Oberstufe an der Fleitmann-Gesamtschule ist gestartet „Wir sind stolz auf unsere Kinder“

TFG-Oberstufe in den Startlöchern: „Wir sind stolz auf unsere Kinder“
Lesezeit

Die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule (TFG) stand zuletzt häufig im Zentrum der Diskussionen um Neu- und Umbau, Kosten und Platzbedürfnisse. Das Schulleitungs-Team lässt sich davon nicht beirren – und fokussiert sich auf die Kinder und Jugendlichen, von denen nach den Sommerferien 85 in die Qualifikationsphase der Oberstufe starten.

Das Besondere daran erklärt Florian Sonntag, der die Stufen 8 bis 10 betreut: „Es sind viele Kinder darunter, denen man das am Ende des vierten Schuljahres gar nicht unbedingt zugetraut hätte.“ Schulleiterin Eva Brinkhoff bestätigt, dass nur 20 Prozent der zukünftigen Oberstufenschülerinnen und -schüler am Ende ihrer Grundschulzeit eine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung gehabt hätten.

„Es ist so schön, wenn wir nach sechs Jahren sehen, wie sich diese Kinder entwickelt haben“, betont Eva Brinkhoff. „Die haben sich das zum Teil hart erarbeitet. Und wir sind richtig stolz auf sie.“

Sechs Leistungskurse

Von den 85 Schülerinnen und Schülern sei nur eine Handvoll von außerhalb dazugekommen. Jetzt bereitet sich der 11. Jahrgang nach der Einführungsphase auf die Qualifikationsphase vor, an deren Ende dann nach der Jahrgangsstufe 13 das Abitur steht. Mindestens sechs Leistungskurse werde es geben, erklärt der didaktische Leiter Ben Alze.

„Unsere Oberstufe wird dann dreizügig sein, und wir sind guter Dinge, dass unsere Schülerinnen und Schüler das stemmen werden.“ Zuletzt waren die niedrigen Anmeldezahlen an der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule Thema im Schulausschuss gewesen. Das Schulleitungs-Team glaubt, das hänge viel mit der langen Diskussion um den Um- und Neubau zusammen. Eltern seien dadurch zu Unrecht verunsichert worden.

Manche Fraktionen stellten immer noch die Schule grundsätzlich infrage – doch das sei falsch. „Tatsache ist, dass Schwerter Kinder unsere Schule brauchen“, sagt Eva Brinkhoff. Ab der sechsten Klasse gehe es von den Zahlen her immer aufwärts. „Dann haben wir hier immer mehr Schüler als wir Plätze haben.“

Profilkurs-System

Florian Sonntag bestätigt: „Es vergeht keine Woche, in der niemand von den anderen weiterführenden Schulen hier anruft und um einen Platz bittet.“ Und auch die Kinder, die beispielsweise an den Gymnasien keine Erfolgserlebnisse gehabt hätten und dort abgeschult würden, seien durchaus potenzielle Oberstufen-Kandidaten. „Wir nehmen die Schülerinnen und Schüler anders in den Blick. Man kann solche Kinder zum Abitur führen“, erklärt Florian Sonntag.

Ein Beispiel dafür, wie die Kinder in den Blick genommen werden: Seit dem vergangenen Sommer gibt es ein Profil-System an der TFG – in den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch und Sport. Wer dort überdurchschnittliche Leistungen zeigt, kommt in den Profilkurs.

„Wenn dann die Klasse Deutsch hat, kommen die Profilkinder aller Klassen in einem gesonderten Deutschunterricht zusammen“, erklärt Eva Brinkhoff das System am Beispiel Deutsch. Das führe dazu, dass leistungsstärkere Kinder gefordert würden – und gleichzeitig weniger Kinder in den Klassen säßen. Hier könne dann besser unterrichtet und bei Bedarf auch gefördert werden. „So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Erste Erfolge sehe man jetzt schon in den Klassenarbeiten.

TFG-Schulleitung in Schwerte: Florian Sonntag, Lisa Gajewski, Eva Brinkhoff, Ben Alze und Tobias Hollborn
Sie freuen sich auf den baldigen Start der Oberstufe an der TFG (v.l.): Florian Sonntag, Lisa Gajewski, Eva Brinkhoff, Ben Alze und Tobias Hollborn. © Martina Niehaus

Ein sicherer Ort

Lisa Gajewski betreut die „Kleinen“ an der TFG – als Stufenleiterin der Fünft- bis Siebtklässler. Ihr ist es wichtig, dass Kinder an der Schule einen sicheren Platz haben. Denn der Leidensdruck derjenigen, die an anderen Schulformen abgeschult worden seien, sei mitunter schon sehr hoch. „Für uns ist es wichtig, dass nicht der Bildungsgrad der Eltern den Weg der Kinder bestimmt. Ich sehe das als Chancengleichheit“, sagt sie.

Tobias Hollborn, der unter anderem Sport unterrichtet, hofft, dass in der neuen Oberstufe auch ein Sport-Leistungskurs zustande kommt. Wer einen Sport-LK wählt, müsse zwar Mathe im Abi wählen, weiß er. Doch er sagt augenzwinkernd: „Wer schon früh viel Sport macht, kann auch besser rechnen. Das ist erwiesen.“

Lernpavillons an der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule in Schwerte
Von außen sind die Lernpavillons nicht spektakulär. Von innen sind sie aber ziemlich gemütlich. © Martina Niehaus

Eva Brinkhoff zeigt inzwischen die Lernpavillons, die die Stadt zur Überbrückung aufgestellt hat. Von außen sind sie nicht spektakulär, innen aber sieht es schon ganz anders aus: Die Räume sind offen und modern gestaltet, erste Bilder der Kinder hängen an den Wänden. „Die Fachschaften werden die Pavillons demnächst noch einrichten“, sagt die Chefin. Ben Alze betont, dass die Stadtverwaltung die Schule an der Stelle gut unterstütze. Trotzdem wartet die Schulgemeinde weiterhin sehnsüchtig auf den Moment, in dem die ersten Bagger anrollen.

Gianluca (15) und Pauline (18) haben eine Bitte: „Unsere Lehrer dürfen nicht weggehen!“

Erziehermangel in Schwerte?: „Im Vergleich zu anderen Städten stehen wir gut da“

FDP stellt TFG-Neubau infrage: „Stets ein sehr persönlicher Kampf gegen die Schulform Gesamtschule“