Beim Antikörpertest muss man ein wenig Blut lockermachen. Dafür erfährt man, wie gut man gegen eine Infektion geschützt ist. Wir haben das Ganze einmal ausprobiert.

© Irina Höfken

Ein kurzer Piks, ein Tropfen Blut: Der Antikörper-Test im Test

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Steigende Inzidenzen und die Frage nach der Booster-Impfung verunsichern viele Menschen. Ob eine Auffrischung sinnvoll ist, kann ein Antikörper-Test zeigen. Wir haben ihn in Schwerte ausprobiert.

Schwerte

, 06.11.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die vierte Corona-Welle, steigende Inzidenz-Zahlen sowie die Diskussion um den richtigen Zeitpunkt für eine Booster-Impfung bringen gerade viele ins Grübeln.

Apotheker Carsten Schumacher, der Apotheken in Dortmund und Schwerte betreibt, hatte deshalb eine Idee: Ab Montag (8.11.) bietet er unter anderem im Schwerter Corona-Testzentrum an der Bahnhofstraße sogenannte Antikörper-Tests an.

Wie funktioniert so ein Test? Finden wir es heraus!

Wie funktioniert so ein Antikörper-Test, welche Erkenntnisse bringt er, was kostet er? Meine Kollegin Irina Höfken und ich haben das herausgefunden. Wir haben beide den Test machen lassen, der hochoffiziell „SARS-CoV-2-neutralisierender Antikörper-Test“ heißt.

Irina und ich sind beide mit Biontech gegen das Coronavirus geimpft worden – ich zuletzt im Juli, Irina im August. Jetzt möchten wir wissen, ob wir genug Antikörper im Blut haben – und somit gegen eine mögliche Corona-Infektion und einen schweren Verlauf geschützt sind.

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Acht Tests kann man gleichzeitig vornehmen

Wir betreten das Testzentrum an der Bahnhofstraße 19a. Der Chef selbst ist auch da: Apotheker Carsten Schumacher (48) erklärt uns genau, was wir machen müssen. Auch Filialleiter Daniel Metzen ist dabei. Ich bin zuerst dran und nehme auf einem Stuhl Platz – auf dem Tischchen neben mir steht ein Gerät, das irgendwie aussieht wie unser Tintenstrahl-Drucker zu Hause. Etwas moderner vielleicht.

Doch das Gerät ist etwas ganz Besonderes: „Das ist der VitaLab LS 2100“, erklärt Schumacher stolz. Bis zu acht Antikörper-Tests kann man dort gleichzeitig durchführen. Das freut mich – ich möchte mich aber bitte nur einmal piksen lassen, nicht achtmal.

„Achtung, gleich pikst es!“

Diese Aufgabe übernimmt Catharina Hüsken-Frodl. Die medizinische Fachangestellte fragt mich, welchen meiner Finger ich für die Untersuchung „opfern“ möchte. Ich entscheide mich für den rechten Zeigefinger. Bevor es losgeht, soll ich die Hände aneinander reiben, um sie aufzuwärmen. Damit das Blut besser fließt.

Gleich pikst es: Tapfer halte ich meinen rechten Zeigefinger hin.

Gleich pikst es: Tapfer halte ich meinen rechten Zeigefinger hin. © Irina Höfken

Dann geht es ganz flott: Catharina Hüsken-Frodl hält mir eine kleine Lanzette zeitlich an den Finger, dann warnt sie: „Achtung, es pikst!“ Zu viel Information für mich. Doch bevor ich flüchten kann, gibt es einen kurzen Klicklaut und einen winzigen Piks. Puh – geschafft.

Jetzt drückt die MFA meinen Finger, und tatsächlich erscheint ein Blutstropfen. Den fängt sie in einem Röhrchen auf. Insgesamt werde ich auf diese Weise 20 Mikroliter Blut los. Anschließend vermischt sie das Blut mit einer Pufferlösung. „Das Ganze wird dann gerührt, nicht geschüttelt“, sagt sie und lacht.

Das kleine Gerät, das mein Blut und die Pufferlösung enthält, wird in den VitaLab geschoben. Dort kann man auf dem Display erkennen, dass meine Probe analysiert wird. Rund zehn Minuten dauert die Analyse.

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Nicht alle sind mit ihrem Blut so großzügig wie ich

Zeit genug für Catharina Hüsken-Frodl, um auch meine Kollegin Irina Höfken „in die Mangel“ zu nehmen. Irina ist mit ihrer Blutprobe nicht so großzügig wie ich: Bei ihr will das Blut einfach nicht aus dem Finger fließen. Da kann die MFA drücken, wie sie will.

Irinas Blut fließt nicht so schnell. Deshalb muss sie sich zweimal pieksen lassen.

Irinas Blut fließt nicht so schnell. Deshalb muss sie sich zweimal pieksen lassen. © Martina Niehaus

Doch Irina ist tapfer und hält einen weiteren Finger zum Abzapfen hin. Apotheker Carsten Schumacher erklärt, dass so etwas durchaus vorkomme. „Wichtig ist, dass man immer genug trinkt“, mahnt er. Und reicht Irina gleich ein Fläschchen Wasser. Am Ende bekommt das Team doch noch die nötigen 20 Mikroliter aus Irinas Finger hinausgequetscht.

Kurze Zeit später spuckt der VitaLab LS 2100 zwei Zettelchen aus. Darauf ist der Wert zu sehen, auf den wir so gespannt gewartet haben: Der Anteil unserer Corona-Antikörper im Blut, gemessen in BAU (Binding Antibody Units = neutralisierende Antikörper-Einheiten) pro Milliliter.

Was sind eigentlich gute Werte?

Und wir liegen gar nicht so schlecht: Ich habe 2.048,52 BAU/ml, Irina hat sogar 2.490 BAU/ml.

„Alle Werte über 1.000 sind auf jeden Fall gute Werte“, erklärt Carsten Schumacher. Gar keinen Antikörper-Schutz habe man, wenn ein Wert unter 21,8 BAU/ml ermittelt würde.

Die Ergebnisse können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Denn die Bildung von Antikörpern nach einer Impfung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Schumacher: „Ich habe kürzlich bei einem Ehepaar die Werte gemessen, die sich beide zeitgleich hatten impfen lassen. Ihr Wert war bei 50, seiner lag bei über 3.000.“

Zum Schluss bekommen wir einen Zettel und eine Art Zertifikat. Darauf ist der Wert zu sehen. Ich habe 2048,52 BAU / ml. Das ist ein guter Wert, ich habe also viele Antikörper. Irinas Wert ist sogar noch höher.

Zum Schluss bekommen wir einen Zettel und eine Art Zertifikat. Darauf ist der Wert zu sehen. Ich habe 2048,52 BAU / ml. Das ist ein guter Wert, ich habe also viele Antikörper. Irinas Wert ist sogar noch höher. © Irina Höfken

Ab welchem Wert man eine Booster-Impfung braucht, sollte man daher auf jeden Fall mit seinem Arzt besprechen. Wer sich testen lässt, bekommt ein Ergebnis-Zertifikat, das er beim Arzt vorlegen kann. „Der würde dann über eine Impfung entscheiden.“

Angesichts der Tatsache, dass zurzeit viele Ärzte über volle Terminkalender klagen und so manche Drittimpfung gar nicht zeitnah erfolgen kann, kann der Antikörpertest Erkenntnisse liefern: Sind die Werte sehr niedrig, macht eine sofortige Booster-Impfung Sinn. Hat jemand gute Werte, kann man etwas beruhigter auf den Termin warten.

Irina und ich sind jedenfalls beruhigt. Wir wissen, dass wir eine hohe Anzahl von Corona-Antikörpern im Blut haben. Damit sind wir im Fall einer Infektion höchstwahrscheinlich gegen einen schweren Verlauf geschützt. Das ist gut zu wissen.

Antikörper-Tests im Corona-Testzentrum Schwerte

  • Ab Montag (8.11.) bietet das Corona-Testzentrum in der Bahnhofstraße 19a neben Schnelltests auch Antikörper-Tests an.
  • Der Test basiert auf der WHO-standardisierten Methode BAU/ml.
  • Der Preis für den Test beträgt 19 Euro. Innerhalb von 20 Minuten bekommt man das Ergebnis per Mail zugeschickt.
  • Öffnungszeiten: montags und freitags von 8.30 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 8 bis 15 Uhr. Bei Fragen kann man unter Tel. (01575) 20 66 580 anrufen.
  • Für den Antikörper-Test muss man keinen Termin vereinbaren, sondern kann einfach zu den Öffnungszeiten hineinschauen.
  • Auch im TOP-Tagungszentrum in Dortmund (Emil-Figge-Straße 43) sowie in der Farma-Plus-Apotheke Central (Provinzialstraße 413) kann man Antikörper-Tests machen lassen.