
© Martina Niehaus
Großes Loch in Schwerter Straße wird für Autofahrer zum Schockmoment
Tagesbruch
Ein Loch hat sich unvermittelt am Straßenrand aufgetan. Alfred Lesch ist mit seinem Auto hineingefahren. Abgesperrt war es zu diesem Zeitpunkt nicht. „Man rechnet doch nicht mit so einem Krater.“
Es ist knapp einen Meter lang, 50 Zentimeter breit und rund einen halben Meter tief: Ein ovales Loch hat sich am rechten Fahrbahnrand der Graf-Adolf-Straße aufgetan. Ein Schwerter Autofahrer ist am Montagabend (6.9.) hineingefahren. Das Problem: Anwohner sagen, sie hätten die Stadt bereits mittags über das Loch im Boden informiert.

Alfred Lesch zeigt auf das Loch, in das er wenige Tage zuvor hineingefahren ist. Der Schwerter sagt: „Das hätte doch abgesichert sein müssen.“ © Martina Niehaus
Gegen 21 Uhr fährt Alfred Lesch mit dem Vorderreifen seines BMWs in das Loch hinein. „Ich bin mit dem rechten Vorderrad hineingeraten und wurde richtig aus dem Sitz nach oben geschleudert. Dann bin ich wieder runtergeknallt. Ich habe mich richtig erschrocken“, erinnert er sich.
„Man rechnet doch nicht mit so einem Krater“
Zuerst denkt der Autofahrer, er sei in einen Gully gefahren. Dann entdeckt er das Loch in der Straße. „Das ist einfach unglaublich. Man rechnet doch nicht mit so einem Krater in der Straße.“
Alfred Lesch verständigt die Polizei. „Wir waren dort vor Ort“, bestätigt Pressesprecher Christian Stein. Die Polizisten hätten auch die Feuerwehr informiert. Die hätte die Gefahrenstelle dann gemeinsam mit dem Bereitschaftsdienst der Stadtwerke abgesichert.

In der Graf-Adolf-Straße, in Höhe der Hausnummer 10, hat sich unvermittelt ein Loch am Straßenrand aufgetan. Inzwischen schützt eine Absperrung die Passanten. © Martina Niehaus
Das ist zu spät, findet Alfred Lesch. Der 58-jährige Schwerter hat bei dem Unfall leichte Rückenverletzungen davongetragen. „Knapp zwei Stunden später erst merkte ich, dass mir der Rücken wehtat. Ich bin ins Krankenhaus gefahren. Der Arzt sagte, das sei normal. Ich hätte vermutlich unter Schock gestanden.“
Warum wurde das Loch nicht rechtzeitig gesichert?
Am Donnerstag (9.9.) zeigt uns Alfred Lesch noch einmal die Stelle, an der das Ganze passiert ist. Inzwischen ist die Stelle ordnungsgemäß abgesichert. Nicht rechtzeitig, findet der Schwerter. Er fragt: „Warum hat die Stadt vorher nichts gesichert?“
Denn eine Anwohnerin soll bei der Stadt angerufen haben. Das erzählt am Donnerstag Anwohner Christian Lehnert. „Ich habe das Loch am Montag gegen 14 Uhr gesehen, musste aber dringend weg. Ich habe deshalb meine Tochter gebeten, bei der Stadt anzurufen. Um 15 Uhr hat sie mir eine Nachricht geschickt, dass sie jemanden erreicht hätte. Man wollte sich kümmern“, erzählt er.
Stadt: Kein Anruf ist eingegangen
Stadtsprecher Ingo Rous hingegen sagt: „Wir haben an keiner der zuständigen Stellen einen Anruf erhalten. Weder beim Ordnungsamt noch beim Baubetriebshof noch beim Beschwerdemanagement.“ Die Kollegen dort seien sehr gewissenhaft und würden über jeden Anruf Protokoll führen. „Ich lege für meine Kollegen die Hand ins Feuer. Hier hat niemand angerufen.“
Hat es eventuell ein Missverständnis oder eine Verwechslung gegeben? Denn Polizeisprecher Christian Stein erwähnt einen Anruf bei der Polizei am gleichen Tag, der ähnlich klingt. Gegen 13.55 Uhr habe ein Herr angerufen und ein großes Loch am Fahrbahnrand gemeldet. Allerdings an der Karl-Gerharts-Straße 10. „Die Kollegen sind rausgefahren, haben aber kein Loch dort vorgefunden“, erklärt der Pressesprecher.

Blätter und Schotter liegen in dem Loch. Inzwischen ist es gesichert. © Martina Niehaus
Die Uhrzeit, die Hausnummer und das gemeldete Loch stimmen überein, der Straßenname und die Tatsache, dass der Anrufer bei der Polizei männlich war, passen nicht.
Am Freitagnachmittag (10.9.) meldet sich auch die junge Anwohnerin bei uns. Sie sei vom Bürgerbüro zunächst weitergeleitet worden und habe dann eine Rufnummer bekommen, unter der sie mit einer Frau gesprochen habe. Die habe zugesagt, dass man sich kümmern wolle. Die Rufnummer gehört zu den Schwerter Stadtwerken. Dort war am Freitagnachmittag allerdings niemand mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Doch wie auch immer es passieren konnte: Das Ganze ist einigermaßen glimpflich abgelaufen. Die Unterseite von Alfred Leschs Wagens ist verschrammt; ein Gutachter wird sich den Schaden ansehen. Und sein Rücken tut ihm weiter weh. Doch das ist es nicht, was Lesch aufregt. „Wenn hier ein Radfahrer reingefahren wäre, der hätte sich das Genick brechen können.“
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
