Schulträger besprechen. Das Konzept sehe nämlich vor, erklärte der Regierungspräsident, dass die Mittel für die Säule I-Maßnahmen zu 70 Prozent vom Land kämen und die Stadt als Schulträger 30 Prozent aus ihrem Schulbudget dazugebe.

Säule II bietet ein sogenanntes Chancenbudget, um die Schule selbst und den Unterricht weiterentwickeln zu können. Mit ihr hatte der Besuch von Heinrich Böckelühr nun maßgeblich zu tun. Denn er hatte nicht nur die Plakette für den Eingangsbereich dabei, sondern noch eine gute Nachricht im Gepäck.

Er kündigte Sabine Jost aus der zweiten Säule des Startchancen-Projekts einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 15.160 Euro an. Dieser solle noch diese Woche an die Stadt Schwerte als Schulträger verschickt werden, sagte der Regierungspräsident.

„Die Friedrich-Kayser-Grundschule lag mir schon als Schwerter Bürgermeister am Herzen und daher freue ich mich besonders, heute der einzigen Schwerter Schule, die aktuell vom Startchancen-Projekt profitiert, diese finanzielle Zuwendung anzukündigen“, betonte Heinrich Böckelühr.

„Spannender Prozess“

Wie sie diese 15.160 Euro einsetzen möchten, um die Schule und den Unterricht zu verbessern, können Schulleiterin Sabine Jost und ihr Team anders als bei den Zuwendungen aus Säule I selbst entscheiden. „Da kann Frau Jost nun kreativ werden“, sagte der Regierungspräsident. Konkrete Pläne habe sie noch nicht für die Verwendung des Geldes, sagte die Schulleiterin am Dienstag, aber dabei war ihr anzusehen, dass ihr schon einige Ideen durch den Kopf gehen: „Das wird ein spannender Prozess.“

Bedarf an Mitteln, ob nun aus Säule I oder II, ist auch mit Blick auf das Schulumfeld der Friedrich-Kayser-Schule gegeben. „Dass wir unmittelbar neben dem Stadtpark liegen, ist schon eine Herausforderung.“ Das liege nicht am Park selbst, sondern vielmehr an den berauschten Menschen, die sich dort fast täglich aufhielten. „Da wird an den Zaun zum Schulhof gepinkelt oder auch hindurch“, schildert Sabine Jost unappetitliche Szenen.

Hinzu komme, dass durch den geplanten OGS-Ausbau künftig ein Teil des Schulhofs wegfalle. „Wir haben jetzt schon kein Stück Grün auf dem Schulhof, das wäre für unsere Kinder aber wünschenswert.“ Zumal viele Kinder nach der Schule die meiste Zeit drinnen hockten.

Grenzen aufbrechen

Die dritte Säule, auf der das Startchancen-Projekt ruht, besteht aus einem Personalbudget, um zusätzliche Fachkräfte einstellen zu können. Solche kann Sabine Jost gut gebrauchen – vor allem mit Blick auf die Eltern. „Die Einbindung der Eltern brennt uns auf der Seele, da stoßen wir oft an unsere Grenzen.“ Zusätzliches Personal, das niederschwellige Angebote machen und so Grenzen aufbrechen könne, werde daher dringend gebraucht.

Regierungspräsident Heinrich Böckelühr verließ die Schwerter Grundschule am Dienstag in Richtung Düsseldorf und mit dem guten Gefühl, dass mit dem Startchancen-Projekt an der Schwerter Schule einiges bewegt werden kann. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Friedrich-Kayser-Schule gut mit den Mitteln umgehen wird.“