Ein zufriedener Blick schweift einmal über das Gelände des Elsebads in Schwerte-Ergste. Von der großen Liegewiese bis hin zum blau schimmernden Schwimmbecken. Von den bunten Umkleide-Häuschen bis hin zu den Spielgeräten. Besonders im Fokus: das Hauptgebäude im dänischen Holzbau-Stil.
Danach lächeln sich Maike (59) und Can Yeger (58) stolz an: Die beiden Architekten haben vor rund 30 Jahren das „neue“ Elsebad, so wie es in seiner heutigen Form erstrahlt, geplant. Es war ihr erstes gemeinsames Projekt als Architekten – ein echtes Herzensprojekt, das sie damals ehrenamtlich realisiert haben.
Kindheitserinnerungen
„Ich kenne das Bad schon von Kindheitstagen an. Da steckt so viel Herzblut drin. Und auch mein Mann kannte das Bad damals schon länger“, erinnert sich Maike Yeger, die selbst aus Schwerte stammt.
Sie und ihr Mann sind so etwas wie zwei unbesungene Helden des Elsebad-Wiederaufbaus, der im Laufe der 90er-Jahre vonstattenging. In einem konkurrierenden Wettbewerb war der Entwurf der damals frisch ins Berufsleben gestarteten Architekten der einzige, der die bestehenden Bauten erhalten und sensibel in ein neues architektonisches Konzept einbinden sollte.
Das Ehepaar lebt zwar inzwischen in Hamburg und gründete dort im Jahr 2000 das Büro MWY-Architekten: Doch bei den regelmäßigen Familienbesuchen in der Ruhrstadt dürfe ein Abstecher zum Elsebad nicht fehlen, berichten beide schmunzelnd im Gespräch vor Ort. „Das Elsebad liegt uns bis heute am Herzen“, ergänzt Can Yeger. „Noch heute prägt es unsere Haltung zur Architektur: verantwortungsvoll, ortsbezogen und menschenfreundlich.“
Elsebad ab 1993 zeitweise geschlossen
Ein kleiner Rückblick: Am 30. Juni 1939 erstmals eröffnet, wurde das Freibad im Jahr 1993 zu Gunsten des neu gebauten Freizeit-Allwetterbads wieder geschlossen. Doch bei der Schließung hatte die Stadt nicht mit einer solchen Gegenwehr der Schwerter Bürgerinnen und Bürger gerechnet.

Nachdem mehrere Bürgerbegehren für den Erhalt des Elsebads abgelehnt worden waren, kam Ende 1994 wieder Bewegung in die Sache: Ein Bürgerbegehren mit etwa 10.000 Unterschriften machte einen Bürgerentscheid in Schwerte möglich. Bevor es zu diesem kommen konnte, stimmte die Stadt der Wiedereröffnung des Elsebads unter einem privaten Träger zu.
So fanden sich 21 mutige Menschen am 2. Februar 1995 zusammen, um den Förderverein Bürgerbad Elsetal zu gründen und damit dem Elsebad einen privaten Träger zu bieten. Zu den Gründungsmitgliedern des „Retter-Vereins“ zählen Thomas Wild, Ulrich Halbach und Helmut Philipp Lambert. Letzterer ist im Übrigen der Vater von Maike Yeger.
„Keine bessere Gelegenheit“
Viele Helferinnen und Helfer stellten während der gesamten Bauzeit – und darüber hinaus – ihre Kraft und Kenntnisse ehrenamtlich in den Dienst des Elsebad-Aufbaus. Angefangen von Planung und Statik, die von Maike und Can Yeger übernommen wurden. Das Besondere: Beide starteten damals gerade erst ihre Karriere als Architekten nach ihrem Studium.

„Es war alles total aufregend. Ich war gerade noch in der Probezeit im neuen Büro und dann kam das Elsebad noch obendrauf“, erzählt Can Yeger. „Aber weil das Fernziel war, sich irgendwann selbstständig zu machen, konnte es ja eigentlich keine bessere Gelegenheit geben, als in der Heimat ein solches Projekt umzusetzen.“
Urlaubsatmosphäre mit dänischem Stil
Und deshalb machten sich beide über viele Wochen in abendlichen Zusatzschichten an die Planung des „neuen“ Elsebads, das schließlich im dänischen Stil, in konsequenter Holzbauweise, entstand. Es wurde mit vorgefertigten Wandelementen gearbeitet, die vor Ort mit dem Kran montiert wurden – eine effiziente, nachhaltige und zugleich gestalterisch hochwertige Bauweise.
Die Bauweise sollte zudem für eine ganz bestimmte Stimmung bei den Badegästen sorgen: „Unser Ziel war es, mit architektonischen Mitteln eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Badegäste wie im Urlaub fühlen“, erklären die Architekten.

„Wir haben gedacht: Wenn man hier im Grünen liegt und keine anderen Häuser sieht, dann können wir mit der Architektur eine ganz bestimmte Stimmung erzeugen“, ergänzt der Architekt. Die dänische Architektur mit Holzbauweise erfüllte daher viele Kriterien, auch eine verhältnismäßig kostengünstige Umsetzung.
Der Bezug zu Dänemark rührte übrigens daher, dass beide zuvor regelmäßig dort ihren Urlaub verbrachten. „Wir wussten, dass diese Art der Gebäude eine angenehme Urlaubsstimmung ermöglicht“, erklärt Maike Yeger und schmunzelt. Für beide sei Architektur mehr als nur das Errichten von Wänden: „Gebäude beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Stimmung – und nicht selten unser gesamtes Lebensgefühl“, betonen sie unisono.
Die Architekten sind sich sicher: Architektur präge das Zusammenleben, schaffe Identität und könne Geborgenheit und Inspiration auslösen. Besonders öffentliche Orte wie das Elsebad seien dafür zentrale Beispiele.
Weitere Inspiration aus Italien
Um dem Urlaubsgefühl einen weiteren Touch zu verleihen, hätten sie sich außerdem die kleinen, bunten Umkleidehäuschen von der italienischen Riviera „abgeguckt“, berichtet das Ehepaar Yeger lachend. Der Stil passe wunderbar in das Gesamtbild. Die beiden Architekten hätten sowieso auch bei der Gestaltung der Außenanlagen mitgewirkt: So sei beispielsweise der Platz mit den Kugelahornbäumen im Bereich des Kiosks entstanden.

Noch heute, im Jahr 2025, sind die Ideen von Maike und Can Yeger im Elsebad deutlich erkennbar. Ein besonderes Erlebnis vor einigen Jahren habe die Arbeit der Architekten dann endgültig bestätigt, wie sie stolz erzählen. Bei einem Besuch in Schwerte verbrachte das Ehepaar einen sonnigen Tag im Elsebad. „Neben uns auf der Wiese saß ein Pärchen auf einem Handtuch. Die Frau sagte dann zu ihrem Lebensgefährten: Mensch, das ist ja wie im Urlaub“, erinnert sich Can Yeger ehe er kurz innehält. „Das war für uns das größte Kompliment.“
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 23. April 2025.