„Zum ersten Abend gehe ich mit Bauchschmerzen“, sagt Heike Nolte. Die 65-Jährige und ihr Ehemann Klaus Nolte (75) veranstalten in diesem Jahr zum 23. Mal den Stadtadventskalender in Westhofen. Jeden Tag öffnet ein Haus seine Fenster und lädt zu Gedichten, Liedern, Geschichten, guten Gesprächen, warmen Getränken oder Knabbereien ein.
Die Aufregung im Bauch komme daher, dass Heike und Klaus Nolte vorher nie wissen, ob alles funktionieren wird. Doch die Sorgen waren unbegründet. 70 bis 80 Leute kamen an diesem 1. Dezember zum ersten Fenster des Stadtadventskalenders. Den Brauch, der ursprünglich aus der Schweiz kommt, veranstaltet das Ehepaar 2022 allerdings zum letzten Mal.

Dabei ist die Aktion sehr beliebt. Schon im Juli, bei 30 Grad im Schatten, klingelte bei Familie Nolte das Telefon. „Dürft ihr denn wieder?“, lautete die Frage. Nach zwei langen Jahren Corona-Pause konnten es Kirchengemeinde, Nachbarn und Gäste aus der Umgebung gar nicht mehr abwarten. Umso mehr freuen sich Heike und Klaus Nolte ihre Garage und den Platz hinter ihrem Haus Ende Dezember wieder umzugestalten.
23 Ordner voller Erinnerungen
Das Ehepaar sammelt Gedichte, Geschichten, Fotos und Liedtexte seit 1998 in Ordnern. Darin stecken Erinnerungen an schöne Gespräche, und lustige Situationen. Das Jahr 2010 ist den beiden besonders im Gedächtnis geblieben. „Innerhalb von zwei Stunden fing es damals so doll an zu schneien“, erinnert sich Heike Nolte, „da gab es gefrorene Schmalzbrote zu essen.“

In diesem Jahr startete der Adventskalender mit einer jüdischen Geschichte. Im Fenster stand der siebenarmiger Leuchter (Menora). „Es ist schön, auch andere Religionen kennenzulernen“, findet Klaus Nolte. Aber nicht nur Privat-Leute gestalten weitere Fenster oder auch Türen. Soziale Einrichtungen, wie die Station West der Diakonie oder Kindergärten nehmen ebenfalls mit Begeisterung am Stadtadventskalender teil.
Eine Menge Zeit und Planung
Der Abschluss des Adventskalenders findet in diesem Jahr am 22. Dezember statt. Das 24. Fenster ist reserviert für die Gottesdienste in den Kirchen. So habe Heike Nolte in diesem Jahr auch ein bisschen mehr Zeit kurz vor Weihnachten. Denn den Stadtadventskalender zu organisieren, nehme eine Menge Zeit in Anspruch. Bereits im Oktober kreisen die Gedanken und die Planung beginnt.

Nach 25 Jahren möchten die Zwei den Staffelstab abgeben. „Am liebsten an ein Team“, sagt Klaus Nolte. So sei es einfacher, sich zu organisieren, wenn mal jemand an einem Abend verhindert ist. Eins können Heike und Klaus Nolte eindeutig sagen: In den letzten Jahren haben sie viele Menschen kennengelernt, von denen sie gerne gesehen werden. Sollten sie doch einmal an einem Fenster fehlen, dann fragen die Menschen sofort „Wo wart ihr denn gestern?“
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