Er macht sich große Sorgen, das merkt man ihm an: Der 30-jährige Khaled* aus Schwerte denkt gerade viel an seine Eltern und Geschwister – und den Rest der Großfamilie in Syrien.
Denn das Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet hat in der Nacht zu Montag (6. Februar) auch das Haus seiner Eltern in Aleppo unbewohnbar gemacht. „Ich denke viel an meine Eltern und hoffe, dass es ihnen gut geht“, sagt Khaled.
Verletzt worden seien sie bei dem Beben nicht – zwischendurch hatte Khaled es geschafft, sie zu erreichen. Das Haus habe gewackelt, und vieles sei zu Bruch gegangen. Die Fensterscheiben seien zersplittert. Doch die Familie konnte rechtzeitig aus dem Gebäude flüchten. Jetzt trauen sie sich nicht mehr hinein.
Familie schläft im Auto
„Es gibt täglich Nachbeben, und die Gebäude waren schon vorher total marode“, sagt Khaled. „Seit 12 oder 13 Jahren ist dort nichts mehr renoviert worden. Viele der Gebäude in Aleppo waren ohnehin einsturzgefährdet – dazu hätte es gar kein Erdbeben gebraucht.“
„Es ist kalt, und meine Familie übernachtet seit mehreren Tagen auf der Straße oder im Auto. Meine Mutter, mein Vater, meine Schwester“, berichtet Khaled. Familie und Freunde, die dort leben, hätten ihm Fotos geschickt oder am Telefon von den Geschehnissen erzählt. „Wir sehen hier die Nachrichten. Aber die Realität dort ist noch viel schlimmer“, sagt Khaled.

„Situation ist katastrophal“
Der junge Mann würde seine Eltern, Geschwister und den Rest der Großfamilie gern unterstützen, doch wegen der politischen Situation ist das fast unmöglich. „Ich kann ja keine Überweisung dorthin machen, oder Dinge schicken.“ Trotzdem hätten viele Freunde und Bekannte aus Deutschland bereits Geld und andere Dinge gesammelt. „Irgendwie möchte ich das zu meiner Familie bringen“, sagt Khaled.
Da er inzwischen einen deutschen Pass habe, könne er theoretisch auch wieder nach Syrien reisen. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei, und ich wollte eigentlich nie wieder dorthin. Aber jetzt muss ich meiner Familie unbedingt helfen“, sagt Khaled. Er klingt verzweifelt.
Bevor es losgeht, müsse er noch einiges auf der Arbeit klären. Aber in den nächsten Monaten wird er irgendwann den Versuch wagen. „Soforthilfe ist sehr wichtig“, erklärt der 30-Jährige. „Aber es ist dort so schlimm – die Menschen werden auch in mehreren Monaten und Jahren noch Hilfe brauchen.“ Dann fügt er hinzu: „Die Situation ist einfach völlig katastrophal.“
*Khaleds vollständigen Namen haben wir nicht genannt, um ihn und seine Familie in Syrien zu schützen. Sein vollständiger Name ist der Redaktion aber bekannt.
Viele Vereine und Hilfsorganisationen sammeln Spenden für Betroffene im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Wer helfen möchte, findet hier eine kleine Auswahl:
- Bei der Diakonie Katastrophenhilfe gibt es ein Spendenkonto bei der Evangelischen Bank. Die IBAN lautet: DE68 5206 0410 0000 5025 02, die
BIC: GENODEF1EK1. Die Hilfs-Teams verteilen in den betroffenen türkischen Gebieten unter anderem Zelte, Lebensmittel, Trinkwasser, Decken und Babynahrung. Ein Team der syrischen Partnerorganisation verteilt im Großraum Aleppo Winterjacken, Schals und Mützen an Kinder. - UNICEF konzentriert sich aktuell auf die Nothilfe im syrischen Teil der Erdbebenregion. Mit den türkischen Behörden ist UNICEF in engem Austausch und steht zur Verfügung, falls zusätzliche humanitäre Hilfe benötigt wird. Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sollen ermöglicht werden. Die Teams kümmern sich um unbegleitete Kinder, auch mit psychologischer Hilfe. Spezialnahrung und Medikamente, besonders für Kinder und schwangere Frauen in den Krisengebieten, bringt UNICEF über regionale Warenlager in den Nachbarländern Jordanien und Libanon nach Syrien. Das Spendenkonto für UNICEF: Bank für Sozialwirtschaft Köln. IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00. BIC: BFSWDE33XXX
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