Schwimmprüfung im Hallenbad Kamen: Schülerin Pia Grau vom Friedrich-Bährens-Gymnasium in Schwerte legt ihre Abiturprüfung im Bereich Schwimmen im Kamener Hallenbad ab.

© Stefan Milk

Allein im Hallenbad: Pia schwimmt mit Bravour zum Sport-Abitur

rnAus Schwerte nach Kamen

Ganz allein im Hallenbad, in dem sonst Hunderte schwimmen: Pia Grau aus Schwerte springt für ihr Sport-Abi in Kamen ins Wasser, weil andere Hallenbäder geschlossen sind.

Kamen, Schwerte

, 12.05.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Pia Grau hat es nach 800 Metern im Wasser des Kamener Hallenbades geschafft. Mit der Note 1+. In Worten: Eins plus!

15 Punkte für ihr Sport-Abitur, für das die Schülerin des Friedrich-Bährens-Gymnasiums in Schwerte einen Abstecher mit ihren Lehrern Torsten Warscheid und Holger Auer nach Kamen machte. Denn das Hallenbad ist eines der wenigen in der Region, die betriebsbereit sind, obwohl offiziell es gar nicht geöffnet ist. Die Öffentlichkeit muss coranabedingt draußen bleiben.

Michael Bähner, seit vielen Jahren Chef des Hallenbades Kamen, hat die Anlage bestens präpariert für die Abiturprüfungen.

Michael Bähner, seit vielen Jahren Chef des Hallenbades Kamen, hat die Anlage bestens präpariert für die Abiturprüfungen. © Archiv

Drei Mal wöchentlich Training möglich

Das gilt nicht für einige Schüler aus Kamen und eben auch Pia Grau aus Schwerte, die sich auf die praktischen Schwimm-Prüfungen für das Abitur vorbereiten mussten. Vor anderthalb Wochen haben deswegen Marcus Müller, Bäderleiter der Gemeinschaftsstadtwerke Kamen-Bergkamen-Bönen, und Hallenbad-Leiter Michael Bähner die alten Anlagen, die mittelfristig durch ein Kombibad ersetzt werden sollen, wieder hochgefahren. Seitdem kommen vier Schüler, davon drei von Gesamtschule und Gymnasium, und die Schülerin aus Schwerte zum Training. Wöchentlich drei Mal gibt Bähner dazu die Startblöcke frei, nächster Termin ist jetzt am Donnerstag

Heizung, Pumpen, Filter – all das läuft wieder im Hallenbad Kamen, um Schülern die Prüfungen zum Sport-Abi zu ermöglichen.

Heizung, Pumpen, Filter – all das läuft wieder im Hallenbad Kamen, um Schülern die Prüfungen zum Sport-Abi zu ermöglichen. © Stefan Milk

Das leere Becken geschwind durchpflügt

Am Dienstag krault Pia Grau durch das Wasser. Die 18-jährige Schwerterin hat Leistungskurs Sport und muss die 800 Meter in dem Becken, das durch die Hubwand auf 25 Meter verkürzt ist, in höchstens 13 Minuten und 50 Sekunden schaffen, um die erwünschte Eins plus zu schaffen. Für die Leistungssportlerin kein Problem. Sie durchpflügt das ansonsten leere Becken, 32 Bahnen an der Zahl, und schlägt bei 11 Minuten und 30 Sekunden ab. Eine Eins plus mit Sternchen.

Perfekte Bedingungen bei 28 Grad Wassertemperatur
„Es fehlt ein bisschen die Orientierung, wenn sonst niemand schwimmt.“
Schülerin Pia Grau

Ein ganzes Hallenbad für sich allein. Als sich Pia am Beckenrand warm macht ist, ist die Wasseroberfläche wie ein großer Spiegel, unbewegt und ohne kleinste Welle. „Es ist schon ungewöhnlich, in einem leeren Becken zu schwimmen“, nickt sie. „Es fehlt ein bisschen die Orientierung.“ Ansonsten sind die Bedingungen perfekt. Die Wassertemperatur beträgt 28 Grad. „Das ist etwas wärmer als geplant“, sagt Müller schmunzelnd. Eigentlich sollten es 26 Grad sein. Aber besser etwas wärmer, als zu kalt.

Angebot aus Kamen für alle Schulen im Kreis

Dass das Schwerter Gymnasium auf das Hallenbad Kamen stieß, hat zweierlei Gründe.

Bürgermeisterin Elke Kappen hatte in einer Bürgermeisterkonferenz, ausgetragen über Video, angeboten, dass die Schulen im Kreis Unna für die Abi-Prüfungen auf das Kamener Hallenbad zurückgreifen können. Und in Schwerte ist ein Kamener, der in der SPD Ratherr war, als Schulleiter tätig: Heiko Klanke. „Das Hallenbad in Schwerte ist geschlossen“, berichtet Sportlehrer Warscheid. „Es hätte notfalls auch aufgemacht, das hätte aber mindestens drei Tage gedauert.“

Zuhause mit einem Zugseil im Zimmer trainiert

Da in Kamen bereits zwei Gymnasiasten und Gesamtschüler das Hallenbad fürs Training nutzten, schloss sich Pia Grau an. Denn in Zeiten von Corona war es bei wochenlanger Bäderschließung nicht einfach, sich auf die Schwimm-Langstrecke vorzubereiten.

„Ich habe zuhause viel Krafttraining gemacht, mit einem Zugseil in meinem Zimmer“, berichtet sie. Drei Mal konnte sie jetzt für ihre Prüfung im Wasser trainieren und musste dann gegenüber ihren Lehrern signalisieren, dass sie fit genug ist.

„Sie hätte auch verzichten und die Laufstrecke wählen können“, berichtet Warscheid. Für Pia, die seit dem neunten Lebensjahr aber Wettkampfsport im Schwimmverein betreibt, kam das nicht in Frage, aber für eine andere LK-Schülerin aus der 16-köpfigen Gruppe: Sie wählte stattdessen den 5000-Meter-Lauf. Und sie bestand.

Schwerter Gymnasium trägt das Siegel „Sportbetonte Schule“

Die Lehrer Warscheid und Auer waren erleichtert, als das Angebot aus Kamen kam. „Wir haben lange gezweifelt, ob wir die praktischen Prüfungen über die Bühne bekommen“, sagt Warscheid. Für die Sportschüler sei die anstehende Prüfungszeit herausfordernd. Sie müssen binnen der nächsten zwei Wochen zusätzlich zu den vier Abi-Klausuren drei Praxisprüfungen durchstehen. „Das ist schon eng getaktet“, berichtet Auer. Das Schwerter Gymnasium trägt das Siegel „Sportbetonte Schule“. Eine von jährlich vier Eingangsklassen wird als Sportlerklasse definiert. Diese stellt jene Top-Sportler, die sich regelmäßig für Schulmeisterschaften auf Bundesebene qualifizieren. Wie zuletzt im Triathlon oder Tennis.

Jetzt lesen

Technikgruppe kontrolliert Bäder täglich

Für Müller und Bähner war es kein allzu großes Problem, das Hallenbad wieder hochzufahren. „Wir haben das Wasser nicht abgelassen, aber weniger geheizt“, erläutert er. Mit der Schließung durch Corona sei eine Technikgruppe eingerichtet worden, die jeden Tag die GSW-Bäder abgefahren hat. „Um das Trinkwassersystem durchzuspülen, eine Wasserprobe zu nehmen, die Technik zu kontrollieren“, sagt er. Für Pia ein Glücksfall. Sie schwamm mit Bravour zum Abitur.