
Stadtschreiber a.D. Michael Zeller erhält in Berlin den Georg-Dehio-Buchpreis 2022. © Ryszard Kopczynski
Buchpreis an Michael Zeller: In der Ehrung steckt ein Stück Schwerte
Ex-Stadtschreiber
Das Buch „Mein schöner Ort“ hinterließ Michael Zeller der Ruhrstadt, wo er 1999 in der Autorenresidenz lebte. Auch dieses Werk wird mit dem Preis ausgezeichnet, den der Literat in Berlin erhält.
Ein Stückchen Schwerte steckt mit in der Auszeichnung: Der Schriftsteller Michael Zeller (Wuppertal), der im Jahr 1999 mit einem Stipendium der Sparkassenstiftung als Stadtschreiber in der Ruhrstadt lebte, wird mit dem Georg-Dehio-Buchpreis 2022 für sein literarisches Gesamtwerk geehrt. Zu seinem umfangreichen Schaffen gehört das Buch „Mein schöner Ort“, in dem der Lyriker in strenger Jambenform seine Sicht auf Schwerte besingt.
Der Preis ist mit einer Gesamtsumme von 10.000 Euro dotiert
Der Georg-Dehio-Buchpreis, benannt nach dem Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Georg Dehio (1850-1932), wird vergeben vom Deutschen Kulturforum östliches Europa (Berlin) und ist vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit 10.000 Euro dotiert.
Mit ihm werden Autoren geehrt, „die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Wechselbeziehungen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen“, erklärt das Kulturforum. Die Auszeichnung ist geteilt in den an Michael Zeller vergebenen Hauptpreis und einen Förderpreis für jüngere Autoren, der an den Historiker Vasco Kretschmann geht für sein Buch „Breslau museal. Deutsche und polnische Geschichtsausstellungen 1900 bis 2010“. Die Verleihung soll am 6. Oktober im Berlin stattfinden.
Die Jury nahm auch Bezug auf den Ukraine-Krieg
Die siebenköpfige Jury begründete ihre Wahl damit, dass sich Michael Zeller als Schriftsteller seit Jahrzehnten mit dem östlichen Europa auseinandersetze, vor allem mit Polen und der Ukraine: „Der gebürtige Breslauer hat über seine biografischen Bezüge zu Niederschlesien und Polen ein von Empathie und Offenheit geprägtes Verhältnis zu Ostmitteleuropa entwickelt. Er ist ein exzellenter Beobachter und Erzähler, dem mit einer sehr präzisen Sprache dichte atmosphärische Annäherungen an Städte im östlichen Europa gelingen und der damit ein sehr eindringliches Bild von ihrer Geschichte vermittelt.“
Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen flossen mit in die Entscheidung ein. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs seien „seine Aufzeichnungen aus Charkiw ein Beispiel für einfühlsame Beobachtungen und eine abwägende Sprache, die einer komplexen Vergangenheit dieses Teils Europas wie auch der deutschen Verantwortung gegenüber dieser Region gerecht werden“, heißt es von der Jury.
In der Stadt Charkiw in der Ostukraine - einst eine Flugzeug-, Traktoren- und Panzer-Schmiede der Sowjetunion - hatte Michael Zeller als Gast der Literaturresidenz im Herbst 2019 die sprachliche Hin- und Hergerissenheit zwischen Russisch und Ukrainisch gespürt. Aus seinen Beobachtungen und Reflexionen resultierte das Buch „Die Kastanien von Charkiw. Mosaik einer Stadt“ (Assoverlag Oberhausen), das gleichzeitig auch auf Ukrainisch (Maydan-Verlag Charkiw) erschienen ist.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
