
© Reinhard Schmitz
Kneipe verkauft: Einst Musikpub, später „Stall“ – und was kommt jetzt?
Gastronomie in Schwerte
Die Atmosphäre im Inneren ist einzigartig. Aber seit knapp drei Jahren stand der frühere Musikpub in Wandhofen leer. Jetzt hat Frank Goll ihn verkauft. Im Groben kennt er den Plan der Neuen.
Hinter den großen Glasfronten zum Parkplatz sind Möbelstücke aufgestapelt und mit Plastikplanen abgedeckt. Neben dem Haupteingang im Innenhof steht ein Kleincontainer, gut gefüllt mit Fliesenstücken und anderem Bauschutt.
Nach jahrelangem Stillstand tut sich was am früheren Musikpub und „Stall“ in Wandhofen, der nach seiner letzten Nutzung als „American Burger Lounge“ seit dem Frühjahr 2019 leer stand.
Das gesamte Gebäude-Ensemble hat den Eigentümer gewechselt
Der langjährige Eigentümer Frank Goll hat diese Arbeiten nicht in Auftrag gegeben. „Das ist richtig“, bestätigt er Gerüchte, dass er sich von der Immobilie getrennt habe. Vor sechs bis acht Wochen habe er nicht nur die Gastronomie verkauft, sondern sein komplettes Gebäude-Ensemble an der Einmündung Hagener Straße/Wandhofener Straße.
Dort sind eine Futtermittelhandlung, ein Sanitärgroßhandel und eine Tierarztpraxis untergebracht. „Das ist alles eine Einheit mit gemeinsamen Wegen und Parkflächen“, erläutert der Immobilienfachmann.

Der frühere Musikpub an der Ecke Wandhofener Straße/Hagener Straße hat einen neuen Eigentümer. © Reinhard Schmitz
Zu den Käufern kann Frank Goll nur sagen, dass einer von ihnen aus Schwerte und der andere nicht aus Schwerte komme. Über die Namen muss er schweigen: „Ich weiß nicht, ob die in den Vordergrund treten wollen oder später nur der Betreiber.“ Denn soviel steht fest: „Es wird wieder eine Gastronomie werden.“
Diesen Plan würden die Neuen mit ziemlich viel Engagement angehen. Selbst kämen sie beruflich aus einem ganz anderen Bereich, aber kennen das einzigartige gastronomische Kleinod wohl bereits aus früheren Zeiten.
Frank Goll: „Es wird eine Bereicherung für unsere Stadt“
Über ihre Pläne für die Gastronomie haben sich die Käufer laut Frank Goll „ziemlich bedeckt gehalten“. Das werde eine Wundertüte oder ein Überraschungspaket: „Es wird auf jeden Fall eine Bereicherung für unsere Stadt.“
Ob die Aufschrift auf dem Edelstahl-Briefkasten vor dem Gebäude einen Hinweis geben will? „SauStall UG Gastro & Co. KG“ ist dort zu lesen. Nach Internet-Hinweisen scheint eine solche Firma erst im November frisch ins Handelsregister eingetragen worden zu sein.

Die neuen Eigentümer scheinen schon loszulegen: Im Hof des früheren Musikpubs ist ein Kleincontainer bereits mit Fliesen und anderem Bauschutt gefüllt. © Reinhard Schmitz
„Stall“ war einer der vielen Namen, unter denen das bauliche Schmuckkästchen an der Wandhofener Straße von wechselnden Pächtern betrieben worden ist. 1980 hatte Frank Goll die Immobilie übernommen, die ursprünglich zu dem landwirtschaftlichen Betrieb „Schulte am Bruch“ gehörte.
Die Mauern, zum Teil aus massiven Bruchsteinen zusammengefügt, stammen aus den Jahren 1860 bis 1880. Von außen eher schlicht, überraschen sie im Innern mit ihrer ihrer einzigartigen Atmosphäre. Allgegenwärtig sind Einbauten aus uralten Backsteinen, Fachwerk-Konstruktionen, Sprossenfenstern und schmiedeeisernen Gittern. Gerade so, als hätte ein ganzes mittelalterliches Dorf Schutz gesucht unter dem hohen Dach.
Die Atmosphäre im Inneren ist einzigartig
Besonders von der Empore neben der mechanischen Turmuhr aus kann sich das Auge kaum sattsehen an den vielen liebevollen Details. Dazu gehört auch die kleine Holzhütte eines alten westfälischen Backhauses, die den Tresenbereich überspannt.
An dieser Stelle war die Tanzfläche des Musikpubs gewesen, als die Gastronomie in der Anfangszeit als Disko ihre Fans bis aus dem Sauerland anzog. Später wurde auf den 270 Quadratmetern unter dem Namen „Kuhstall“ und „Glockenschlach“ gefeiert, bis 2006 die letzte Disconacht stieg. Danach zog für fünf Jahre ein Weinhandel ein.

Der Name „Saustall UG" steht auf dem Edelstahl-Briefkasten vor dem früheren Musikpub. Ist das ein Hinweis auf den neuen Besitzer? © Reinhard Schmitz
Als sich keine Nachfolge aus dem Einzelhandel finden ließ, spielte Frank Goll schon kurz mit dem Gedanken, alles abreißen zu lassen. Doch sein Architekt riet ihm mit Erfolg, diesen Entschluss noch einmal zu überdenken, weil das Haus so einmalig ist.
Deshalb wurde es für die erneute Nutzung als Gaststätte renoviert. Die war dann bekannt als Scheune und später als Stall, wo regelmäßig auch Live-Konzerte stattfanden. Zuletzt wurden in den Räumen kurzzeitig Edel-Burger verkauft. Personalmangel nannten die Betreiber als Grund für ihren schnellen Rückzug.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
