Paracetamol-Knappheit
Fiebersäfte für Kinder sind knapp – was sind die Alternativen?
Einige Fiebersäfte für Kinder – wie Paracetamol – sind gerade nicht zu bekommen. Wie es dazu kommt, und wie man kleinen Patienten trotzdem helfen kann, erklärt eine Schwerter Apothekerin.
Fiebersäfte sind oft die erste Wahl für Eltern, wenn das Kleinkind eine Infektion mit Schmerzen oder Fieber hat. Doch einige dieser Säfte sind in Apotheken zurzeit knapp – auch direkt beim Hersteller sind sie nicht zu bekommen.
Die Schwerter Apothekerin Sarah Doll ist gleichzeitig Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Sie erklärt, wie sich die Situation in vielen Apotheken auch im Kreis Unna gerade darstellt.
„Wir sind in den Apotheken vor Ort zwar gut bevorratet, Nachbestellungen von Paracetamol-Säften sind zuletzt allerdings schwierig gewesen“, sagt sie. Betroffen sind die Paracetamol-Säfte der Hersteller Ratiopharm und Bene Arzneimittel (Ben-u-Ron-Saft).
Ratiopharm und Bene sind die einzigen beiden Hersteller, die noch Paracetamolsäfte produzieren – laut der Fachzeitschrift Arznei-Telegramm waren es vor zwölf Jahren noch elf Anbieter. „Einige Firmen produzieren nicht mehr, weil es einfach nicht lukrativ genug ist“, erklärt Sarah Doll. Der Kostendruck sei enorm.
Nachfrage an Fiebersaft ist enorm gestiegen
Dass es nur wenige Produzenten gibt, ist einer der Gründe für die Knappheit: Entstehen bei einem Anbieter Produktionsprobleme, können andere Produzenten die Nachfrage nicht decken. „Da die Wirkstoffe meist kostengünstig im Ausland, vielfach in Asien produziert werden, können auch Probleme in den Lieferketten zu Engpässen führen“, informiert der Apothekerverband.
Sarah Doll, Inhaberin der Schwerter Rathaus-Apotheke und Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna im Apothekerverband Westfalen-Lippe, beruhigt: „Es gibt Alternativen.“ © Stascheit (A)
Außerdem sei die Nachfrage an Fiebersaft zuletzt enorm gestiegen – ein Phänomen, das auch durchaus mit der Corona-Pandemie zusammenhängt. „Als Corona vor zwei Jahren anfing und alle zu Hause blieben, gab es viel weniger Erkältungs-Infektionen bei Kindern“, erklärt Sarah Doll. „Jetzt wird gerade vieles nachgeholt.“ Außerdem hätten zu Beginn der Pandemie viele Eltern, quasi als „Notvorrat“, Paracetamol-Fiebersaft gekauft – für den Fall einer Corona-Infektion.
Apothekerin beruhigt: Es gibt gute Alternativen
Sarah Doll möchte die Eltern im Kreis jedoch beruhigen: In den Apotheken vor Ort finde man in aller Regel individuelle Lösungen für die kleinen Patienten. Zum Beispiel könne nach Rücksprache mit dem Arzt ein anderer Stoff wie Ibuprofen-Saft verordnet werden – oder eine andere Arzneiform wie Zäpfchen und Tabletten. Die Apotheken wüssten Rat, wie diese auch kleinen Kindern zu verabreichen seien.
Manche Medikamente wie Paracetamol-Fiebersäfte sind gerade nur schwer zu bekommen. Doch bei Lieferengpässen gibt es Alternativen. © Martina Niehaus (A)
Und wenn auch Zäpfchen und Ibu-Saft vergriffen sein sollten? „Wenn es hart auf hart kommt, können wir in den Apotheken selbst etwas herstellen“, betont die Schwerter Apothekerin. „Das ist nicht das Ding. Das haben wir bereits zu Beginn der Corona-Pandemie gezeigt, als Desinfektionsmittel nirgends zu bestellen waren und wir diese dezentral in den Apotheken vor Ort produziert haben.“
AVWL mahnt: Apothekenschließungen verschärfen Probleme
Die Versorgung der Menschen gerade in schwierigen Situationen sei allerdings nur durch ein flächendeckendes Netz der Apotheken vor Ort möglich, betont Sarah Doll. Und der AVWL-Vorsitzende Thomas Rochell mahnt, dieses Sicherheitsnetz dürfe durch Apothekenschließungen keinem weiteren Risiko ausgesetzt werden.
„Wenn es keine wohnortnahen Apotheken mehr gibt, die Lösungen finden, drohen solche Sparmaßnahmen letztlich, die Auswirkungen der alltäglichen Lieferengpässe für die Patienten zu verschärfen.“
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