In Schwerte und Umgebung gibt es noch ein paar Bauernhöfe. Einer davon ist das Haus Rutenborn. Zuhause sind dort Birgit und Bernd Schulte, die den Hof 1986 von Bernd Schultes Eltern übernommen haben. Neben den menschlichen Bewohnern gibt es auf dem Hof vor allem eines: Kühe und Kälber.
Die Kühe und Felder machen das ganze Jahr über Arbeit – aber manche Monate sind kräftezehrender als andere. Der Winter ist für Birgit und Bernd Schulte sehr wichtig. Dort kommen die Kälber zur Welt. „Da muss man immer parat sein“, erklärt Birgit Schulte. Bei den meisten Geburten müssen sie nicht viel machen, in Einzelfällen muss aber auch mal der Tierarzt kommen. „Es ist aber total schön zu sehen, wie die Kälber zum ersten Mal aufstehen und säugen“, so Schulte.
Nach den Jahreszeiten
In den Frühlings- und Sommermonaten, wenn die Kälber mit ihren Mutterkühen auf der Weide sind, beginnt die Arbeit auf den Feldern. Sie müssen bestellt, gepflegt und geerntet werden. Im Herbst geht es dann vor allem um die Vermarktung des Fleisches. Verkauft wird ausschließlich an Privatleute: „Das sind Leute, die Wert auf gutes Fleisch legen und wissen wollen, wo es herkommt“, erklärt Birgit Schulte. 90 Prozent ihrer Kundinnen und Kunden sind Stammkundschaft.
Die Ernte bleibt zum Teil als Futter auf dem Hof, der restliche Teil wird regional vermarktet. So wird der Roggen in Mühlen für Bäcker weiterverarbeitet oder Gerste und Weizen an umliegende Schweine- und Hühnerhalter verkauft. Der Mais wird zur Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt. Die nötigen Kontakte ergeben sich über die Jahre, so Bernd Schulte.
Büro statt Stall
Über die Jahre hat sich auch einiges anderes verändert. „Früher hatten wir einen Aktenordner mit Papierkram, heute ist der ganze Schrank voll“, erzählt Birgit Schulte und deutet auf den Aktenschrank. Mittlerweile müssen Landwirte jeden Schritt auf ihren Flächen dokumentieren – vor allem, wenn sie Zuschüsse bekommen möchten. „Jedes Gramm Dünger unserer eigenen Tiere muss dokumentiert werden“, erklärt Bernd Schulte.
„Das Wetter ist immer ein großer Faktor“, erzählt Bernd Schulte. Für ihn und seine Frau sind die trockenen Jahre stressfreier als nasse Jahre. Das Ehepaar ist sich darüber bewusst, dass sie mit den Lehmböden, die viel Wasser speichern, über gute Bedingungen verfügen. Deshalb sind sie in den letzten Jahren gut zurecht gekommen. Nasse Jahre sind für sie jedoch sehr anstrengend, da mit jedem Regenschauer die Qualität des reifen Getreides sinkt.
Doch auch auf dem Hof des Ehepaares hat die trockene Zeit negative Auswirkungen: Die Wiesen leiden und man muss die Kühe viel früher als geplant zusätzlich füttern. Ansonsten haben sie jedoch Glück gehabt und sind mit ihrer Art von Viehhaltung am Zahn der Zeit. Zwar betreiben die Schultes keinen Bio-Bauernhof, aber extensive Tierhaltung. Das heißt in ihrem Fall, dass sie wenig Tiere in einem großzügigen Naturschutzgebiet halten. Diese Art der Haltung sei von der Gesellschaft gewollt, so Bernd Schulte.
Andere leiden mehr
Die Gesellschaft akzeptiere heute keine intensive Tierhaltung mehr und übe Druck auf die Politik aus. Bernd Schulte ärgert sich über die Reaktion der Politik: „Das ist nicht praxisgerecht.“ Mit neu geschaffenen Rahmenbedingungen verfolgen sie vielleicht gute Absichten, die Beschlüsse und Richtlinien seien aber nicht gut durchdacht.
Wenn Baugenehmigungen erst jahrelang ignoriert und dann abgelehnt würden, bleibe Landwirten manchmal nichts anderes übrig, als den Betrieb aufzugeben. Der Beruf werde somit vor allem durch die fehlende Planungssicherheit unattraktiv für junge Menschen, so die Schultes.

Auswirkungen auf Konsumenten
Wenn es das Fleisch oder andere landwirtschaftliche Produkte in Deutschland nicht mehr gibt, kommt es aus anderen Ländern, erklärt Bernd Schulte. Das führt letztendlich dazu, dass die Haltung der Tiere und auch die Lebensmittelproduktionen viel schwerer zu kontrollieren sind.
Bernd und Birgit Schulte sind trotz allem zufrieden in ihrem Beruf – sie haben Glück gehabt. Birgit Schulte schwärmt vor allem von der Arbeit mit den Tieren und auch der Kundschaft. Sie freut sich, dass sie ihren Kundinnen und Kunden ermöglichen kann, Fleisch von gut gehaltenen Tieren zu kaufen. Bernd Schulte betont die freie Entscheidungsfähigkeit, die trotz der neu entstandenen Zwänge bestehen bleibt.
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