Was ist los im Eiscafé Mattiuzzi? Anzeige schreckt Kunden des beliebten Treffpunkts auf

Was ist los bei Mattiuzzi? Anzeige schreckte Kunden der Eisdiele auf
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Vergnüglich an einem leckeren Hörnchen schleckend, ist gefühlt jede Schwerterin und jeder Schwerter schon einmal durch die doppelflügelige Glastür herausgetreten, die von zwei Oleander-Stämmchen flankiert wird.

Umso größer war die Sorge, als ihr Foto auf einmal in einem Kleinanzeigenportal im Internet auftauchte, mit der Überschrift: „Nachmieter für ein charmantes Eiscafé in Schwerte gesucht“. Sollte sich da schon wieder ein Betreiberwechsel in einer der traditionsreichsten Eisdielen der Stadt ankündigen?

Ein Schwarzweiß-Foto zeigt das weiß gekleidete Betreiber-Paar einer italienischen Eisdiele. Es handelt sich um die Gründer der Eisdiele Mattiuzzi in Schwerte: Francesco und Loredana Mattiuzzi.
Eiscafé-Gründer Francesco Mattiuzzi kam 1959 aus Treviso nach Schwerte, seine spätere Ehefrau Loredana Mattiuzzi kam 1969 aus Venedig. © RN-Archiv

Mitstreiter für Eiscafé Mattiuzzi gesucht

Nein, das sei ein Missverständnis, kann Zhanna Yakhuis-Picireanu vom benachbarten Restaurant Rosmarin beruhigen, die im Juli 2024 auch das Eiscafé Mattiuzzi übernommen hatte. Die Formulierung sei ein wenig irreführend. Sie suche mehr nach einem Mitstreiter für das Café. So wird es auch vonseiten des Vermieters bestätigt.

Und die Vorbereitungen auf der Terrasse zeigten in den vergangenen Tagen deutlich, wie sehr sich die Gastronomin darauf freut, ihre Gäste wieder im Freien verwöhnen zu dürfen. Bis zum Frühlingserwachen in Schwerte am Sonntag (2.3.) solle sich auch die Vitrine wieder voll mit Eisspezialitäten präsentieren, kündigt Zhanna Yakhuis-Picireanu an.

1967 eine der ersten Eisdielen

Mit einer etwas kleineren Auswahl an Sorten hatte das Eiscafé im Winter 2024/2025 erstmals die bislang übliche monatelange Pause abgeschafft. Donnerstags bis sonntags (diese Einschränkung gilt voraussichtlich noch bis Mitte März) werden seitdem nicht nur Eisspezialitäten, sondern auch kreative Torten angeboten, die eine Konditorin – neben einigen unverzichtbaren Sorten – im wöchentlichen Wechsel kreiert. Es ist ein Teil des frischen Winds, den Zhanna Yakhuis-Picireanu in den alteingesessenen Betrieb gebracht hat.

Eishörnchen türmen sich in einem Ständer auf der Theke einer Eisdiele in den 1960er-Jahren.
In der Eisdiele seines Schwagers jobbte der 16-jährige Francesco Mattiuzzi (l.), als er auf Arbeitssuche im Jahre 1959 aus Treviso nach Schwerte gekommen war. © RN-Archiv

Gegründet hatte das Eiscafé im Jahre 1967 der unvergessene Francesco Mattiuzzi, dessen guter Name immer noch das Logo auf der Eingangstür prägt. Eigentlich ein gelernter Elektriker, hatte ihn die Arbeitssuche acht Jahre zuvor aus dem italienischen Treviso in die Ruhrstadt geführt, wo seine Schwester und sein Schwager an der Bahnhofstraße 15 die erste Eisdiele der Stadt führten.

Der 16-jährige Neuankömmling stieg als Aushilfe in das Geschäft ein und entdeckte seine Leidenschaft für das Eismachen. 1967 eröffnete der Gelatieri im Erdgeschoss des Hotels Reichshof (heute ist dort der Schönheitssalon Beautyful Faces zu Hause) sein eigenes Eiscafé, wo er neben ausschließlich frischen Zutaten sogar noch Milch aus der damaligen Schwerter Molkerei verarbeitete.

Zwei Meister in weißen Kitteln rühren Töpfe in einer Eisküche.
Francesco Mattiuzzi (l.) - hier auf einem Archivbild vom Juli 1989 - gründete 1967 das Eiscafé, das auch nach späteren Betreiberwechseln immer noch seinen guten Namen trägt. © RN-Archiv

Im Sommer wurde ohne Ruhetag durchgeackert, in der kalten Jahreszeit ging es zurück nach Italien. „Damals hatten wir nur Eis, das lief im Winter nicht“, erklärte einmal die Ehefrau des Gründers, Loredana Mattiuzzi, die der Lebensweg 1969 aus Venedig nach Schwerte geführt hatte.

Außerdem hätte das Ladenlokal damals gar keine Heizung gehabt, berichtete sie. Die Nachbarskinder freuten sich jeden Spätherbst auf die Pause. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht vom letzten Saisontag, wenn die übriggebliebenen Eisvorräte abends als Geschenk über die Theke gereicht wurden.

Jahrzehnte in Familienhand

Im Jahre 1982 zog das Eiscafé Mattiuzzi schräg gegenüber in das neu gebaute Wohn- und Geschäftshaus um, das seither an der Ecke Bahnhofstraße/Beckestraße den Eingang zur Innenstadt prägt. Die Pause über die Weihnachtszeit verkürzte sich im Laufe der Jahre, wie der einprägsame Werbeslogan verriet. „Im Winter ist’s kalt, im Sommer ist’s heiß - und immer schmeckt Mattiuzzi-Eis“, waren eine ganze Epoche lang die Anzeigen überschrieben. Später führte der Sohn, gelernter Eiskonditormeister und Kommunikationswirt, das Familienunternehmen weiter.

Eine Café-Chefin verziert einen Kuchenteller mit Schokosoße aus einer Flasche.
Kunstvoll mit Schokosoße verziert, gibt Zhanna Yakhuis-Picireanu den Tortenstücken im Eiscafé Mattiuzzi den letzten Pfiff. © Reinhard Schmitz

Doch dann setzten finanzielle Turbulenzen den Betreibern vor einigen Jahren zunehmend zu. Die Immobilie des Eiscafés kam bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer, 2018 folgte ein Insolvenzverfahren. Im Gefolge war schließlich die Familie des Gründers nicht mehr am Ruder, aber ihr längst zu einer Institution am Bahnhof gewordenes Geschäft blieb den Schwertern erhalten. Denn die ViAss Unternehmergesellschaft (UG) eröffnete das Eiscafé im Mai 2019 wieder.

„Unser Ziel ist es, die Tradition, die mit dem Namen Mattiuzzi verbunden ist, in gewohnter Qualität weiterzuführen“, erklärte damals Geschäftsführer Vittorio Reale, mit dem ein ausgewiesener Fachmann für italienisches Eis das Ruder übernahm. Schon 1990 hatte er sich in Geisecke den Traum von einer eigenen Eisfabrik erfüllt, von der aus Eiswagen zu ihren verführerischen Runden durch die Stadt starteten.

Eine Schoko-Kirsch-Torte steht neben einem Strauß roter Rosen auf einem Tisch.
Zum Weltfrauentag am 8. März hat sich die Betreiberin vom Eiscafé Mattiuzzi und dem benachbarten Restaurant Rosmarin besondere Angebote einfallen lassen. © Reinhard Schmitz

Im vergangenen Jahr übergab Vittorio Reale das Eiscafé dann an Zhanna Yakhius-Picireanu, die nebenan bereits erfolgreich ihr ukrainisches Restaurant Rosmarin etabliert hatte. Mit viel Schwung starte sie auch im Mattiuzzi, wo sie beispielsweise ein besonderes Senioren-Angebot am Donnerstag (Kaffee und Kuchen für 7 Euro) und zu bestimmten Terminen ein Büfett-Karussell (15,90 Euro pro Person) einführte.

Statt das Angebot auf einem Tisch aufzubauen, wo die Speisen kalt werden können, serviert sie ein Kellner auf Bestellung direkt an den Tisch. Und zum Internationalen Frauentag am 8. März (Samstag) kann ab 17 Uhr zu Livemusik getanzt werden. Außerdem können die Räumlichkeiten für Kindergeburtstage, Hochzeiten oder andere Anlässe gemietet werden – auf Wunsch sogar mit Animateur.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 27. Februar 2025.