Leer bleibt die St.-Viktor-Kirche am Heiligen Abend und an den Weihnachtstagen. © Bernd Paulitschke

Evangelische Kirchengemeinden

Weihnachten ohne Gottesdienst: Corona zerstört die letzte Tradition

Den Presbyterien der evangelischen Kirchengemeinden ist es nicht leicht gefallen. Wegen der Corona-Krise haben sie alle Weihnachtsgottesdienste abgesagt. Es soll Ersatzangebote geben.

Schwerte

, 20.12.2020 / Lesedauer: 3 min

Kein „Stille Nacht“ aus Hunderten Kehlen, das sehnsüchtig durch die Gewölbe hallt. Kein gemeinsames Vaterunser unter den strahlenden Lichtern des Tannenbaums. Auch auf tröstende und Mut machende Worte von der Kanzel muss verzichtet werden. Die Corona-Pandemie, die schon die adventliche Vorfreude in den Innenstädten verdorben hat, nimmt den Schwertern jetzt auch die letzte Tradition zum Fest: Die evangelischen Kirchengemeinden in der Ruhrstadt haben sämtliche Gottesdienste zu Heiligabend und Weihnachten abgesagt.

Und nicht nur die. Bis zum 10. Januar wird überall auf Präsenz-Gottesdienste mit Besuchern verzichtet. Das haben die Presbyterien in Schwerte, Westhofen, Ergste und Hennen beschlossen. Die Leitungsgremien folgen damit einer Empfehlung ihrer Landeskirche und des Kirchenkreises Iserlohn.

Neun Open-Air-Gottesdienste können nicht stattfinden

„Das tut uns außerordentlich leid, und wir bitten um Ihr Verständnis“, schreibt das Presybterium der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte in einer Pressemitteilung: „Neun groß geplante Open-Air-Weihnachtsgottesdienste, über ganz Schwerte verteilt, hatten wir vorbereitet.“ Doch zum Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus habe man schweren Herzens beschlossen, sie allesamt abzusagen.

Es sei ein Gebot der Vernunft, auf Versammlungen von Menschen möglichst zu verzichten. Denn Kontakte und Begegnungen massiv zu reduzieren, sei der Kern aller Maßnahmen im derzeitigen Lockdown in Deutschland. Als Ersatz würden Andachts- und Gottesdienst-Angebote online in Videoform gemacht auf der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte.

Nicht nur die weiße Weihnacht bleibt ein Traum. Auch der traditionelle Gottesdienstbesuch in der Johanneskirche in Hennen ist zum Fest wegen Corona nicht möglich. © Reinhard Schmitz (A)

An Online-Angeboten für die Feiertage arbeitet auch die Evangelische Kirchengemeinde Ergste, die ihren im Elsebad geplanten Weihnachtsgottesdienst ebenfalls mit Bedauern absagt. „Ein großer Dank gilt allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die bereits an der Vorbereitung für diesen Gottesdienst gearbeitet haben“, schreibt Gemeindebüro-Leiterin Janet Minichshofer nach dem Beschluss des Presbyteriums. Anregungen für Andachten zu Hause werde man in einer Box finden, die vor dem Gemeindehaus, Auf dem Hilf, aufgestellt werde.

In Westhofen werden die Weihnachtsbäume vor die Tür gestellt

An Alternativen arbeitet auch die Evangelische Kirchengemeinde Westhofen. „Am vierten Advent um 10 Uhr und am ersten Weihnachtsfeiertag um 11 Uhr wird zum digitalen Gottesdienst über Zoom eingeladen“, teilt Pfarrerin Gunhild Krumme mit. An Heiligabend würden morgens vor der Kirche in Westhofen und vor dem Gemeindehaus in Garenfeld die Weihnachtsbäume nach draußen vor die Tür gestellt.

„Unter und an den Bäumen werden über die Weihnachtstage, zum Jahreswechsel und an den Sonntagen bis zum 10. Januar Impulse und Gottesdienste in kurzer Form vorbereitet und können für zu Hause mitgenommen werden.“ Am Heiligen Abend würden zudem in beiden Gemeindeteilen verschiedene Stelen aufgestellt, aus denen man einen Gruß mit einer Figur aus der Weihnachtsgeschichte mitnehmen könne.

Allein bleiben das Jesuskind und die Heilige Familie in dem Antwerpener Schnitzaltar der Viktorkirche an Weihnachten. © Reinhard Schmitz (A)

Die Evangelische Kirchengemeinde Hennen hatte bereits am 9. Dezember beschlossen, am Heiligen Abend und an den Weihnachtstagen keine Präsenz-Gottesdienste in der Johanneskirche Hennen und in der Jakobuskirche Kalthof zu feiern. Die Entscheidung sei den Mitgliedern des Presbyteriums nicht leicht gefallen, heißt es in einer Mitteilung. Als Ersatz werde der Gottesdienst am Heiligen Abend und an den Weihnachtstagen digital angeboten.

Kinder aus dem Kirchlichen Unterricht sowie Konfirmanden aus Kalthof hätten ein Krippenspiel vorbereitet, das ebenfalls online zur Verfügung gestellt werde. Darüber hinaus hätten die Chöre Happy Voices und Cantiamo sowie ein Projektchor aus der Gemeinde Weihnachtslieder für eine Übertragung eingesungen. Zumindest aus dem Kopfhörer erklingt also wohl doch ein „Stille Nacht“ oder „O du fröhliche“.

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