In der Ratsdebatte um den Baubeschluss und die weitere Planung für ein neues Gebäude der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG) hatte Renate Goeke von der FDP kürzlich erneut Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Fünfzügigkeit und einer funktionierenden Oberstufe geäußert – die Anmeldezahlen (rund 68 sind es aktuell) seien einfach zu gering.
Wir hatten über die Diskussion im Rat berichtet. Über die Aussagen hatte es vonseiten der anderen Fraktionen Irritationen gegeben, weil die Zügigkeit der Schule inzwischen von der Politik beschlossen ist. Schuldezernent Tim Frommeyer hatte gesagt, es gebe keinen Grund, den Bedarf der Schule infrage zu stellen.
Nach unserer Berichterstattung über die Diskussion im Rat hatte sich die TFG-Schulpflegschaftsvorsitzende Aira Wieners an unsere Redaktion gewandt: Die Eltern seien wütend über die Aussagen der FDP, die „den Ruf der Schule schädigen und seit Jahren die Weiterentwicklung verzögern“ würden. Die Fünfzügigkeit und der Neubau seien beschlossen; jetzt müsse man nach vorn schauen und nicht immer wieder die Schule grundsätzlich in Frage stellen. Denn auch die ständige Diskussion schrecke Eltern von der Anmeldung ab. Aira Wieners: „Es muss jetzt einfach mal gut sein.“
Wenig Spielraum
Dagegen wehrt sich die FDP nun vehement. „Wir weisen mit aller Schärfe den Vorwurf von uns, dass die FDP-Fraktion ,alleine‘ die Instandsetzung der TFG aufhalten würde.“ Im Gegenteil habe man schon lange durch einen Besuch am Standort gewusst, dass die Entscheidung, die Haupt- und beide Realschulen zugunsten einer zweiten Gesamtschule zu schließen, noch keine vollwertige weiterführende Schule produzieren würde.
„Das Thema berührt mich. Wir waren vor rund fünf Jahren als erste zusammen mit der CDU vor Ort, und ich habe dann ein Schreiben von Frau Wieners in der Ratssitzung vorgetragen, um erneut auf die Situation der Schule aufmerksam zu machen“, sagt Renate Goeke auf Anfrage am Telefon. „Natürlich möchte ich, dass sich die Situation für die Kinder verbessert.“
Doch den „berechtigten Wunschvorstellungen einer von vielen Schwerter Schulen“ stehe die klamme Haushaltskasse gegenüber. Die Stadt könne sich einen Neubau einfach nicht leisten, ohne massive Schulden anzuhäufen. Die „traurige Realität der Zahlen“ lasse nur wenig Spielraum übrig.
„Der Gedanke, dass bald alle dort ihre Kinder anmelden, nur weil da ein neues Gebäude steht, ist nicht richtig. Pädagogik hängt nicht von Gebäudemauern ab“, sagt Renate Goeke. Das jetzige Konstrukt gehe an den Bedarfen der Schüler vorbei. „Man wirft 80 Millionen Euro in das Gebäude, und am Ende fehlt Geld für pädagogische Mittel – an allen Schwerter Schulen.“
Persönlicher Austausch?
Auch die Anmeldezahlen seien bei der Schulplanung eine „wichtige Entscheidungsgrundlage“. Denn die seien einfach zu niedrig. Aira Wieners hatte dem entgegengesetzt, dass viele Gymnasiastinnen und Gymnasiasten regelmäßig um das 7. Schuljahr herum zur TFG wechselten. Renate Goeke und Phillip Köhler (FDP) räumen ein: „Sie haben recht, wenn Sie auf die Dynamik der Schülerzahlen an einer Gesamtschule wie der TFG hinweisen; natürlich ist dort noch ein wenig Spiel in der Mittel- und auch zur Oberstufe.“
Trotzdem bleibt Renate Goeke dabei: „Bei der jetzigen Planung darf man Fakten und Zahlen nicht außer Acht lassen. Daran ändern auch die gymnasialen Abgänger nichts, die in der siebten oder achten Klasse dazustoßen.“ Oft spielten hier die Überforderung durch die zweite Fremdsprache oder verfehlte Elternwünsche eine Rolle. „Ob diese Kinder später eine gymnasiale Oberstufe bilden, bezweifle ich.“
Insgesamt deuteten die Zahlen auf eine negative Tendenz hin, sodass eine „vierte, vollwertige Oberstufe mit Schwerter Schülern nicht ansatzweise machbar“ sei. Gebe es zu wenig Jugendliche, widerspreche dies dem Sinn der individuellen Kurswahl.
Auf diese und viele weitere Details hinzuweisen sei kein „Störfeuer der FDP“, wie die Eltern es formuliert hatten – „sondern eine schwarz auf weiß nachvollziehbare Realität“. Auch wenn die Fünfzügigkeit inzwischen beschlossene Sache sei, müsse man die Planung des Aus- beziehungsweise Neubaus an der zu erwartenden Größe der Schülerschaft orientieren. „So lange ich der Meinung bin, dass da etwas schiefläuft, muss ich etwas sagen. Das ist nicht nur mein Recht, sondern meine Pflicht“, sagt Renate Goeke.
Trotz der jüngsten Irritationen wolle man vonseiten der FDP-Fraktion das Gespräch mit der Schulgemeinde suchen. „Wir möchten gern in einem persönlichen Austausch mit Eltern und Lehrkräften über die Schwierigkeiten und Sorgen der Schule und auch über unsere politische Entscheidungsfindung sprechen.“ Daher lädt die FDP-Fraktion die Schulgemeinde zu einem „offenen Gespräch“ im Fraktionsbüro ein.
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