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Ein Wattestäbchen in der Nase ist besser als ein Beatmungsgerät
Meinung
Die Testpflicht für Schüler ist da. Wer in die Schule möchte, muss sich testen lassen. Das wurde Zeit, findet unsere Autorin. Sie sagt: Wer sein Kind nicht testen lässt, verhält sich asozial.
Wie kann die Regierung es wagen, unsere Kinder zum Testen zu zwingen?“ „Wir lassen nicht zu, dass unsere Kinder sich Wattestäbchen in die Nase stecken.“ „Dann bleibt mein Kind halt im Distanzunterricht.“ Erst gestern habe ich mit meinen Nachbarn diese Debatte geführt.
Ich kann es nicht mehr hören. Erst wurde darüber geschimpft, dass es zu wenig Tests gibt. Völlig zu Recht. Dann kamen die freiwilligen wöchentlichen Tests. Zur großen Freude aller, sollte man meinen.
Doch jetzt beschweren sich Eltern darüber, dass man Kindern einen Test nicht zumuten könne. Zwanzig Prozent der Eltern haben die freiwilligen Tests bisher verweigert. Laut einer Umfrage der Landeselternschaft der Gymnasien NRW sind 50 Prozent der Eltern dafür, dass die Tests freiwillig bleiben sollten.
Am Mittwoch (14.4.) sind vor dem OVG in Münster neun Klagen zur Testpflicht an Schulen eingegangen. In Schwerte gab es eine Demonstration „besorgter Eltern“. Und meine Nachbarn? Die würden ihren Junior lieber ganz zu Hause lassen, bevor der sich testen lassen muss.
Seid ihr alle noch bei Trost?
Mit jedem Kind, das ungetestet zur Schule kommt, erhöht sich das Risiko, sich mit einer möglicherweise tödlichen Lungenkrankheit zu infizieren. Und zwar auch für andere Kinder, deren Familien und Lehrer. Wer sich also gegen eine Testung sperrt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass das schlicht und ergreifend die Gemeinschaft schädigt und nicht sozial ist. Asozial eben.
Mal abgesehen davon, dass Kinder sich sowieso den ganzen Tag Dinge in Nase, Mund oder Ohren stecken: Beim Shoppen und Reisen gibt es ebenfalls eine Testpflicht. Hier ist der Widerstand nicht so hoch. Wenn Eltern erlauben, dass ihrem Kind vor dem Strandurlaub oder vor dem Nike-Shop ein Wattestäbchen in die Nase gesteckt wird – warum verweigern sie das dann für den Schulbesuch?
Es gibt Eltern, die die „psychische Belastung“ ihrer Kinder ins Feld führen, sollte deren Test positiv ausfallen. Liebe Leute: Es handelt sich hier ja nicht um die Syphilis. Niemand wird mit dem Finger auf ein Kind zeigen und es vor der ganzen Klasse auslachen, wenn der Corona-Test positiv ist.
Das Homeschooling hat Kinder, Eltern, Lehrer und Arbeitgeber längst an ihre Grenzen gebracht. Mit flächendeckenden Tests könnte man es schaffen, dass alle Kinder wieder regelmäßig zur Schule gehen dürfen. Ganz sicher gibt es bei der Umsetzung noch Abläufe, die nicht funktionieren. Aber gar nicht zu testen – und sein Kind zu Hause zu lassen – ist keine Alternative.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
