Schon aus Gründen der Netzwerkpflege wäre ein bloßes Treffen der Aussteller des Europafestes wertvoll gewesen, aber dann kam am Sonntag (5.5.) doch neugieriges Publikum aufs Rohrmeisterei-Plateau. Und zwar reichlich. Bis zum Nachmittag wurden Informationen, Flyer und Sticker getauscht, Lebensmittel eingetütet, Gespräche geführt, es wurde gestaunt und gelacht. Und die Parteien im Endspurt des Europawahlkampfes spielten gar nicht so eine große Rolle.
Das Eröffnungspanel zum Stand der Kultur in Europa war erstklassig besetzt – allein, es fehlte an Publikum. Kulturbüroleiter Holger Ehrich, die britische Französin, Musikerin und Kulturmanagerin Sarah Jane Reed aus dem Kulturbüro, die Musikerin Astrid Hoffmann von der Schwerter Kulturinitiative und Gastgeber Tobias Bäcker von der Rohrmeisterei gaben teils langatmig, immer aber begeisterte und begeisternde kulturpolitische Stellungnahmen ab.
Schalte in die Toskana
Maik Morgner von der Konzertgesellschaft war aus Gütersloh zugeschaltet, Simon Bronikowski vom Studio 7 Theater sogar aus der Toskana. Der Schwerter Schauspieler war gerade mit europäischen Kulturfördermitteln zu einem Theatertreffen in Italien. Alle Panel-Teilnehmer möchten die Kultur weiter auf Europa-Ebene gefördert sehen, mit weniger Bürokratie ganz sicher, aber mit gleicher Wertigkeit.

Da waren sie zwar, die Parteien-Stände von Rot über Grün bis Gelb; zu den örtlichen Politikern gesellten sich noch Exoten wie Volt oder die Tierschutzpartei. Dass die Politik allein nicht Europa (aus)macht, war aber klar – zu den Ausstellern gehörten unter anderem das Bündnis gegen Rechts, die Schwerter Frauengruppen, der Integrationsrat, der AK Asyl, die Schwerter Foodsharing-Gruppe, Amnesty, natürlich die Städtepartnerschaftsvereine und die Delegation aus dem griechischen Ioannina, der Heimat des Schwerter Bürgermeisters.

Europakandidaten beim Speed-Dating
Dimitrios Axourgos hatte zu seinen Iserlohner Zeiten selbst für das Europaparlament kandidiert, hielt sich trotzdem nicht lange mit der Vorrede auf und gab die Bühne frei für Schwerter Jugendliche, die den heimischen Europakandidaten auf den Zahn fühlen sollten.
Die Jugendlichen aus dem Kinder-und Jugendparlament taten dies in zwei Runden. Finn Schlieper war strenger Zeit-Schiedsrichter. Die Antwortzeiten für die Parteien-Vertreter waren knapp, es war ja auch als Speed-Dating ausgeflaggt, die Antworten aber waren gehaltvoll und bemüht.

Weil zum Beispiel eine Frage zum Tierschutz nicht den Vertreter der Tierschutzpartei, den Dortmunder Sebastian Everding, traf und eine zur Wirtschaft nicht den Liberalen Christoph Ecker, sondern es munter durcheinander ging, gab es sachliche und überlegt formulierte Antworten von allen, die die Kontrahenten nebenan aber genauso hätten geben können. Tobias Cremer (SPD) und Philipp Mattmann (Grüne) fanden das absolut in Ordnung.
„Das zeigt doch, dass wir in der Sache auch einer Meinung sein können“, meinte der Schwerter Kandidat Christoph Ecker.

In der zweiten Runde trafen Pierre ter Horst (Piraten), Heldér Aguiar (Volt) und CDU-Vertreter Sascha Enders auf die engagierten jugendlichen Inquisitoren Zoe Colmorn, Anna Normann, Moritz Wohlers und Helena Karakonstantinidis.
Europa ist Politik, aber Europa muss auch Spaß machen – das zeigte dieses Fest am Sonntag mit all seinen Ständen und Menschen. Und für die Unterhaltung sorgten darüber hinaus der Zauberer Tobias Walkmann, die Gruppe „Fading reflections“, das Duo B/Auer und Mitsing-Motivatorin Astrid Hoffmann.
