Dortmunds Schüler dürfen bald wieder auf Schwertes Gymnasien - Es gibt aber eine Hintertür

© Aileen Kierstein

Dortmunds Schüler dürfen bald wieder auf Schwertes Gymnasien - Es gibt aber eine Hintertür

rnBeschulungsvereinbarung

Dürfen Dortmunder Schüler bald wieder auf Schwertes Gymnasien? Die Politiker aus Schwerte waren sich weitgehend einig: Ja. Eine Hintertür allerdings will man sich Jahr für Jahr offenhalten.

Schwerte

, 19.09.2019, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Am Ende stimmten nur die Grünen im Ausschuss für Schule und Sport mit Nein. Die Vertreter aller anderen Parteien und Wählergemeinschaften waren sich in der Sache einig, nur in Details nicht: Die Beschulungsvereinbarung zwischen den Städten Schwerte und Dortmund soll ab dem Schuljahr 2020/21 so kommen wie verabredet.

Demnach haben dann die Mädchen und Jungen von der Höchstener Grundschule sowie der Eintracht-Grundschule in Dortmund-Holzen wieder dieselben Rechte wie die Grundschüler aus Schwerte. Soll heißen: Wenn sie auf das Friedrich-Bährens- oder das Ruhrtal-Gymnasium (FBG/RTG) gehen wollen, dürfen sie auch.

Über Jahrzehnte war das so. Nach der Gründung der zweiten Gesamtschule in Schwerte vor einigen Jahren hatte die Bezirksregierung aus Arnsberg den Schwertern aber einige der Gymnasial-Klassen gestrichen. Als Reaktion hatte die Stadt Schwerte erklärt: Platz für Schüler aus dem Dortmunder Süden ist nur noch, wenn alle Kinder aus Schwerte untergekommen sind.

Vertrag über eine Laufzeit von fünf Jahren - also bis 2025/26

Im Sommer 2019 war das Signal aus Arnsberg dann ein ganz anderes: Die Bezirksregierung saß zusammen mit den Vertretern der Städte Dortmund und Schwerte am Tisch - und alle wollten, dass es nun zu einer Beschulungsvereinbarung kommt.

Man einigte sich zunächst auf eine Laufzeit von fünf Jahren und auf einen Wortlaut - und über diesen stimmen in dieser und nächster Woche die Politiker in Schwerte und Dortmund ab.

Zwei Sorgen: Abgelehnte Schwerter und hohe Kosten

Die Schwerter haben zwei grundlegende Sorgen. Das ist am Mittwochabend bei der Sitzung des Schulausschusses deutlich geworden:

1) Können wir sicher sein, dass kein einziger Schwerter Schüler abgelehnt wird?

2) Was kostet das? Können wir uns das überhaupt leisten?

Wenn Punkt eins jemals eintreten sollte, müsste Schwerte den Vertrag kündigen können, forderte CDU-Fraktionsvorsitzender Marco Kordt. Deshalb sollte man in zwei Jahren kritisch draufschauen.

Bürgermeister Dimitrios Axourgos (SPD) nahm das auf - und drehte es noch weiter: „Wir können es gerne jedes Jahr auf die Tagesordnung setzen.“ Der Vertrag mit Dortmund geht zwar von Schuljahr 2020/21 bis 2025/26. Es gibt aber auch Jahr für Jahr die Möglichkeit einer Kündigung - „aus wichtigem Grund“, wie es wörtlich heißt.

Die Signale, die die Politiker aller Fraktionen gaben: Diese Hintertür im Vertrag wolle man sich auch offenhalten.

„Es kann sein, dass Dortmund sagt: Das ist kein wichtiger Grund“

Bleibt Kritikpunkt zwei: die Kosten. „Das Ganze kostet die Stadt Schwerte 50.000 Euro“, sagte Marco Kordt. Das sei viel Geld für eine Stärkungspakt-Kommune wie Schwerte.

Die Grünen gingen von leicht anderen Zahlen aus, hatten aber ebenfalls große Bedenken: In den Jahren bis 2023 werde allein die Zahl der Schwerter Schüler so stark steigen, dass RTG und FBG zusätzliche Klassen einrichten müssten. Kämen dann noch die Dortmunder dazu, müsse gebaut werden. „Wer soll das dann bezahlen? Wer soll es planen und umsetzen?“, fragte Bruno Heinz-Fischer.

Sein Parteikollege Michael Rotthowe fügte hinzu: Jeder Dortmunder Schüler verursache für den Schwerter Haushalt Kosten. Und selbst wenn man den Vertrag wieder kündige - die Kosten für bereits aufgenommene Dortmunder blieben ja.

Und wäre eine Kündigung überhaupt möglich? „Es kann ja durchaus sein, dass die Stadt Dortmund sagt: Nein, das ist kein wichtiger Grund.“

RTG-Chefin Eschmann: Genug Platz für alle

Für die Grünen wogen diese Argumente so schwer, dass sie gegen die Vereinbarung mit Dortmund stimmten. SPD, CDU, WfS und Linke waren aber dafür. Auch dafür gab es Argumente. RTG-Schulleiterin Bärbel Eschmann beispielsweise versicherte: In den Zahlen für 2023 seien Dortmunder Schüler eingerechnet - und zudem noch Puffer. Außerdem hätten die Gymnasien genügend Platz, selbst dann, wenn es wieder zum Abitur nach 13 Schuljahren gehe.

Zwei Dinge, die man auch bedenken müsse, so Eschmann weiter: „Die Arnsberger sitzen doch jetzt mit am Tisch. Die Bezirksregierung ist endlich einmal der Verbündete.“ Schüler könnten gar nicht abgelehnt werden - Dortmunder und Schwerter seien ja gleichgestellt und somit berechtigt, Plätze zu bekommen.

Und jene 20 Schüler aus dem Dortmunder Süden, die man im Sommer 2019 habe ablehnen müssen - „die sind jetzt am Phoenix-Gymnasium in Containern gelandet“.