Der Kreis Unna und die Fröndenberger Feuerwehr waren aufgrund der Informationen aus Wickede davon ausgegangen, dass das Stauwehr in Echthausen brechen und anschließend Flutwellen auf Fröndenberg, Holzwickede und Schwerte hätten zuströmen können.

© Marcus Land

„Stauwehr bricht“: Fehlerhafte Warnung bei Nina löst Kettenreaktion aus

rnHochwasser in Fröndenberg

Eine fehlerhafte Formulierung in der Warnmeldung der Nina-App löste am Donnerstag eine Alarmierungskette der Behörden aus. Ein Kreisbrandmeister räumt jetzt ein: „Das war nicht glücklich.“

Fröndenberg, Schwerte, Holzwickede

, 16.07.2021, 19:01 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für Fröndenbergs Nachbargemeinde Wickede (Ruhr) war über die Nina-Warn-App vor einer „extremen Gefahr“ gewarnt worden: Flutwellen auf der Ruhr nach einem Bruch des Stauwehrs Echthausen seien möglich. Warum es zu der Kettenreaktion bis in den Kreis Unna kommen konnte, erklärt Thomas Wienecke.

Der Kreisbrandmeister aus dem Kreis Soest war vom Leiter des Wasserwerks in Echthausen auf das massenhaft angeschwemmte Treibgut und sogar Schotter im Stauwehr hingewiesen worden. Im Verlauf des Donnerstagvormittags sei die Situation von diesem als „brenzlig“ bezeichnet worden.

Welle von bis zu 50 Zentimetern für Wickede befürchtet

Werde nicht sofort geöffnet, könne es zu Schäden am Wehr kommen, in weiterer Folge auch die Trinkwasserversorgung für Wickede nicht mehr sicher sein. Und: Öffne man das Wehr, um die Baumstämme wegspülen zu können, „würde dies zu einer Welle von 20 bis 50 Zentimeter Höhe führen, die 20 Minuten später in Wickede ankommt.“

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Ein bis zu einem halben Meter höherer Wasserstand als ohnehin schon in den überfluteten Uferbereichen hätte laut Wienecke Häuser von Anwohnern und auch Firmengebäude in Wickede gefährlich nah erreichen können.

Eine „örtliche Warnung“, bezogen ausschließlich auf Wickede, sei daher abgesetzt worden, auf höchster Stufe „Extreme Gefahr“, wie Wienecke bestätigt.

Der Text für die Nina-Warnmeldung sei vom Kreis Soest der Bezirksregierung in Arnsberg übermittelt worden, um ihn in der Warn-App einspeisen zu lassen – mit der Formulierung, dass das Wehr in Echthausen zu brechen drohe und Flutwellen zu befürchten seien. Ein Bruch drohte aber nicht.

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„Die Wortwahl war nicht die richtige“, räumt Wienecke ein. Es stehe nur wenig Text für die Meldung zur Verfügung, zudem sei es wohl zu einem Übermittlungsfehler gekommen, insgesamt sei das „nicht glücklich“ gelaufen, so Wienecke.

Zwar habe „aus unserer Sicht“, so Wienecke, keine Gefahr für den Kreis Unna bestanden. Dieser sei aber „auf Nummer sicher gegangen“ und habe den Text der Nina-Warn-Meldung übernommen.

Sommer: Mussten Gefahrenprognose ernst nehmen

Fröndenbergs Feuerwehrchef Jörg Sommer kommentierte am Freitag, die – nicht erkennbar fehlerhaft – formulierte Gefahrenprognose habe man schlicht ernst nehmen müssen, der Kreis Unna habe daher auch Fröndenberg, Holzwickede und Schwerte alarmiert. Man habe alles andere als Panik verbreitet, sondern jedes anzunehmende Risiko für Menschenleben in Fröndenberg abzuwenden gehabt.

Selbst in Wickede sei der Wasserstand letztlich „fühlbar“, so Thomas Wienecke, allenfalls um fünf Zentimeter angestiegen. In Fröndenberg war praktisch nichts merklich. Nach 17 Uhr war die Extremwarnung deutlich herabgesetzt worden.