Einfach die Ohren spitzen und eintauchen in die Welt der Fantasie. 40 Prozent aller Vorschulkinder haben dieses Erlebnis noch nie gemacht. Nie hat sich jemand hingesetzt, um ihnen aus einem Buch vorzulesen. Diese Zahl schreckte Sigrid Reihs, die Vorsitzende des Freiwilligenzentrums, in einer Studie auf.
Ihre Gruppe konnte in den vergangenen zwei Corona-Jahren nichts dazu betragen, die Quote zu verbessern. Denn die üblichen Aktionen zum bundesweiten Vorlesetag mussten fast komplett ausfallen. Zu groß war das Risiko für die meist älteren Vorleser, da für Kinder damals noch kein Impfstoff zur Verfügung stand.
Umso Größeres ist jetzt zum 19. Bundesweiten Vorlesetag am 18. November (Freitag) in der Ruhrstadt geplant, wo das Freiwilligenzentrum mit dem Freundeskreis der Stadtbücherei und der Kulturkneipe Auf der Heide zusammenarbeitet. Gemeinsam wurde ein Programm auf die Beine gestellt, das nicht nur jüngere und ältere Kinder, sondern auch Erwachsene ansprechen soll.
Auch der Bürgermeister liest
Fünf Kindergärten wird das Freiwilligenzentrum an diesem Aktionstag besuchen, berichtet Sigrid Reihs. Ziel sei es, die Entwicklung der Sprachkompetenz zu fördern. Als Vorleser hätten „Menschen des öffentlichen Lebens“ wie der Bürgermeister und der Stadtwerke-Chef gewonnen werden können.
Sie bringen ihre eigenen Lieblings-Kinderbücher mit oder wählen aus dem Fundus aus, den die Kindergärten selbst vorrätig haben. Denn die Texte müssen natürlich auf die jeweilige Altersgruppe zugeschnitten sein: „Die Kleinen brauchen mehr Bilderbücher.“

Wichtig ist nicht nur das gesprochene Wort, sondern das ganze Ambiente. Für die Veranstaltungen soll eine Atmosphäre geschaffen werden, die verdeutlicht, dass Vorlesen etwas Besonderes sei. „Man kann es mit Wärme, Gemütlichkeit und Geborgenheit assoziieren“, ergänzt die Leiterin der Stadtbücherei, Anja Stock: „Das bleibt abrufbar, auch später als Erwachsener.“
470 Bücher werden verschenkt
Der Freundeskreis der Stadtbücherei selbst schwärmt aus in alle Schwerter Grundschulen, um dort die ersten Klassen zu besuchen. Sie hören Geschichten aus einem speziellen Vorlesebuch. Der Schmöker bleibt hinterher als Geschenk in der jeweiligen Klassenbücherei, sodass die Kinder die übrigen Kapitel selbst weiterlesen können.
„Zusätzlich besuchen wir in diesem Jahr die dritten Klassen“, sagt Anja Stock. Denn dieser Jahrgang war wegen der Coronazeit noch nie an der Aktion beteiligt. Anschließend erhalte jedes Kind ein eigenes Buch als Geschenk. Die Sparkassenstiftung half tatkräftig, die nötigen 470 Bände anzuschaffen. Doch Geld ist nicht alles. Es werden in den Grundschulen auch insgesamt 24 Vorleser gebraucht. Wer Zeit und Lust hat, kann sich bei Anja Stock melden unter Tel. (02304) 104-880.
Schwerter Sagen am Wuckenhof
Das Vorlese-Erlebnis soll aber nicht auf die jüngste Generation beschränkt bleiben. Erwachsene sind von 15 bis 16 Uhr in die Stadtbücherei an der Hagener Straße zu einer Märchenlesung bei Tee und Gebäck eingeladen. Sie können der ausgebildeten Märchenerzählerin Maria Anna Eder vom Freiwilligenzentrum lauschen.
Anschließend öffnet von 16 bis 17 Uhr das Lesefenster am Wuckenhof, Kötterbachstraße, wo die Schauspielerin Sylvia Guse die Sage von der Weißen Frau am Wuckenhof und andere Schwerter Geschichten vorträgt. Die Organisation hat Andrea Reinecke übernommen.
1001 Nacht und Schwerte-Krimi
Zum Abschluss des Tages schließlich haben Bücherfreunde die Qual der Wahl. Um 19 Uhr tragen unterschiedliche Vorleser in der Kulturkneipe Auf der Heide, Heidestraße 55, Geschichten aus 1001 Nacht vor (Eintritt frei).
Zur selben Zeit beginnt im Evangelischen Gemeindehaus Villigst, Villigster Straße 4, eine Krimilesung, bei der Burkhard Berens Passagen aus seinem Krimi „Mord an der Ruhr in Schwerte“ vorstellt (Eintritt ebenfalls frei).
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