Spektakuläre Einsatz-Übung Unfall-Szenario bereitet Freiwillige Feuerwehr auf Notfall vor

Simulierter Unfall: Freiwillige Feuerwehr übt für Notfall-Situation
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Am Sonntagvormittag (29.9.) nähern sich um 10 Uhr mehrere Autos der Feuerwehr Schwerte dem Baubetriebshof. Sirenen kündigen die Fahrzeuge schon von weitem an. Die Feuerwehrleute, die aussteigen, sehen sich mit einem Verkehrsunfall konfrontiert. Ein Auto hat sich überschlagen, ein anderes hängt eingeklemmt unter einem großen Container fest. In beiden Autos stecken reglose Körper. Was sich hier abspielt, ist allerdings kein Notfalleinsatz, sondern eine Übung. Genau genommen die Abschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Teilnehmer der Prüfung bilden sich zu Mannschaften zusammen.
Die Teilnehmer der Prüfung bilden sich zu Mannschaften zusammen. © Jan Weffers

Vier Module bilden Lehrgang

Michael Krell von der Feuerwehr Schwerte ist für den Bereich Ausbildung zuständig, insbesondere für die Grundausbildung der neuen Feuerwehrmänner und -frauen. „Diese Ausbildung besteht im Wesentlichen aus vier Modulen“, erklärt er. So unter anderem aus Rechtsgrundlagen, Feuerwehrtechnik, Fahrzeuge und Gerätschaften. Im Modul 4 geht es um technische Hilfe. Genau darum geht es am Sonntagvormittag auf dem Baubetriebshof, dessen Gelände die Feuerwehr für diesen Fall nutzen darf.

„Wir haben eine Ausbildungsgemeinschaft mit den Städten Fröndenberg und Holzwickede“, sagt Michael Krell. „Die ersten zwei Module finden in Fröndenberg statt, die letzten beiden hier in Schwerte.“ Genau genommen wird das Modul 3 in Villigst, das Modul 4 in Schwerte Mitte abgehalten.

Der Lehrgang hat in den vergangenen zwei Wochen stattgefunden, erklärt Michael Krell. „Was wir hier sehen, ist die Abschlussübung, quasi der praktische Teil dieser Prüfung.“

Von oben bietet die Übung einen guten Überblick.
Von oben bietet die Übung einen guten Überblick. © Jan Weffers

Geräte kennenlernen

Diese Abschlussübung findet auf dem Baubetriebshof in Schwerte statt. Das Bild, das sich den Ankömmlingen bietet, zeigt direkt den „Ernst“ der Lage. Vier Dummys sind augenscheinlich mit zwei Pkw in einem Verkehrsunfall verunglückt, wie Michael Krell zeigt. „Diese gilt es jetzt zu retten. Bei einer ausgedehnten Einsatzstelle wie hier werden die Abschnitte in verschiedene Aufgaben unterteilt“, erklärt er.

Die Pkw stellen jeweils für sich einen Einsatzabschnitt dar, dafür benennt der Einsatzleiter zwei Abschnittsleiter, denen dann wiederum Fahrzeuge und Mannschaften zugeordnet werden, um den Einsatz abzuarbeiten. Im Wesentlichen besteht ein Einsatz der technischen Hilfe darin, dass die Einsatzstelle gesichert wird.

Deshalb machen sich die Feuerwehrleute zunächst daran, den Container und den überschlagenen Pkw mit Sicherungsmaßnahmen in feste Positionen zu bringen. Auch wird die Einsatzstelle gegenüber dem Verkehr abgesichert, mehrere Warnkegel und -dreiecke zieren das Gelände des Baubetriebshofes.

„Die Übung kann schon eineinhalb bis zwei Stunden dauern“, sagt Michael Krell. „Im echten Einsatz würde das ganze natürlich um einiges schneller gehen. Aber bei der Übung kommt es im Wesentlichen darauf an, dass die Teilnehmer die erlernten Grundtätigkeiten ausführen können.“ Daher werden nacheinander einzelne Schritte durchgeführt und unterschiedliche Geräte ausprobiert, wie man am besten eine Person aus einem Pkw befreien kann.

Eines der Autos ist unter einem Container eingeklemmt.
Eines der Autos im Rahmen der Übung ist unter einem Container eingeklemmt. © Jan Weffers

Teamwork ist das A und O

Nachdem die Lage vor Ort inspiziert wurde, machen sich die Prüfungsteilnehmer an die Arbeit. Die Mannschaft am Container stapelt Holzbarren als Sicherung auf, der überschlagene Pkw wird mit einem Werkzeug befestigt. Teamwork ist bei der Rettungsaktion das A und O, mehrere Hände packen gleichzeitig an, um die Puppen aus den Autos zu befreien. Zum Einsatz kommen unter anderem ein Stahlschneider und eine Hydraulikzange, um die Fahrzeuge aufzubrechen. Unter kontrollierten Bedingungen können die Feuerwehrleute so die Insassen aus den Autos herausholen und zum fiktiven Rettungspunkt bringen.

Feuerwehrleute in Schwerte
Rund eineinhalb Stunden dauerte die Abschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr. © Jan Weffers

Nach rund eineinhalb Stunden wird die Prüfung schließlich für beendet erklärt. Michael Krell zeigt sich zufrieden. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben alle das Übungsziel erreicht und die Prüfung bestanden.“

Zum Schluss bietet sich den Feuerwehrleuten eine seltene Gelegenheit. „Uns stehen nicht oft solche Nutzfahrzeuge für Übungen zur Verfügung“, erklärt Michael Krell. „Deshalb nutzen wir jetzt noch die Möglichkeit, bestimmte Techniken auszuprobieren und bestimmte Geräte einzusetzen.“ Denn die Teilnehmer sollen möglichst viele Techniken und Handgriffe kennenlernen und aus dem Lehrgang mitnehmen.

Alle vier Dummys konnten schließlich gerettet werden.
Alle vier Dummys konnten schließlich gerettet werden. © Jan Weffers

59-Jähriger nimmt an Übung teil

Die meisten Teilnehmer der Prüfung sind relativ jung, viele sind etwa zwanzig Jahre alt. Eine Ausnahme gibt es allerdings. Thomas Scheib ist 59 Jahre alt und nimmt ebenfalls an der Feuerwehrprüfung teil. „Ich bin erst 2022 auf die Feuerwehr aufmerksam geworden“, sagt der Schwerter aus Geisecke. „Man bekommt in einer kleinen Gemeinde ja sehr gut von der Feuerwehr mit, sei es durch Feste, persönliche Kontakte, oder man hört, wenn Einsatzfahrzeuge ausrücken.“ Nachdem er sich mit der Feuerwehr beschäftigt hatte, sei das Interesse dann doch sehr stark gewesen. „Es kam sehr spät, aber nicht zu spät, wie ich finde. Mir gefällt der technische Aspekt und die Kameradschaft sehr“, sagt Thomas Scheib über das Ehrenamt. „Für mich ist immer ganz wichtig: Gutes tun fühlt sich auch gut an.“

Wie oft wird jemand von der Freiwilligen Feuerwehr zu einem Einsatz gerufen? „Geisecke ist jetzt nicht wirklich der Nabel der Welt, sondern ein eher friedliches Dorf“, antwortet der 59-Jährige im Scherz. „Etwa drei- oder viermal im Monat rückt man aus.“ Dabei kann hinter jeder Meldung alles stecken. Aber wem kann Thomas Scheib empfehlen, sich die Freiwillige Feuerwehr anzusehen? „Jedem, der in einem Ort wohnt“, lautet die schnelle Antwort.