Die vier Angeklagten aus Schwerte kurz vor Prozessbeginn. © Werner von Braunschweig
Landgericht Hagen
Wie vier Männer aus Schwerte als falsche Polizisten Rentner um ihr Hab und Gut brachten
Die Opfer waren in Sorge um ihre Ersparnisse, die „Polizisten“ gaben sich als Retter aus. Vier Männer aus Schwerte stehen vor Gericht, Doch ihre Hintermänner sitzen ganz woanders.
Vier mutmaßliche Mitglieder einer internationalen Bande von „falschen Polizisten“ müssen sich seit Montag vor dem Hagener Landgericht verantworten. Das Quartett (19, 20, 20, 40) aus Schwerte soll bundesweit mehrere Senioren mithilfe einer perfiden Lügengeschichte über angeblich kriminelle Bankmitarbeiter um ihre Ersparnisse gebracht haben.
Laut Anklage geht es um einen Betrugsschaden von insgesamt 260.000 Euro.
Die drei jüngeren Angeklagten sollen sich zwischen April und Dezember 2018 in abwechselnder Zweier-Besetzung immer wieder als Polizisten ausgegeben und zuvor telefonisch völlig verunsicherte Senioren dazu gebracht haben, ihnen zur Sicherheit Bargeld zu übergeben. 20.000 Euro in Wuppertal. 25.000 Euro in Bonn. Sage und schreibe 162.000 Euro in Hamburg. In Schalksmühle sollen von einem Opfer 30.000 Euro in einer Plastiktüte zur Abholung sogar einfach vor der Haustür abgelegt worden sein.
Anrufe von Hintermännern aus der Türkei
Was die gutgläubigen Opfer nicht ahnten: Der vorherige, alarmierende Telefonanruf, bei dem laut Anklage vor vermeintlich kriminellen Machenschaften von Bankmitarbeitern gewarnt worden war, stammte von Hintermännern einer Betrügerbande aus der Türkei. Das Geld der Senioren war eigentlich nicht eine Sekunde lang in Gefahr gewesen - sie waren schlicht und einfach einer perfiden Lüge aufgesessen.
Dem 40-jährigen Angeklagten aus Schwerte schreibt die Staatsanwaltschaft dagegen nicht die Rolle eines Geldabholers, sondern die eines Kontaktmannes zu den bislang unbekannten Köpfen der Betrügerbande zu.
Er soll die drei Mitangeklagten direkt nach deren Auftritten als „falsche Polizisten“ in seiner Schwerter Wohnung empfangen, mit 250 bis 1000 Euro entlohnt und den Rest der Tatbeute schnellstmöglich durch Kuriere in die Türkei transferieren lassen haben.
Seniorin in Bornheim durchschaute den Trick
In drei weiteren Fällen hatten die Senioren offenbar bereits bei den Anrufen durchschaut, dass sie über das Ohr gehauen werden sollten. Im April 2019 hatte ein anvisiertes Opfer in Bornheim dem Anrufer zum Schein zugesagt, dass in Kürze 6.000 Euro und einige Krügerrand-Münzen zur Abholung bereitstünden. In Wahrheit hatte die Seniorin die (echte) Polizei alarmiert, so dass bei der Abholung einige der Bandenmitglieder festgenommen werden konnten. Drei von vier Angeklagten sitzen in Untersuchungs-Haft.
Zum Prozessauftakt vor der 2. Jugendstrafkammer hat sich noch keiner der vier Schwerter zu den Vorwürfen geäußert. Die Verteidiger wollen zuvor ein Rechtsgespräch mit den Richtern und der Staatsanwaltschaft führen, um mögliche Strafvorstellungen zu erörtern. Für den Prozess sind noch sechs weitere Verhandlungstage bis zum 10. Dezember 2019 anberaumt.
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