Gefahr für eine ganze Generation von Fröschen Ungewöhnlicher Feuerwehr-Einsatz in Villigst

Froschlaich drohte auszutrocknen: Feuerwehr füllt Tümpel in Villigst
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Als das vielhundertstimmige Dankkonzert erschallte, hatten die Retter schon längst ihre Schläuche wieder eingerollt und waren weitergeeilt zu ihren nächsten Notrufen.

Aber wenigstens der aufmerksame Naturfreund, auf dessen Initiative hin die Feuerwehr Schwerte zu dem ungewöhnlichen Einsatz ausgerückt war, konnte sich an dem lautstarken Abendgesang der Frösche erfreuen, deren Nachwuchs um ein Haar der anhaltenden Trockenheit zum Opfer gefallen wäre. „Sie gaben aus allen Ecken ein Konzert“, berichtet Heinrich Niestroj. „Das war herrlich.“

Laich drohte auszutrocknen

Der Villigster, der in dem Gewerbegebiet südlich der Bahnlinie ein Landschaftsbau-Unternehmen betreibt, hatte sich den Genuss durch seine Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit mehr als verdient. Wie üblich, hatte er am Donnerstag (20.3.) mit seinen beiden Hunden – dem Jack Russell Terrier „Finja“ und dem Akita „Akira“ – eine Runde um das Gelände gedreht.

Dabei fiel sein Blick auf ein Regenrückhaltebecken, das zwischen seiner Firma und dem benachbarten Kunststofffolien-Spezialisten Molco liegt. Weil es mehrere Wochen lang nicht wirklich geregnet hatte, war das Wasser so weit versickert und verdunstet, dass der Tümpel zu einer Pfütze geworden war. Die Unmengen von Laich, die Frösche und Kröten dort bereits abgelegt hatten, drohten auszutrocknen.

Eine kleine männliche Kröte sitzt huckepack auf dem Rücken eines größeren Weibchens.
Viele Kröten - hier ein Symbolbild - hatten ihren Laich schon in dem Regenrückhaltebecken in Villigst abgelegt, das auszutrocknen drohte. © Reinhard Schmitz (A)

„Da waren schon Fliegen ohne Ende. Das war kein gutes Zeichen“, erkannte Heinrich Niestroj. Ihm war klar: Hier musste ganz schnell eine Wasserversorgung her – und holte erst einmal den Nachbarn mit ins Boot. „Er hat mit unserem Chef telefoniert“, bestätigt Yvonne Metzler von der Firma Molco. Danach suchte der Landschaftsbau-Experte den Kontakt mit der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz (Agon) sowie Bürgermeister Dimitrios Axourgos.

Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr steht vor einer Industriehalle in einem Gewerbegebiet.
Nicht zum Löschen, sondern zur Rettung von Amphibien rückte das Feuerwehrfahrzeug am Donnerstag (20.3.) zur Alfred-Klanke-Straße aus. © Heinrich Niestroj

Feuerwehr rückt an

„Von dort aus wurden unmittelbar weitere Hebel in Bewegung gesetzt“, berichtet Stadt-Pressesprecher Ingo Rous. Der zuständige Dezernent Niklas Luhmann sei eingebunden worden, bevor eine schnelle Abstimmung mit der Feuerwehr erfolgt sei. Ein Löschfahrzeug der Hauptamtlichen Wache konnte so zur Alfred-Klanke-Straße ausrücken, wo die Feuerwehrleute ihren Schlauch ausrollten. Mit rund sieben Kubikmetern Wasser aus dem Tank – so Feuerwehr-Leiter Wilhelm Müller – sei das Becken rasch wieder aufgefüllt worden.

Frösche hocken zwischen allerlei Grünpflanzen in einem Tümpel.
Mit einem Konzert bedankten sich die Frösche vom Regenrückhaltebecken an der Alfred-Klanke-Straße am Donnerstagabend (20.3.) für die Rettung ihres Laichs. © Heinrich Niestroj

Solange wollte Heinrich Niestroj aber nicht untätig warten und zuschauen, wie der Frosch-Nachwuchs womöglich verendete. „Er hat den eigenen Gartenschlauch reingehalten, bevor die Feuerwehr kam“, beobachtete Yvonne Metzler. Angeschlossen an den Rasensprenger, sorgte er dafür, dass der Laich zumindest erst einmal fein befeuchtet wurde. Was die Frösche von dieser Tat hielten, ist bekannt. Der Retter indes bleibt bescheiden: „Ich habe mich nur ein bisschen drum bemüht, dass da Wasser reinkommt.“