Von Wehmut keine Spur, als er vor dem Laden am Westwall steht, der nicht mehr der seine ist. Nur einen Fußbreit vor der Tür entfernt, hinter der er die halbe Stadt zum Porträt empfangen hat. „Hier steht ein strahlender Ex-Schwerter“, sagt Heinz Peter Dunke (55).
Mit seinem jahrzehntelang so bekannten Fotostudio habe er abgeschlossen, sozusagen Blitz und Lichtanlage gegen die ewige Sonne getauscht. Die Trauminsel Mallorca ist zum neuen Lebensmittelpunkt des Fotografenmeisters geworden. Auf der Finca „Es Velar“, wo seine Lebensgefährtin Elke Plitzka exklusive Unterkünfte vermietet, ist er mit seiner Eventagentur samt Catering groß in ein neues Geschäft eingestiegen. Und hat auch als Fotograf eine Nische gefunden.

Kochleidenschaft
Eigentlich ist das Erfolgsmodell des 55-Jährigen gar nicht so neu. Es ist nur die konsequente Weiterentwicklung seines zweiten beruflichen Standbeins, das er sich schon in der Ruhrstadt aufgebaut hatte, als Handy-Kameras und digitales Knipsen sich anschickten, dem Fotografenhandwerk mehr und mehr das Wasser abzugraben.
Peter Dunke besann sich auf die Geheimnisse der Leckereien, die ihm seine Oma in der Küche beigebracht hatte. „Meine Kochleidenschaft ist so alt wie die für die Fotografie“, erzählt er. Dass sie nicht sofort zur Nummer eins der Berufswünsche wurde, sei nur dem abschreckenden Erlebnis mit einem Küchenchef im Schulpraktikum geschuldet.
Von Kunden auf die Insel geholt
Kurzerhand ließ Peter Dunke sich einen Food-Truck bauen, mit dem er seine Ideen an den Wochenenden umsetzen konnte, die durch wegbleibende Foto-Aufträge frei wurden. „Alles anders als andere“ blieb auch in diesem Metier sein Lebensmotto.
Denn der Titel „Extrawurst“ auf dem Wagen spielte nur mit den Erwartungen der Gäste. Sobald die Fenster hochgeklappt waren, kamen nur die feinsten Produkte zum Vorschein und auf die Teller.

Dieses Erlebnis wollten Ruhrgebiets-Kunden von Peter Dunke nicht missen, die auf Mallorca große Anwesen besitzen – zunächst vor allem in der Nachsaison, wenn bis Ostern die meisten Restaurants auf der Insel geschlossen sind. Ihr Wunsch stieß bei dem Schwerter auf offene Ohren.
„Der erste Auftrag war Ende Oktober 2022 ein Candlelight-Dinner zu einem Hochzeitstag“, erinnert er sich. Seinen Food-Truck brauchte er nicht. Die Villa der Dortmunder Kunden verfügte über eine eigene Outdoor-Küche. Andere, die auf der Urlaubsinsel residieren, verstecken übrigens Profiküchen hinter spanischen Wänden.
Finca in Santanyí gefunden
Der Abend mit dem Event-Koch aus Schwerte machte in der Nachbarschaft die Runde: „In dem Jahr bin ich alle zwei Wochen auf die Insel geflogen – zehn Tage dort, zehn Tage hier.“
Aus den Anfängen mit der „Extrawurst“ entwickelten sich live-gekochte, exklusive Events, Partys für bis zu 250 Gäste überall auf der Insel. Dort kennt keiner mehr die ursprüngliche Legende aus Schwerte, sondern nur noch den „HP mit den orangenen Klamotten“, wie Heinz Peter Dunke auf der Insel heißt.

Auch wenn Mallorca mit zwei Flugstunden nur wenig weiter entfernt ist als mancher Arbeitsweg in einer verspäteten S-Bahn, hielten Peter Dunke und seine Lebensgefährtin Ausschau nach einem eigenen Anwesen. In einem Inserat stießen sie auf ihr Traumhaus: die Finca „Es Velar“ in Santanyí im Südosten, wo kleine Sandstrände und malerische Buchten locken.
„Meine Lebensgefährtin ist gelernte Hotelfachfrau“, berichtet der Schwerter. In den vier Gebäuden vermietet sie derzeit 14 Betten in exklusiven Ferienwohnungen. Events können die Gäste über seine eigene Agentur dazubuchen. Einmal in der Woche gibt es einen Cocktail- und einen Gourmetabend.
Nur noch das Haus in Holzen
In Schwerte hat Peter Dunke sein Wohnhaus in Holzen behalten. Dort hält er auch noch eine Profi-Kochausrüstung vor, mit der er für Catering und Live-Cooking nach wie vor auch in Deutschland unterwegs ist. Der Extrawurst-Wagen dagegen ist genauso verkauft für das frühere Fotostudio, das der Fotografenmeister 1998 am Westwall eröffnet hatte.
Bis zu neun Angestellte beschäftigte er in den 2000er-Jahren in dem zwischenzeitlich noch einmal vergrößerten Geschäft, wo Laboranten in einem Express-Labor im Zwei-Schicht-Betrieb die Filme binnen einer Stunde entwickelten. Ein Service, den Gutachter genauso schätzten wie ambitionierte Amateure, die ihre Wochenend-Ausbeute in einer ganzen Handvoll Filmrollen vorbeibrachten. Gefragt war für die Präsentation der Erinnerungen damals auch noch die Riesenauswahl an Bilderrahmen und -alben.

„Ich habe das Gefühl, dass ich ganz Schwerte in meinem Studio gehabt habe“, denkt Peter Dunke, wenn er sein Archiv durchblättert. Generationsübergreifend wiederholte sich der Bilder-Zyklus vom Baby über Einschulung, Kommunion und Abitur bis hin zur Hochzeit mit den folgenden nächsten Babys.
Leider sind nur noch die ab 2010 entstandenen digitalen Fotos erhalten, die analogen Negative hat ein Wasserschaden zerstört. Er sei vom Erfolg verwöhnt worden, zieht der Fotografenmeister Bilanz. Doch dann kamen die Rückschläge durch die Entwicklung hin zum Digitalen: „Ich musste Leute entlassen. Das war eine schlimme Zeit.“
Fotos für Immobilienmakler
Einst deutschlandweit für Industriefotos unterwegs, kann Peter Dunke die Kamera auch auf Mallorca nicht ganz aus der Hand legen. Bei Immobilienmaklern sind seine Fotos für die Gestaltung von Exposés begehrt – neuerdings auch als 3D-animierte Visualisierung.
Ein Spielekonsolen-Entwickler habe diese Methode entwickelt, für die der Schwerter den Vertrieb übernommen hat: „Das ist realistischer, als wenn man durch das Anwesen durchläuft.“