Seit 68 Jahren sind Barbara (85) und Werner (90) Melenk aus Ergste ein Liebespaar, seit 65 Jahren sind sie verheiratet – jetzt leben sie zum ersten Mal getrennt. Ihre Eiserne Hochzeit feierten die Eheleute am 22. August im Kreise von Familie und Ehrengästen im Heilig-Geist-Hospiz in Unna, wo Barbara Melenk seit Mai Gast sein darf.
Kennen- und liebengelernt hat sich das Paar 1955 auf einer Hochzeit in Lünen, wo Barbara Melenk, geborene Zerr, nach der Flucht mit Pferd und Wagen aus Bulgarien über Jugoslawien, Lagerleben in Österreich und Baracken in Bayern mit ihrer sechsköpfigen Familie am Ende gelandet war. In einer kleinen Flüchtlingswohnung begannen die Deutschbulgaren ein neues Leben.
Mit dem Fahrrad ins Ruhrgebiet
Werner Melenk flüchtete mit dem letzten Schiff aus dem Hafen in Pillau mit seiner Familie aus Ostpreußen nach Schleswig-Holstein. Mit seinem Cousin kam er bei einer Gärtnerfamilie unter. Doch nach einer Schreinerlehre in Kiel gab es an der Ostseeküste keine Arbeit für ihn. Der heute 90-Jährige setzte sich aufs Fahrrad und radelte ins Ruhrgebiet, wo er bei einer Tante unter dem Dach wohnen konnte. Im Dortmunder Hafen fand er schließlich eine gute Anstellung.
1958 heiratete das Paar in Lünen. Über Hacheney und Hörde fanden die beiden 1970 den Weg nach Ergste. Da waren ihre Kinder Bodo (1959) und Simone (1962) schon geboren. Werner Melenk wurde nach Abendschule, Fort- und Weiterbildung Justizvollzugsbeamter und übernahm die Kassenleitung in der JVA Schwerte
Barbara fand Arbeit in der Gastronomie – mehr als 40 Jahre lang kochte und kellnerte sie in gastlichen Häusern und in den bekannten Schwerter Ausflugslokalen, dem Landgasthof Linneweber auf dem Bürenbruch und bei „Hiddemann im Spiek“ in Ergste) – immer fleißig, immer freundlich.
Tischtennis bis zum 90. Geburtstag
Werner Melenk war früher einmal ein guter Rennradfahrer, Judoka und Tischtennis-Crack. Ehrenamtlich engagierte er sich im Schwerter Schichtwesen, übernahm die Gründung und Leitung der Bastelgruppe in der JVA sowie die Gründung und Leitung der Tischtennis-AG. Bis zu seinem 90. Geburtstag besuchte er jede Woche das Tischtennis-Training.
Barbara Melenk liebte und pflegte immer eine gute Nachbarschaft. Sie vermisst ihren Garten, die schönen Gartenreisen und Städtereisen mit Freundinnen.
Die gemeinsame Leidenschaft, der „olle Kotten“ an der Nordsee, ein vom Vollbluthandwerker Werner Melenk mit viel Liebe zum Detail restaurierter Resthof in Butjadingen mit großem (Wild-Rosen-)Garten, werden sie leider nicht mehr gemeinsam ausleben können.

Zum Ehrentag gratulierte die engste Familie mit Sohn Bodo, Schwiegertochter Mona, Tochter Simone und Schwiegersohn Werner Kolter. Emotionale Worte und fand Pfarrerin Dr. Jula Well und segnete das Paar.
Auch Schwertes Bürgermeister Dimitrious Axouros ließ es sich nicht nehmen, zu diesem besonderen Ereignis nach Unna zu kommen. Er überbrachte die Glückwünsche der Stadt sowie eine Urkunde und einen Schwerte-Gutschein. Miroslaw Tybora lieferte auf seinem Akkordeon die Sommermusik zu der kleinen Feier.
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